Weltmeisterin Carrasco: «Dieses Gefühl kennen wenige»
Ana Carrasco
Das Finale der Frauen-WM war spannungsgeladen und dramatisch, bei dem Ana Carrasco unter großem Druck stand. Ihre schärfste Konkurrentin, Maria Herrera, musste im letzten Saisonrennen 13 Punkte aufholen, um den Titel zu gewinnen. Herrera versuchte in Jerez alles, um Carrasco nach hinten zu drängen und ging bei ihren Überholmanövern aggressiv vor. Doch in der letzten Kurve wurde sie selbst von Sara Sanchez überholt – Herrera riskierte zu viel und stürzte, Carrasco wiederum sicherte sich mit Platz 3 den historischen WM-Sieg.
Carrasco analysierte das Rennen und gab zu, dass ihre ursprüngliche Strategie nicht aufgegangen war. «Am Anfang wollte ich pushen, aber Maria hat mich überholt und das Rennen verlangsamt, damit mehr Fahrer in die Spitzengruppe kommen. Ihre Manöver waren grenzwertig», so Carrasco über die Taktik ihrer Rivalin. Am Ende entschied sie sich für ein abwartendes Vorgehen und attackierte in den letzten beiden Runden. In der letzten Kurve setzte sie alles auf eine Karte, als sie sich gegen Roberta Ponziani durchsetzte – ein Positionsgewinn, den sie gebraucht hätte, um den Titel abzusichern.
Mit ihrem dritten Platz in Jerez schaffte es Carrasco als einzige Fahrerin, in jedem Rennen der Saison auf das Podium zu fahren. «Es ist das erste Mal, dass ich in jeder Runde der Saison auf dem Podium stand», erzählte sie stolz. Doch der Titelgewinn war das große Ziel. Bereits 2018 wurde Carrasco in der Supersport-300 Weltmeisterin und ist es nun erneut, dieses Mal in der ersten Saison der Frauen-WM. «Es fühlt sich anders an, weil dies die erste Saison war. Der WM-Kampf war hart und die Rennen oft kompliziert, aber ich habe mich darauf konzentriert, meine Aufgabe zu erledigen.»
Ihre Karriere hätte vor einigen Jahren ein frühes Ende finden können. 2020 erlitt Carrasco bei Testfahrten in Estoril einen schweren Unfall, bei dem sie sich sieben Wirbel brach. Nach einer langen und mühsamen Reha kehrte sie zurück. «Es war schwer, weiter an sich zu glauben. Aber jetzt habe ich mir bewiesen, dass ich immer noch gewinnen kann.»
Ob sie ihren Titel verteidigen wird, lässt Carrasco noch offen. «Ich weiß es noch nicht. Erst einmal möchte ich den Moment genießen und mit meinem Team feiern. Sie haben großartige Arbeit geleistet», so die 27-Jährige. Eine Entscheidung über ihre Zukunft in der WorldWCR steht noch aus. Es ist wahrscheinlich, dass die Titelverteidigung im Jahr 2025 auf ihrer Agenda stehen wird.
Abschließend reflektierte Carrasco ihre Karriere. «Als ich mit drei Jahren das erste Mal auf ein Motorrad stieg, wollte ich es in die Weltmeisterschaft schaffen. Einen Titel zu gewinnen, schien damals unerreichbar. Den ersten Titel zu holen war verrückt, aber das Ganze nach einigen Jahren zu wiederholen, ist einfach unglaublich.»