Wilco Zeelenberg: «Das war ein verrückter Fehler»
Der Niederländer Wilco Zeelenberg ist Manager des Yamaha-Werksteams auf der Seite von Jorge Lorenzo, für die Rossi-Abteilung ist Massimo Meregalli zuständig.
Lorenzo verpasste im Vorjahr trotz acht GP-Siegen den Titel gegen Marc Márquez um vier Punkte. Nach dem Malaysia-GP im Oktober schien der Titel ausser Reichweite.
Doch als Márquez in Australien eine Woche später die schwarze Flagge bekam und Lorenzo gewann, machte der Spanier mit einem Schlag 25 Punkte wett. Mit einem weiteren Sieg in Motegi brachte sich der Yamaha-Star für das Finale in Valencia noch einmal in Schlagdistanz.
Zeelenberg begreift den Australien-Fauxpas von Márquez und Repsol-Honda bis heute nicht. «Ich stand ganz oben an der Einfahrt zu Boxengasse und war sehr überrascht, als Márquez nach der zehnten Runde nicht in die Box einbog. Wir haben jede Runde sehr gewissenhaft gezählt; wir wollten 100-prozentige Gewissheit, dass Jorge keine zusätzliche Runde fährt und deshalb disqualifiziert wird. Dann sah ich Jorge einbiegen, und ich wusste, es sind zehn Runden gefahren. Gleichzeitig sah ich, dass Márquez draussen blieb. Mir war unmittelbar bewusst, dass er einen folgenschweren Fehler gemacht hatte. Der Belgier Roger van der Borght von Repsol-Honda stand direkt neben mir. Ich sagte zu ihm: ‹Roger, was ist los? Das ist die elfte Runde!› Er verstand die Welt nicht mehr und funkte aufgeregt zur Boxencrew. Ihm war sofort klar, dass ein Fehler passiert ist. Er schrie dauernd: ‹Er kommt nicht rein. Er kommt nicht rein!›»
Dieser unverständliche Flop hätte Márquez und Honda den Titelgewinn kosten können.
Besonders peinlich: Pedrosa-Manager Alberto Puig und Danis Crew-Chief Mike Leitner wussten sehr genau, dass jeder disqualifiziert würde, der mehr als zehn Runden draussen blieb. Denn Bridgestone hatte die Verantwortung für die Hinterreifen nur für zehn Runden übernommen.
«Die Crew-Chiefs bekommen diese Information von der Race-Direction üblicherweise genau so wie die Teammanager», hält Zeelenberg fest. «Aber zuerst werden die Teamchefs informiert. In Australien war die Zeit sehr knapp, vielleicht hat Márquez’ Crew-Chief deshalb nicht alles mitbekommen. Bei Yamaha hat die interne Kommunikation sehr gut geklappt. Bei Honda und Márquez nicht. Daraus haben sie sicher ihre Lehren gezogen. Das war ein verrückter Fehler. Und wenn Márquez deswegen den Titel verspielt hätte, wäre es ein sehr kostspieliger, weitreichender Fehler gewesen. Ein Desaster in meinen Augen. Jorge hat im Juni und Juli 2013 zwei Schlüsselbeinbrüche erlitten und deshalb den Titel verloren. Wenn du aber den Titel verspielen würdest, weil du auf Phillip Island vor dem Motorradwechsel irrtümlich elf statt zehn Runden gefahren bist, dann wäre das ein persönliches Desaster. Für Honda ist noch einmal alles gut gegangen...»
«Für uns war immerhin erfreulich, dass die Weltmeisterschaft wieder offen war. Plötzlich stand Marc unter gewaltigem Druck. Aber er hat ihm sehr gut standgehalten», zieht Zeelenberg den Hut.