GP von Deutschland: Sachsenring muss zittern
Jubelnde Zuschauer: Es gibt einen neuen Vertrag, aber Sachsenring muss nicht zwangsweise der GP-Standort sein
Am Samstag nach 15 Uhr traf sich Lars Soutschka, in der ADAC-Zentrale München Leiter für Motorsport und Klassik, im Rahmen des Mugello-GP im Dorna-Office mit Carmelo Ezpeleta.
Soutschka brachte seine Assistentin Jasmin Singer-Scherhammer mit, die bei ADAC Motorradsport für Trial, Bahnsport, Supermoto und Enduro zuständig ist.
Bei diesen Gesprächen ging es um Details für den neuen Fünf-Jahres-Vertrag für den Motorrad-GP von Deutschland mit der ADAC-Zentrale in München.
Der Abschluss dieses neuen Vertrags wird beim Sachsenring-GP 2016 verkündet. Und er wird einen Passus enthalten, welcher der Sächsischen Staatskanzlei, Promoter SRM GmbH und allen Beteiligten gar nicht gefallen wird.
Der ADAC in München lässt sich von der Dorna die Möglichkeit zusichern, den Schauplatz des Deutschland-GP an jede andere homologierte GP-Piste in Deutschland vergeben zu können.
Das haben sich die seit Jahren zerstrittenen Partner in Sachsen zuzuschreiben und ist eine Konsequenz der teilweise grotesken Zustände rund um den WM-Lauf in Hohenstein-Ernstthal.
Niemand macht ein Hehl aus der Tatsache, dass der Sachsenring der bevorzugte Standort für dieses Rennen ist, das sich zur grössten Motorsportveranstaltung Deutschlands gemausert hat.
Aber trotz mehr als 211.000 Zuschauern an drei Tagen, trotz Subventionen durch den Freistaat Sachsen (mehr als 2 Mio Euro in den Jahren 2013 bis 2015) und trotz Abschaffung der Ticketsteuer kommt die Sachsenring Rennstrecken Management GmbH mit diesem Event bisher finanziell auf keinen grünen Zweig.
Deshalb hat sich ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk im neuen Fünf-Jahres-Vertrag das Privileg einräumen lassen, im Zeitraum 2017 bis 2021 notfalls einen anderen GP-Schauplatz zu suchen. So könnte der Grand Prix notfalls wechselweise auf dem Nürburgring und in Sachsen ausgetragen werden, so wie früher in den ungeraden Hockenheim an der Reihe war und der Nürburgring in den geraden Jahren.
Eines ist klar: Der Lausitzring wird als GP-Schauplatz nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Daran war die Dorna schon nach der Saison 2011 und nach dem Ausstieg von Promoter ADAC Sachsen nicht interessiert. Hockenheim kann im momentanen Zustand auch nicht homologiert werden. «Es stehen einige Betonmauern in den Auslaufzonen», meint Stefan Bradl.
Neuer Vertrag, Sorgen für Sachsen
«Der ADAC hat künftig das Recht, den WM-Lauf auf einem anderen Circuit auszutragen», wurde in Mugello von der Dorna verlautbart.
Vielleicht soll dieser Vertragspassus die Sachsen einfach wachrütteln. Vielleicht ist das in erster Linie eine deutliche Drohgebärde. Aber die SRM darf sich angesichts dieser neuen Situation auf keinen Fall in trügerischer Sicherheit wiegen. Denn Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta hat von den Streitigkeiten der Grundstückbesitzer und der verschiedenen Parteien (SRM, ADAC Sachsen, Pro Sachsenring, AMC Sachsenring, Verkehrssicherheitszentrum) die Nase voll.
Ezpeleta hat Sachsens Ministerpräsident Stanislav Tillich bereits beim Grand Prix 2015 klar gemacht, dass er die Streitigkeiten vor dem WM-Lauf 2016 schlichten soll, sonst könnte der Grand Prix verloren gehen. Die Dorna überlegte damals sogar, den GP-Vertrag statt mit dem ADAC mit dem Freistaat Sachsen als neuem Promoter abzuschliessen – oder den deutschen Grand Prix 2017 mangels tauglichem Vertragspartner einfach nicht mehr auf den Kalender zu setzen.
Inzwischen ist es zu einer Annäherung genommen. Die Grundstückseigentümer sollen jetzt gefälligst eine gemeinsame GmbH bilden und ihre Anteile an der nicht permanenten Rennstrecke an die SRM verpachten.
Die Teams und Rennfahrer können sich eine Verlegung des deutschen WM-Laufs auf den Nürburgring durchaus vorstellen. «Dort hätten wir wenigstens kein zweigeteiltes Fahrerlager», sagte uns ein IRTA-Funktionär.
Jetzt muss in Sachsen gehandelt werden. Wenn der Grand Prix für weitere fünf Jahren im Osten bleiben soll, werden Investitionen bis zu 13,5 Millionen Euro fällig. Und die Streitparteien müssen endlich an einem gemeinsamen Strang ziehen.
Die SRM GmbH wird finanziell wohl besser abgesichert werden müssen, denn sie hat laut Geschäftsführer Wolfgang Streubel nach der Saison 2015 noch Verbindlichkeiten von 375.000 Euro in der Bilanz stehen.