Termin-Kollaps: Die Kollisionen neben der Rennpiste
Die Racing-Fans im deutschsprachigen Raum hatten zuletzt gleich mehrfach zwischen zeitgleich stattfindenden Weltklasse-Events zu entscheiden. Während von 19. bis 21. Juli in Most – unweit der deutschen Grenze – die Superbike-Weltmeisterschaft zu Gast war und BMW-Ass Toprak Razgatiloglu quasi vor der Haustüre der deutschen SBK-Fans zu bewundern war, stieg keine 100 Kilometer weiter südwestlich in Loket das MXGP-Motocross-Event.
Auch nach Loket reisen traditionell viele deutsche Zweirad-Fans und schwingen dort bei ausgelassener Volksfest-Atmosphäre ihre Fahnen für Simon Längenfelder & Co. Loket liegt auch nur eine Autostunde von Längenfelders Heimatort entfernt. Most ist noch vergleichsweise neu im SBK-Kalender. Mit Loket als Konkurrenz in Tschechien war der Termin aber mehr als fragwürdig. Im Falle dieser Terminkollision wäre jedoch die tschechische Föderation gefragt.
Aber auch in Deutschland gibt es immer wieder derartige «Kopfweh-Wochenenden» für die Racing-Fans: Jüngstes Beispiel war das diesjährige MotoGP-Mega-Event auf dem Sachsenring vom 5. bis 7. Juli. Obwohl der Deutschland-Grand Prix in diesem Jahr erneut für einen Besucherrekord sorgte, gab es national heftige Konkurrenz. Neben dem Sachsenring wurde an besagtem Wochenende nämlich auch in der DTM – dazu noch der große Klassiker auf dem Norisring – gefahren.
Als wäre dem noch nicht genug, kollidierten am vergangenen Wochenende auch der Formel 1 Grand Prix von Belgien mit dem Motocross-WM-Highlight in Lommel. Diese beiden Schauplätze sind nur etwa 140 Kilometer voneinander entfernt. Auch wenn sich die Zwei- und Vierrad-Fraktion nicht ganz so sehr im Wege stehen, ist dies mehr als erstaunlich.
«Die MotoGP und die DTM bewegen sich grundsätzlich in anderen Dynamiken und berücksichtigen bei der Terminfindung ganz unterschiedliche Gegebenheiten», erklärt Oliver Runschke vom ADAC und sagt zur speziellen Situation mit Sachsenring und Norisring in diesem Jahr: «In der MotoGP hatte die Dorna dieses Jahr den Grand Prix von Kasachstan zuerst geplant, daher konnten wir in diesem Jahr nicht am Termin Mitte Juni fahren, wie im Vorjahr. Dazu kam, dass Leipzig ein Spielort der Fußball-EM war und ein Grand Prix während der Spiele dort nicht möglich gewesen wäre, da uns sonst viele für den GP benötigten Einsatzkräfte nicht zur Verfügung gestanden hätten.»
Runschke skizziert zum diesjährigen Termin-Dilemma mit der DTM am Norisring und der MotoGP: «Bei der MotoGP bestimmt die Dorna-Geschäftsleitung die Termine. Zumeist stehen ein, zwei Termine zur Auswahl, die Dorna legt dann mit uns gemeinsam den GP-Termin fest. In der DTM legt der ADAC die Termine fest, allerdings sind diese aufgrund von Korrelationen mit anderen Rennserien im Sinne der Teilnehmer nicht komplett frei wählbar. Die DTM geht den bedeutenden 24h-Stunden-Rennen Le Mans, Spa und Nürburgring aus dem Weg. Dazu nehmen wir noch auf die Formel 1/Porsche Supercup Rücksicht, denn der Porsche Carrera Cup ist eine permanente Rahmenrennserie der DTM und der nationale Cup fährt nicht an Supercup-Wochenenden. Das limitiert die Anzahl der zur Verfügung stehenden Termine deutlich.»
Hinzu kommt laut Runschke eine weitere Einschränkung: «In Nürnberg ist das Gelände am Dutzendteich nicht frei verfügbar, da es durch andere Events sehr stark genutzt wird. Auch in diesem Jahr fanden dort direkt neben der DTM ein Konzert von Judas Priest, eines von Peter Foxx und ein Punk-Rock-Festival statt. Im Regelfall bekommen wir bzw. der Motorsport Club Nürnberg als Veranstalter von der Stadt Nürnberg zwei Termine zur Auswahl. Eine Woche früher zu fahren war in diesem Jahr nicht möglich aufgrund der 24h von Spa an dem Wochenende, somit blieb auch hier keine andere Wahl als auf den 5. bis 7. Juli zu gehen.»
Die Konsequenz aus Sicht des ADAC: «Wir mussten die bittere Pille also schlucken. Allerdings wissen wir auch, dass die Schnittmenge zwischen Fans, die beiden Events besuchen, recht gering ist. Dennoch ist so eine Überschneidung sehr unglücklich, insbesondere auch aus medialer Sicht.» Der ADAC-Manager hält grundsätzlich fest: «Terminplanung ist ein durchaus komplexes Thema mit sehr vielen Variablen und am Ende steht immer ein Ergebnis: 52 Wochen im Jahr sind einfach zu wenig.»