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Nach Debüt-Sieg in Estoril: So tickt Sara Sanchez

Von Kay Hettich
Sara Sanchez

Sara Sanchez

Der Sieg im zweiten Rennen der Women's Circuit Racing World Championship in Estoril war für Sara Sanchez der Lohn für jahrelange harte Arbeit. Die Spanierin hat viele Talente und den stolzesten Papa der Welt.

Sara Sanchez hat sich ab dem Saisonauftakt der Women's Circuit Racing World Championship – kurz WorldWCR – in Misano als dritte Kraft hinter Ana Carrasco und Maria Herrera etabliert. In den ersten sieben Rennen stand die 26-Jährige als Zweite oder Dritte auf dem Podium, den Sieg verpasste sie häufig nur knapp. Am vergangenen Wochenende in Estoril gelang der Spanierin im zweiten Lauf der Durchbruch, als sie im Sprint zur Ziellinie Carrasco um 0,032 sec hinter sich ließ und ihren ersten Sieg feierte.

Wie die meisten spanischen Rennfahrer begann Sanchez früh mit dem Motorsport. Im Alter von sieben Jahren bekam sie ein 50-ccm-MX-Bike geschenkt, mit dem sie zum ersten Mal auf einer Strecke am Stadtrand von Barcelona fuhr. «Wenn es um Motorräder geht, war mein Vater immer mein wichtigstes Vorbild», erzählte Sanchez. «Er war derjenige, der mich in diese Welt eingeführt hat, nicht nur, weil er ein Motorradfahrer ist, sondern weil er Motorräder liebt. Er war kein professioneller Rennfahrer, er hat sich einfach für Motorräder interessiert; nur selten ist zu Rennstrecken gefahren. Er hat mich in die Szene eingeführt, er ist Mechaniker und Motorräder sind sein Ding.»

Mit neun Jahren wechselte die Katalanin auf die Rundstrecke. Über die Copa Promo Velocidad RACC 50cc, regionalen und nationalen Juniorenmeisterschaften mit 70, 80 und 125 ccm stieg Sanchez zur spanischen Women's Open Yamaha R3 Cup-Meisterin auf. 2021 und 2022 wurde sie Vizemeisterin im Women's European Cup, bevor sie 2023 in Italien an der gemischten 300er-Serie teilnahm. «Ich war ein sehr wagemutiges Kind und habe nie nein zu den Herausforderungen gesagt», schmunzelte Sanchez. «Bei den Junioren hatte ich nie ein Team, es gab nur meinen Vater, meine Tante und mich. Mein Vater kümmerte sich um alles. Er bereitete die Motorräder vor, wir fuhren zusammen zu den Strecken, es herrschte also eine familiäre Atmosphäre. Als ich dann in die höheren Kategorien aufstieg, hatte ich ein Team und mein Vater übernahm eine andere Rolle; er musste nicht mehr mein Mechaniker sein oder all die Kilometer zu jedem Rennen fahren.»

Zu den Rennen der WorldWCR wird Sanchez von ihrem Vater begleitet. Es gab aber auch eine Situation, als der Papa nach einem Unfall seiner Tochter alles hinschmeißen wollte. «Ich glaube, er ist der stolzeste Vater der Welt, dass ich in der Meisterschaft bin», erzählte Sara weiter. «Er ist super, super nervös und ich glaube, es fällt ihm schwer zuzusehen. Als ich jünger war, hatte ich einen Unfall und musste drei Jahre lang aufhören – zwischen 15 und 18 Jahren. Ich hatte einen Sturz in Estoril. Der war eigentlich nicht so schlimm, aber ich habe mir den Kopf angeschlagen und mein Vater bekam Angst. Als ich nach Hause kam, verkaufte er alle Motorräder und sagte, er wolle nichts mehr damit zu tun haben. Also machte ich eine Pause vom Rennsport. Als ich 18 war, bekam ich die Chance, zurückzukommen. Zuerst wollte er nichts damit zu tun haben, aber schließlich gab er nach und unterstützt mich wieder uneingeschränkt.»

Sanchez lebt in der katalonischen Kleinstadt Gironella. Ihren 40-Stunden-Job hat sie wegen der WorldWCR vorerst aufgegeben und arbeitet im Betrieb des Vaters. «Ich führe ein ganz normales Leben und lebe allein, mit meinen Kindern – damit meine ich meine Katze und meinen Hund», verriet die WM-Dritte. «Meine Freunde treffen sich ständig und unternehmen etwas, und ich kann mich ihnen nicht oft anschließen. Bei allen Geburtstagsfeiern und Zusammenkünften sage ich immer zu, aber dann schaffe ich es oft wegen der Rennen und des Trainings nicht. Deshalb schätze ich es sehr, wenn ich Zeit mit ihnen verbringen kann. Früher konnte ich meine Arbeit mit dem Rennsport verbinden, weil das Unternehmen und meine Kollegen mir sehr geholfen haben. Meine Kollegen waren großartig und haben viele Opfer gebracht, um mir zu helfen. Jetzt arbeite ich in der Firma meines Vaters. Die Arbeitszeiten sind kürzer und lassen sich besser mit dem Rennsport vereinbaren.»

Eine weitere Tätigkeit von Sanchez: Für das regionale Radio kommentiert sie die Rennen der MotoGP und zieht daraus auch einen Nutzen. «Es ist eine sehr bereichernde Erfahrung, ich mag es. Ich höre mir die Kommentare der Fahrer an und das hilft mir später auf der Strecke. Denn ich analysiere Strecken, die ich nicht kenne, aber ich studiere das Layout und jede Kurve. All das hilft mir auch, wenn es sich um Strecken handelt, die ich kenne, um sie anders zu analysieren. Es hilft mir also bei meinem Alltag als Fahrer.»


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