Valentino Rossi: Warum verlor er vor dem Sturz Öl?
Dass ein Ausnahmekönner und Routinier wie der 36-jährige Valentino Rossi bei einem viertägigen Test wie jetzt in Katar am ersten Tag gleich nach drei Runden stürzt, ist aussergewöhnlich.
Der Movistar-Yamaha-Werkspilot war gestern Abend auf dem Losail Circuit das erste Sturzopfer. «Ich kam von der Strecke ab und stürzte sofort. Die linke Gabel brach, das Öl verteilte sich auf dem Hinterreifen. Wahrscheinlich verlor ich schon ab Kurve 6 Öl, dann fuhr ich durch Kurve 7, eine Rechtskurve. Als ich anschliessend nach links umlegen wollte, verlor ich das Bike», erklärte Rossi den Vorfall. «Ich hatte Glück. Ich fuhr im dritten Gang etwa 180 km/h, stürzte und rutschte etwa 120 Meter weit.»
Nach dem Crash in Turn 8 wurden im Paddock über die Sturzursache allerlei Mutmassungen angestellt.
War das erwähnte Öl durch einen kapitalen Motorschaden auf die Reifen geraten? Oder verlor die Vordergabel Öl?
Das Movistar-Yamaha-Team und Rossi gaben bisher zur Ursache dieses Zwischenfalls keine brauchbare Auskunft.
Aber zu später Stunde sickerte in der Yamaha-Box durch: Am linken Holm der Öhlins-Gabel war ein Dichtunsgring undicht, dadurch war Öl ausgetreten.
Gesprächiger wird Valentino, wenn er auf die Open-Class-Privilegien von Ducati zu sprechen kommt. «Sie haben nicht nur die weicheren Hinterreifen, sondern auch vier Liter mehr Sprit als wir», erklärte der neunfache Weltmeister wieder einmal.
SPEEDWEEK.com hat bereits im letzten Sommer mehrmals darauf hingewiesen, dass schwer verständlich ist, warum Ducati diese Privilegien auch 2015 noch geniessen darf, dazu kommen zwölf statt fünf Motoren und die nicht eingefrorene Motorenentwicklung, von der auch die Open-Class-Teams profitieren.
Schon als die Ducati-Stars Iannone, Dovizioso und sogar Crutchlow 2014 immer wieder Startplätze in der ersten Reihe erkämpften, konnte man sich ausmalen, dass Ducati 2015 mit der neuen GP15 von Gigi Dall'Igna ein übermächtiger Gegner werden könne.
Heute kommt diese Aufregung zu spät.
Zwei Wochen vor Saisonbeginn wäre es unzumutbar, Ducati vor neue Tatsachen zu stellen und die Vorschriften zu ändern.
Rossi und Co. werden sich vielleicht bald auch ärgern, weil Suzuki als Neueinsteiger ebenfalls sämtliche Open-Vorzüge geniesst. Denn Aleix Espargaró flitzte gestern mit der Suzuki GSX-RR bereits auf Platz 4.
Zur Erinnerung: Wenn Ducati mit den vier Werksfahrern im Trockenen saisonübergreifend 2014/2015 drei dritte Plätze, zwei zweite Plätze oder einen Sieg erreicht, dann wird zuerst der Tankinhalt von 24 auf 22 Liter begrenzt.
Und wenn Ducati 2014/2015 insgesamt drei GP-Siege schafft, dann gehen auch noch die weicheren Hinterreifen verloren, die den Open-Class-Piloten von Forward-Yamaha und allen anderen Open-Teams zustehen.
Das heisst: Sobald Ducati im Trockenen zwei weitere dritte Plätze erreicht, müssen die Italiener auf zwei Liter Treibstoff verzichten. Denn die meisten Podestplätze 2014 hat Ducati (Assen, Aragón) bei «Wet Races» errungen…
Dass die vier Ducati-Fahrer von Ducati Corse (Iannone, Dovizioso) und Pramac (Hernandez, Petrucci) bei den ersten Erfolgen die weichen Hinterreifen und dann zwei der 24 Liter verlieren, ist freilich ein schwacher Trost. Die Desmosedici verbrauchte auch 2014 nie mehr als 22 Liter im Rennen, 2013 kam sie sogar mit 21 Liter durch. Und die weichen Hinterreifen hat «Dovi» im Vorjahr nur in zwei Rennen verwendet...
Wie auch immer: Honda ist stärker als Yamaha. Marc Márquez sauste unbeirrt auf Platz 3. Yamaha kam am ersten Abend in Losail über die Ränge 6 und 8 nicht hinaus.
Testzeiten Katar, 14. März, 1. Tag (23 Uhr Ortszeit)
1. Andrea Iannone (I), Ducati), 1:55,265 min
2. Andrea Dovizioso (I), Ducati), + 0,098 sec
3. Marc Márquez (E) Honda, + 0,289 sec
4. Aleix Espargaró (E), Suzuki, + 0,433 sec
5. Dani Pedrosa (E), Honda, + 0,548 sec
6. Jorge Lorenzo (E), Yamaha, + 0,563 sec
7. Cal Crutchlow (GB), Honda, + 0,572 sec
8. Valentino Rossi (I), Yamaha, + 0,673 sec
9. Bradley Smith (GB), Yamaha, + 0,689 sec
10. Scott Redding (GB), Honda, + 0,847 sec
11. Maverick Vinales (E), Suzuki, + 0,865 sec
12. Danilo Petrucci (I), Ducati, + 0,867 sec
13. Yonny Hernandez (COL), Ducati, + 1,036 sec
14. Pol Espargaró (E), Yamaha, + 1,350 sec
15. Karel Abraham (CZ), Honda, + 1,373 sec
16. Mike di Meglio (F), Ducati, + 1,454 sec
17. Nicky Hayden (USA), Honda, + 1,834 sec
18. Stefan Bradl (D), Yamaha, + 1,881 sec
19. Jack Miller (AUS), Honda, + 1,963 sec
20. Loris Baz (F), Yamaha, + 2,111 sec
21. Héctor Barbera (E), Ducati, + 2,140 sec
22. Eugene Laverty (GB), Honda, +2,235 sec
23. Michele Pirro (I), Ducati, + 2,399 sec
24. Alex De Angelis (RSM), ART-Aprilia, + 2,761 sec
25. Alvaro Bautista (E), Aprilia, + 3,194 sec
26. Marco Melandri (I), Aprilia, + 3,725 sec