Lena Kemmer: «Egal gegen wen – es gibt keine Gnade»
Lena Kemmer (20)
In Misano erlebten wir den viel beachteten Auftakt der neuen Frauen-Weltmeisterschaft, der leider vom schlimmen Unfall der Norwegerin Mia Rusthen überschattet wurde.
Die Frauen zeigten guten Sport, auch wenn es derzeit noch eine Dreiklassengesellschaft gibt. Die Österreicherin Lena Kemmer konnte nach einem Sturz im ersten Lauf im zweiten Rennen Elfte werden und so ihre ersten fünf WM-Punkte sammeln. Am kommenden Wochenende geht es auch für die Frauen in Donington Park in England weiter.
Gefahren wird in der Women’s Circuit Racing World Championship (WCR), wie sie im offiziellen FIM-Sprachgebrauch heißt, mit R7-Twin-Motorrädern von Yamaha. Um die Betreuung der Maschinen kümmert sich die Firma des früheren MotoGP-Teamchefs Gianluca Montiron, die seit Jahren auch für die Abwicklung des europäischen Yamaha-R3-Cups verantwortlich ist. Das Nenngeld beträgt 25.000 Euro pro Fahrerin und Saison und beinhaltet neben dem Leasing für das Motorrad auch die Reifen und den Sprit – keine andere Weltmeisterschaft auf der Rundstrecke ist so günstig.
«Die Reisekosten müssen wir bezahlen, dafür ist das Motorrad immer vor Ort», erzählte Lena Kemmer SPEEDWEEK.com. «Sie bauen auch alles im Fahrerlager auf, ich muss nur meine Sachen mitbringen, das ist praktisch.»
Da es sich in der WCR um Einheitsbikes handelt, können die Teilnehmerinnen nur die Ergonomie sowie die Federvorspannung der Federelemente vorne und hinten einstellen. «Ich finde das super», betonte Lena. «Der Sinn hinter dieser Meisterschaft ist, dass Chancengleichheit herrscht. Die Reifen werden auch immer sofort getauscht und jeder bekommt die gleiche Mischung, es gibt also kein Taktieren. Viele bei uns haben Erfahrung aus den Männerklassen Supersport 300 oder sogar Moto3, ich glaube, die Frauen fahren genauso hart. Egal, gegen wen man fährt, es gibt keine Gnade. Helm auf und Vollgas.»
Die 20-Jährige ist nach der Premiere voll des Lobes. «Da die Meisterschaft neu und es so gut aufgezogen ist, ist die mediale Präsenz höher», erzählte Kemmer. «Sonst stehen wir als einzelne Person da und jeder muss sich selbst kümmern, jetzt sind wir bei der Superbike-WM dabei, was mega cool ist. Dass alles übertragen wird auf ServusTV und YouTube, bringt große Aufmerksamkeit. In Österreich ist der Motorsport in den Medien leider nicht mehr ganz so vertreten, wie es früher mal war.»
«Sponsorentechnisch macht es bislang keinen Unterschied», ergänzte Lenas Vater Bertl, der als Teamchef und Mechaniker fungiert, angesprochen auf die Frauen-WM. «Hoffentlich ändert sich das noch. Die Rennen der Frauen sind schön zum Zuschauen, weil viel Bewegung im Fahrzeug ist. Das macht es beim Bremsen und in Schräglage interessant.»
Kalender Motorrad-Frauen-WM 2024:
14.–16.06. Misano/I
12.–14.07. Donington Park/GB
09.–11.08. Portimao/P
23.–25.08. Balaton Park/H
20.–22.09. Cremona/I
11.–13.10. Estoril/P
18.–20.10. Jerez/E