Hervé Poncharal: «Márquez bester MotoGP-Botschafter»
Die Saison 2015 verlief für Yamaha, wenn man nur die Ergebnisse betrachtet, wie im Traum. Jorge Lorenzo gewann die Fahrerwertung vor seinem Teamkollegen Valentino Rossi. Gemeinsam holten sie auch den Gesamtsieg in der Teamwertung, Yamaha gewann den Konstrukteurstitel. Zudem erzielte Tech3-Pilot Bradley Smith den sechsten WM-Rang und war damit der beste Satelliten-Pilot.
Zur selben Zeit erlebte Honda zahlreiche Rückschläge. Dani Pedrosa wurde durch «arm pump»-Probleme und die notwendige Operation zeitweise außer Gefecht gesetzt, Marc Márquez vergab seine Titelchance durch sechs Rennstürze. «Eine große Enttäuschung. Für mich ist er trotzdem der spannendste Fahrer, wenn man ihm zusieht. Er ist die Art von Fahrer, die ich liebend gerne beobachte, weil alles zu viel ist. Doch das lieben wir alle.»
Márquez kratzt mit dem Ellbogenschleifer über den Asphalt, reißt die Maschine nach oben und verschwindet unter einem lauten Aufschrei des Motors seiner Repsol-Honda. So kennen Fans und Beobachter den furchtlos wirkenden Spanier.
«Jorge ist sehr schnell. Ich denke, Márquez ist so schnell wie Jorge, aber sie entwickeln diese Leistungsfähigkeit auf so unterschiedliche Weise. Wenn man bei Jorge keine Stoppuhr hätte, würde man denken, dass er nur die Reifen aufwärmt. Doch wenn man Marc sieht, sagt man: ‹F**k!› In jeder einzelnen Kurve sieht es aus, als würde er gleich stürzen. Man denkt, dass niemand auf dieser Welt schneller sein kann. Das macht es so aufregend.»
«Jorge sehe ich mir gerne auf der Strecke an, weil er so sauber und technisch perfekt fährt. Man muss ein Kenner sein, um das zu schätzen. Doch bei Marc kann es jeder genießen, auch wenn man 75 Jahre alt ist und noch nie auf zwei Rädern unterwegs war. Man sieht die Bilder im TV und denkt: ‹Wow!› Das ist eine Show. Daher ist er der beste Botschafter der MotoGP-WM, er ist ein Vulkan», schwärmt Poncharal gegenüber «crash.net».
Der Franzose ist nicht sicher, ob Márquez 2016 wieder dominieren kann wie 2014. «Okay, auf gewisse Weise ist es gut, wenn nicht in jedem Jahr derselbe Typ gewinnt. Er hat, wie er sagt, aus seinen Fehlern gelernt. Doch ich bin mir nicht sicher, denn das sagte er auch schon nach den ersten Stürzen in der letzten Saison und im nächsten Rennen oder ein paar Rennen später stürzte er wieder.»