MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Aleix Espargaró: Stark dank Risiko und 2013-Software

Von Jordi Gutiérrez
Der Open-Pilot verblüffte beim Sepang-Test auf der Forward-Yamaha mit schnellen Zeiten. Elektronik-Fachmann Dirk Debus blickt hinter die Kulissen und sagt, warum er für die Saison zuversichtlich ist.

Das Team NGM Forward Racing war mit Neuzugang Aleix Espargaró die Sensation bei den beiden MotoGP-Tests in Sepang. Der Spanier beendete beide Tests mit Top-3-würdigen Rundenzeiten und brachte diverse Prototypen-Fahrer ins Grübeln. Die italienische Mannschaft schrieb sich für das neue Open-Reglement ein und besorgte sich dafür bei Yamaha M1-Motoren, Chassis und Schwingen von 2013. Damit haben Espargaró und Colin Edwards im Prinzip einen Yamaha-Prototyp zur Verfügung, wie ihn letztes Jahr das Tech3-Team mit Cal Crutchlow einsetzte.

Die Open-Teams dürfen im Rennen 24 statt 20 Liter Kraftstoff verbrauchen, können pro Saison/Fahrer zwölf statt fünf Motoren einsetzen und bekommen weichere Hinterreifen, die sich als grosser Vorteil für Espargaró herausstellten. Allerdings muss die Einheits-Elektronik von Magneti Marelli verwendet werden. Bei Forward kümmert sich Daten-Guru Dirk Debus von der Firma 2D um die ECU.

Debus erklärte gegenüber SPEEDWEEK.com, dass nicht nur das Motorrad selber ein Vorjahresmodell ist. «Elektronisch sind wir gut dabei – mit der alten Claiming-Rule-Software. Wir haben sie modifiziert, aber es ist eigentlich der Stand vom letzten Jahr», sagt der Deutsche.

Forward machte also mit der Einheits-ECU von 2013 weiter, die vom Team mit Debus letztes Jahr in mühseliger Arbeit für die FTR-Kawasaki weiterentwickelt wurde. Neues Material wäre von Magneti Marelli zwar erhältlich, die Teams mit dem Honda-Production-Racer müssen sich damit herumschlagen. Debus: «Was jetzt rausgekommen ist, haben wir gar nicht benutzt und gar nicht angeguckt. Wir haben zwar probiert, es insgesamt in Betrieb zu nehmen, aber es waren viele Fehler drin. Wir haben in Sepang ein Meeting gehabt. Da haben die meisten Open-Teams gesagt, es ist für sie kein Problem, das auf später im Jahr rauszuschieben.»

Debus war mit dem zweiten dreitägigen Auftritt in Malaysia insgesamt zufrieden. «Wir haben viel probiert, um ein paar gute Ideen noch sicherer zu machen und den Fahrern ein bisschen mehr Gefühl zu geben. Damit sind beide ziemlich happy. Colin nicht ganz so sehr, er wäre von der Zeit her halt gerne schneller gewesen. Aber ich denke, wenn er den Druck eines Rennens hat, kann er auch mithalten. Aleix ist halt überragend gut. Im Prinzip haben beide das gleiche Problem. Aber Aleix fährt einfach etwas härter und schneller, er ist jünger und geht etwas höheres Risiko ein, deshalb ist er schneller. Wenn die Reifen nachlassen, hat auch Aleix ein Problem und wird langsamer. Bei Colin ist die Differenz kleiner, weil er eben mit guten Reifen nicht so viel riskiert.»

Der eben 40 Jahre alt gewordene Amerikaner beklagte sich vor allem über das Einlenkverhalten seiner Forward-Yamaha. Debus: «Das sagen im Prinzip beide. Aleix überfährt das Problem einfach, zieht ein bisschen mehr an der Bremse und drückt die Kiste rein. Er hat dadurch öfters mal einen Rutscher, fängt den aber gut ab. Colin fährt da an die Grenze heran und sagt, das Motorrad muss das alleine machen. ‹Ich will, dass das Bike es selber will›. Deswegen ist er ein bisschen langsamer.»

Bei Forward ist jedem klar, dass die starken Testauftritte sich beim Saisonstart nur in gute Resultate ummünzen lassen, wenn das Tempo über eine Renndistanz gehalten werden kann. Debus bleibt gelassen: «Jetzt müssen wir noch die mechanischen Probleme lösen, damit wir die Renndistanz gut überstehen, dass die Temperatur passt usw. Aber wir sind auf einem guten Weg.»

So sehen die MotoGP-Teams für 2014 aus:

Nr. Fahrer (Nation) Team Motorrad
4 Andrea Dovizioso (I) Ducati Team Ducati
5 Colin Edwards (USA) NGM Forward Racing
Forward-Yamaha
6 Stefan Bradl (D) LCR Honda Honda *
7 Hiroshi Aoyama (J) Drive M7 Aspar Honda
8 Héctor Barberá (E) Avintia Racing Avintia-Kawasaki
9 Danilo Petrucci (I) Iodaracing Project ART-Aprilia
17 Karel Abraham (CZ) Cardion AB Motoracing Honda
19 Alvaro Bautista (E) Go&Fun Honda Gresini Honda *
23 Broc Parkes (AUS) Paul Bird Motorsport PBM-Aprilia
26 Dani Pedrosa (E) Repsol Honda Team Honda *
29 Andrea Iannone (I) Pramac Racing Ducati
35 Cal Crutchlow (GB) Ducati Team Ducati
38 Bradley Smith (GB) Monster Yamaha Tech 3 Yamaha *
40 Pol Espargaró (E) Monster Yamaha Tech 3 Yamaha *
41 Aleix Espargaró (E) NGM Forward Racing
Forward-Yamaha
45 Scott Redding (GB) Go&Fun Honda Gresini Honda
46 Valentino Rossi (I) Yamaha Factory Racing Yamaha *
63 Mike di Meglio (F) Avintia Racing Avintia-Kawasaki
68 Yonny Hernández (CO) Energy T. I. Pramac Racing Ducati
69 Nicky Hayden (USA) Drive M7 Aspar Honda
70 Michael Laverty (GB) Paul Bird Motorsport PBM-Aprilia
93 Marc Márquez (E) Repsol Honda Team Honda *
99 Jorge Lorenzo (E) Yamaha Factory Racing Yamaha *
* Prototypen mit 20 Liter Sprit im Rennen und eigener Werks-Elektronik

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