MotoGP: Yamaha entwickelt neuen V4-Motor

Entwicklungsstopp: Bleibt Ducati der große Gewinner?

Von Thomas Kuttruf
Auch 2024 sicherte sich Ducati früh die Hersteller-WM

Auch 2024 sicherte sich Ducati früh die Hersteller-WM

Ein Stopp der zukünftigen Motorenentwicklung ist genauso beschlossen wie die Verschiebung einer neuen Michelin-Reifengeneration. Hat Ducati mit den Beschlüssen damit das MotoGP-Titel-Abo bis 2027 in der Tasche?

Nach zähen Verhandlungen, die mehrfach neu aufgenommen wurden, kam es in Hinblick auf die Motorenentwicklung der MotoGP-Königklasse nun doch zu einer Einigung. Beschlossen ist: Für die Rennsaison 2026 dürfen keine neuen Motorspezifikationen für den Renneinsatz homologiert werden.

Hintergrund ist das gänzliche neue Regelwerk, welches ab der Saison 2027 den Einsatz von Vierzylinder-Motoren mit maximal 850 ccm vorschreibt. Ein Entwicklungskrieg zum Ende einer Reglements-Ära ist wenig zielführend beim Blick auf die ohnedies immens hohen Entwicklungskosten.

Gültigkeit hat der frische Beschluss ausschließlich für jene Hersteller, die sich nicht im letzten der vier Concessions-Ränge D befinden. Stand heute: Ducati, Aprilia und KTM. Honda und Yamaha dürfen, solange sie im Rang D um Anschluss kämpfen, weiter an den Prototyp-Motoren entwickeln und diese auch einsetzen.

Sollte Yamaha beispielsweise zur Saisonmitte 2025 weiterhin im D-Rang stehen und ein komplett neues M1-Bike mit V4-Antrieb bereitstehen, so wäre ein sofortiger Einsatz möglich.

Für die drei europäischen Hersteller gilt, solange sie nicht durch sportliches Vollversagen in den D-Rang abrutschen: Jene Antriebe, die zum Saisonstart 2025 zur Homologation angemeldet werden, laufen bis zur Ende der Ära im Herbst 2026 durch. Die Vorbereitung der 2025er-Spezifikationen hat damit höchste Priorität. Denn gelingt es den führenden Herstellern, ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten, dann werden zumindest die Kräfteverhältnisse unter Ducati, Aprilia und KTM in den nächsten beiden Jahren nicht wesentlich verschoben werden.

Was besonders das Projekt aus Bologna erfreuen dürfte. Seit dem Einstieg in die Königsklasse im Jahr 2003 hat sich Ducati zu der dominanten Marke im Fahrerlager entwickelt. Auch der Konstrukteurs-Titel 2024 wurde erneut frühzeitig einkassiert. In der Wertung der Hersteller hat Ducati vier Events vor dem Finale mehr als doppelt so viele Punkte eingefahren, wie KTM auf Rang 2. Die vier Mannschaften mit Ducati-Rennern liegen in den Top-5 der Team-Weltmeisterschaft.

Die Dominanz hängt nicht ausschließlich vom Antrieb ab, doch der Desmo-V4 ist der Grundstein des Erfolgs. Gelingt es die Erfolgsmerkmale des Aggregats auch in die Folgespezifikation zu überführen, steht die Basis für weitere Dauererfolge.

Hinzukommt ein weiterer wichtiger Faktor. Die im Rahmen des zweiten Misano-Wochenendes seitens Michelin verkündete Verschiebung der neuen Vorderreifengeneration auf die Saison 2026 bedeutet den Stillstand in zwei relevanten Disziplinen der Gesamtentwicklung.

Mit diesem Wissen sind die Aussichten für Ducati besonders gut, die Überbrückungsphase hin zur neuen MotoGP-Generation als führender Hersteller zu überstehen. Weltmeister Pecco Bagnaia übersetzte die Erkenntnisse in die Rennfahrersprache: «Ich kann mit Einfrieren der Motorenentwicklung gut leben, denn der Antrieb ist unser geringstes Problem.»

Anders sieht es für den derzeitigen WM-Tabellenführer Jorge Martin aus. Fakt ist, der Spanier bricht in Bälde mit seinem Wechsel ins Aprilia-Lager in völliges Neuland auf. Aprilia ist im Verlauf der Saison von KTM wieder in die Schranken verwiesen worden und Technik-Chef Romano Albesiano wird 2025 für Rivale Honda entwickeln. Mit dem ab Frühjahr 2025, mindestens bis zur Einführung des neuen Michelin-Vorderreifens weitestgehend starren Technik-Pakets, muss Martin alles auf die fahrerische Karte setzen. Das Gleiche gilt für dessen neuen Teamkollegen Marco Bezzecchi. Der Italiener steigt allerdings nicht vom höchsten Ross, sondern lediglich von der GP23 auf die Aprilia RS-GP herab.

Die MotoGP ist glücklicherweise ein Sport, der von wesentlich mehr als PS und schwarzem Gummi abhängt, doch die jüngsten Entscheidungen zu einer verlangsamten und eingefrorenen Entwicklung werden auch bei aller Notwendigkeit Einfluss auf den Wettbewerb nehmen. Dass 2025 «nur» noch sechs Ducati ausrücken werden, dürfte Bologna unter den neuen Vorzeichen wenig Sorgen bereiten. Gigi Dall’Igna ist jedenfalls zuzutrauen, dass er mit seiner Mannschaft auch die GP25 auf einen langen Erfolgskurs bringt.

WM-Stand nach 32 von 40 Rennen:

1. Martin, 392 Punkte. 2. Bagnaia 382. 3. Bastianini 313. 4. Marc Márquez 311. 5. Binder 183. 6. Acosta 181. 7. Viñales 163. 8. Morbidelli 136. 9. Bezzecchi 134. 10. Di Giannantonio 134. 11. Aleix Espargaro 134. 12. Alex Márquez 124. 13. Quartararo 86. 14. Oliveira 71. 15. Miller 66. 16. R. Fernández 56. 17. Zarco 36. 18. Nakagami 28. 19. Rins 20. 20. Mir 20. 21. A. Fernández 20. 22. Pol Espargaro 12. 23. Pedrosa 7. 24. Marini 5. 25. Bradl 2. 26. Gardner 0. 27. Savadori 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 574 Punkte. 2. KTM 275. 3. Aprilia 255. 4. Yamaha 97. 5. Honda 56.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 695 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 528. 3. Gresini Racing 435. 4. Aprilia Racing 297. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 268. 6. Red Bull KTM Factory Racing 249. 7. Red Bull GASGAS Tech3 201. 8. Trackhouse Racing 127. 9. Monster Energy Yamaha 106. 10. LCR Honda 64. 11. Repsol Honda Team 27

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