Michael van der Mark in MotoGP: Maßstab Nicky Hayden
Nach Jahren in den Werksteams von Honda und Ducati landete Nicky Hayden 2014, im Herbst seiner MotoGP-Karriere, bei Aspar-Honda, wo er zwei Jahre lang auf einem nicht konkurrenzfähigen Open-Class-Bike saß – Punkteränge waren Erfolge.
Für 2016 unterschrieb der MotoGP-Weltmeister von 2006 im Superbike-WM-Team von Honda, wo er an der Seite des 23-jährigen Niederländers Michael van der Mark fährt. Dessen Werdegang ist beeindruckend.
Im zweiten Jahr wurde er Superstock-600-Champion, nach seinem zweiten Jahr in der Supersport-Klasse war er Weltmeister. In seiner zweiten Superbike-Saison, der laufenden, gehört er zu wenigen, die den Kawasaki-Werksfahrern Jonathan Rea (95 Punkte) und Tom Sykes (66) Paroli bieten können, van der Mark ist mit 65 Punkten WM-Dritter. Hayden hat als WM-Achter nicht einmal die Hälfte seiner Punkte erobert. In den ersten vier Rennen war van der Mark nie schlechter als Vierter und eroberte drei Podestplätze. Im ersten Lauf in Australien fehlten ihm nur 0,487 sec zu Sieger und Weltmeister Rea.
Außerdem gewann van der Mark bereits zweimal das prestigeträchtige Langstreckenrennen Suzuka Eight Hours für Honda.
SPEEDWEEK.com setzte sich mit Honda-Teammanager Ronald ten Kate zusammen, um über die Zukunft des Manns aus der Käsestadt Gouda zu sprechen.
Bislang ist Michael van der Mark Nicky Hayden deutlich voraus? Hayden hat nicht einmal die Hälfte der Punkte eingefahren.
Michael spielt in derselben Liga wie Nicky, er befindet sich aber in einem anderen Karriereabschnitt. Sein Potenzial ist riesig, das kann jeder sehen. Ich bin mir sicher, dass sich bereits jedes andere Team über ihn schlau gemacht hat.
Er ist noch nicht bei 100 Prozent angelangt?
Sicher nicht. Wir wissen nicht, wo er steht. Aber wenn ich mir den Schritt anschaue, den er von letztem zu diesem Jahr gemacht hat, dann ist das beeindruckend. In Superstock 600 und der Supersport-WM war es gleich. Das erste Jahr war okay, das zweite unglaublich. Momentan macht er es bei den Superbikes gleich. Das zeigt auch, dass er ein intelligenter Fahrer ist. Er rennt sich nicht im ersten Jahr den Kopf ein, sondern verfolgt einen Plan. Er macht den Schritt, wenn er das Motorrad versteht.
Siehst du eine Chance, ihn in die MotoGP-WM zu bringen?
Ich bin nicht in der Situation dazu. Aber ich glaube, dass er eine Chance bekommen wird, MotoGP zu fahren.
Wenn Michael auf dem gleichen Level wie Hayden fährt, werden die Leute denken, dass er nicht gut genug ist. Nicky wurde dort ausrangiert, Michael muss vor ihm sein.
Michael hat gute Kontakte, sein Manager Laurens Kleinkoerkamp kennt Leute um die ganze Welt.
Ich manage nicht seine Karriere. Ich versuche lediglich, ihm das bestmögliche Motorrad zu geben, damit er so schnell wie möglich sein kann. Mir ist vollkommen klar, dass Superbike nicht das einzige Fahrerlager ist.
Würde es dir nicht wehtun, wenn euch van der Mark, den ihr seit 2011 zu einem Topfahrer entwickelt habt, jetzt von einem MotoGP-Team weggeschnappt wird?
Es würde sich nicht anfühle, als klaue man ihn uns. Es wäre eher ein Lob für unsere Arbeit. Natürlich würde ich ihn dann gerne auf einer Honda sehen.
So wie sich Michael entwickelt deutet alles daraufhin, dass sein Weg in MotoGP führt.
Hayden wünscht, dass sich Änderungen am Motorrad während einer Session schneller umsetzen lassen. Könnt ihr darauf eingehen?
Nicky kommt von einem MotoGP-Bike, welches für den Rennsport gebaut wurde. Alles ist darauf ausgerichtet, sich schnell und leicht ändern zu lassen.
Unser Motorrad basiert auf einer Serienmaschine, nichts ist darauf ausgerichtet, sich schnell und einfach ändern zu lassen.
Das lässt sich auch nicht ändern. Außerdem: Änderungen, nach denen er verlangt, setzen wir glaube ich schnell genug um. Wir haben an diesem Motorrad schon mehr umgebaut, als Aspar in MotoGP in den letzten fünf Jahren.