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Tito Rabat: «Ich gehe nicht unter, ich bin hart»

Von Manuel Pecino
Die erste Saisonhälfte gestaltete sich kompliziert für Rookie Tito Rabat. Mit SPEEDWEEK.com sprach der Spanier offen über seinen MotoGP-Schock und die Lösungen für seine Probleme.

Tito Rabat erlebte in seinen ersten acht MotoGP-Rennen viele Schwierigkeiten. Das lag zum einen an Verletzungen, aber es war für diesen Mann wohl psychisch härter als körperlich.

Es ist keine einfache Situation für einen Fahrer, wenn er vom Nummer 1-Pilot, auf den alle Augen gerichtet sind, zu einem bildlich gesprochen Unsichtbaren wird. Das ist es, was Tito Rabat, dem Moto2-Weltmeister von 2014 passierte, der nun im hinteren Drittel der MotoGP-WM-Tabelle zu finden ist. «Es war ein ziemlich schwieriger Saisonstart, aber hey, ich war immer auf die positiven Dinge konzentriert», merkte Rabat an, als wir unser Gespräch in der Hospitality des Teams Estrella Galicia 0,0 aufnahmen.

Wenn Fahrer eine so schwierige Zeit durchmachen, wie Tito sie gerade erlebt, dann ist es normalerweise besser, sie einfach in Ruhe zu lassen. Die Fahrer bevorzugen es meist, mit ihren Zweifeln und dem Frust abseits des Scheinwerferlichts umzugehen. Doch die Saison nähert sich ihrer Halbzeit, daher war es für mich an der Zeit, mich mit Rabat zusammenzusetzen und zuzuhören. «Es ist klar, dass ich weit von dem entfernt bin, wo ich sein wollte. Wo mein Team und ich sein wollten. Aber hey, ich kam nach einer langen Zeit in der Moto2-Klasse in die MotoGP. Ich hatte mich während dieser Zeit an einem gewissen Speed und Fahrstil gewöhnt. All das unterscheidet sich stark von dem, was ich jetzt brauche. Trotzdem bin ich hier und habe seit dem Saisonbeginn viele Dinge gelernt. Ich muss sie nun nur noch umsetzen. Es ist eine Frage der Anpassung. Ich komme dort hin. Ich arbeite mehr als je zuvor, versuche mehr als je zuvor, das wird Resultate zeigen.»

Dieses Statement von Tito kam ohne eine von mir gestellte Frage, als wäre es eine vorbereitete Rede oder eine Reflektion dessen, was man denkt, wenn man alleine ist. Für mich klang es nach dem Letzteren. Wenn ich aus unserem Interview ein Gespräch machen wollte statt einer Abfolge von vorbereiteten Fragen, dann musste ich das Drehbuch ändern, das ich vorbereitet hatte. Also erinnerte ich mich an seinen ersten Kontakt mit dem Bike in Sepang, wo ich als einziger spanischer Journalist vor Ort seinen Schock miterlebte, als er dem Biest Auge in Auge gegenübertratund seine Erwartungen schon am ersten Tag zerstört wurden.

«Ja, es war wirklich ein Schock. Wie ich gesagt habe, ich hatte fünf Jahre lang dasselbe Bike gefahren. Ich wusste, dass die MotoGP-Maschine anspruchsvoller sein wird, aber ich dachte, dass es am Ende auch nur ein Motorrad ist. Aber nein, es ist so viel mehr», erklärte Tito, der sich ein paar Sekunden Zeit nimmt, bevor er fortfährt: «Es ist wie Tennis spielen im Vergleich zu Tischtennis. Es ist dasselbe, aber ganz anders.»

Er nimmt sich ein paar Momente, um zu reflektieren und dann, als ob er meine Gedanken gelesen hätte, erklärte er genau das, was ich hören wollte: wie sehr sich das Level beim Fahren von einer Moto2-Maschine im Vergleich zu einer MotoGP-Maschine unterscheidet. «Ein MotoGP-Bike, zumindest meines, ist eine Überraschung.» Tito benutzte die Gegenwartsform, was meiner Meinung nach zeigt, dass er sich noch immer in der Phase der Überraschung befindet. «Vor allem was den Fahrstil betrifft. Mit diesem Bike muss man die Bremsen bis zum Maximum nutzen, um es zu stoppen, und sehr aggressiv, vor allem auf den ersten Metern. Man muss die Front mit allem stoppen, was man hat. Das ist etwas, an das niemand gewöhnt ist, der dieses Bike noch nicht gefahren hat.»

«In der Kurvenmitte musst du die Bremse dann sanft loslassen und das Bike umlegen. Es ist ganz anders als mit einem Moto2-Bike, das man ziemlich aufrecht halten musste, um kein Chattering zu haben und, weil man sehr viel Platz in der Kurve hatte. Dieses Bike ist groß, es ist schnell und der Reifen ist wirklich groß. Daher muss man es wirklich weit umlegen, aber dabei handelt es sich nur um ein paar Meter, dann muss man beschleunigen. In der Moto2-Klasse musste man das Bike Stück für Stück aufstellen, um die volle Kraft des Motors zu nutzen. Hier muss man es hingegen schnell aufstellen und sehr sanft Gas geben. Das Moto2-Bike stellt man sehr langsam auf und gibt Vollgas. In der Theorie ist es nicht schwierig, aber es selbst zu lernen, ist viel schwieriger. Die Leute können dir erzählen, was sie wollen, aber bis du es nicht selbst erlebt hast... Du erkennt es, wenn du mit Vollgas beschleunigst. Du kannst es eigentlich nicht, denn das Hinterrad dreht durch und du kommst nicht schnell genug voran. Es ist kompliziert, vor allem sich daran zu gewöhnen.»

Es ist klar, was Rabat durch den Kopf geht: ein Wirbelsturm. «Aber das Wichtigste ist, nicht aufzugeben, ich kümmere mich nicht darum, ob ich in der ersten Reihe stehe. Wir werden uns weiterentwickeln. Ich habe ein Team, das mich unterstützt und mir hilft, und ich habe mein Verlangen.» Nun ist die Halbzeit der Saison fast erreicht, er hat realisiert, dass es keine Abkürzung gibt, um zu lernen, wie man eine MotoGP-Maschine fahren muss.

Tito bestätigte, dass er immer den Gedanken hatte: «Es ist alles dasselbe für mich.» Als er versuchte, zu denen aufzuschließen, die er als Gleichgestellte ansieht, kam es zu seinen Stürzen. «Beim Test in Katar stürzte ich viel. Danach beruhigte ich mich eine Weile, aber als ich sah, dass ich eine oder eineinhalb Sekunden zurücklag – wie in Mugello – dann sagte ich zu mir ‹Komm schon, schnappt sie dir› und zack! An diesem Punkt muss ich ruhiger bleiben. Egal was die anderen dir entgegensetzen, du musst deinen Job machen. Es ist die einzige Möglichkeit weiterzukommen.»

Es ist ein Prozess, der dafür sorgt, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Sich die besten Zeiten anzusehen, dient als Motivation, aber sie sind kein Maß für Fortschritt oder Fähigkeiten. Als ich Tito fragte, ob er sich so fühlt, als würde er das Motorradfahren von Grund auf neu lernen, kam seine Antwort schnell: «Ich lerne, wie man ein MotoGP-Bike fährt, nicht wie man ein Motorrad fährt. Es ist wie immer mit angezogener Bremse zu fahren, das Bike von Wheelies abhalten, das Mapping ändern und all diese kleinen Dinge, die dich etwas langsamer machen.»

Die Arbeitsweise von HRC erlaubt es Rabat und seinem Team, die Daten anderer Honda-Fahrer einzusehen. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Ich erwähne das, weil es sehr frustrierend sein kann zu sehen, wie deine Kollegen dir eine Lektion mit dem Motorrad erteilen, das theoretisch dem gleich ist, das du fährst. «Es ist wahr, dass man sich anschaut, warum sie 10 km/h schneller waren als du, aber ja, du musst es dir ansehen. Man lernt auf diese Art sehr viel.» Tito versteht, dass er einen Gang zurückschalten muss, denn Lernfortschritte kommen phasenweise. Es ist besser, Schritt für Schritt vorzugehen, als zwei nach vorne und drei zurück zu machen. Auf diese Weise hat sich sein Training verändert. Als er noch in der Moto2-Klasse unterwegs war, basierte sein Training darauf, so viele Kilometer wie möglich auf einem Klon seines Moto2-Bikes zurückzulegen. Nun wechselte Tito zum Supermoto-Training, geht regelmäßig ins Fitnessstudio und tauschte ‹normale› Strecken gegen kleine und rutschige Kurse, um sliden und beschleunigen zu lernen.

Ich gebe zu, dass sich meine vorgefasste Idee, dass ich einen festgefahrenen Tito Rabat treffe, geändert hat. Er gibt zu, dass er eine schwierige Zeit erlebte und viele Zweifel hat, aber er befindet sich in einer Reaktionsphase. Die Wirkung seines neuen Ansatzes sollte sich nach der Sommerpause und nach dem Grand Prix von Deutschland in der nächsten Woche zeigen. «Der erste Teil der Saison war sehr positiv, denn er öffnete mir die Augen. Ich dachte wirklich viel über die Suche nach Lösungen nach. Im Sommer muss ich diese Lösungen nun umsetzen und in der zweiten Saisonhälfte einen Schritt nach vorne machen. Das sollte es mir erlauben, gegen die Bikes weiter vorne zu kämpfen.»

Wie man sehen kann, ist Tito Rabats Arbeitsmoral hoch. Natürlich gab es Zeiten, als er sich fragte «Was läuft falsch?» und schlaflose Nächte hatte, als er die Verwirrung durch den Shock einer unerwarteten Realität verarbeiten musste. Doch die Idee, den beschrittenen Weg zurückzugehen, also in die Moto2-Klasse zurückzukehren, war nie eine Option. «Nein, nein, nein, auf keinen Fall», wies er dies energisch zurück. «Ich werde nie aufhören. Ich habe so lange dafür gekämpft, dorthin zu kommen, wo ich nun bin. Ich gehe nicht durch eine Krise, sondern durch einen Prozess der Anpassung. Es ist, wie es ist. Ich muss vorwärts kommen, ich habe dieses Jahr und auch für das nächste Jahr wird das Team sicher auf mich vertrauen.»

So sieht die Situation für Tito Rabat aus, der scheinbar sehr schnell vergessen hat, dass eine Weltmeisterurkunde an seiner Wand hängt. Seine ersten Erfahrungen in der MotoGP-Klasse waren komplizierter als erwartet. Ich würde sagen, sie waren fast traumatisch.

Doch zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er das Pech hat, eines der schwierigsten Bikes dieser Kategorie zu fahren, die 2016er Honda RCV. «Ja, es hat mir die Augen geöffnet. In meinem ersten Jahr habe ich eine neue Crew, ein neues Motorrad, eine neue Elektronik und diese Reifen, die du gut verstehen musst, denn in der Sekunde, in der du sie etwas zu sehr pushst, stürzt du schon. Mit einem MotoGP-Bike zu stürzen, ist verhängnisvoll. Trotzdem, so sieht es aus, wir müssen das ausblenden und arbeiten.»

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