KTM trauert um den hoffnungsvollen René Hofer (19)
Von Trauer, Erschütterung und Sprachlosigkeit sind die Empfindungen der Motorsportanhänger geprägt, die in den frühen Sonntagmorgenstunden vom Lawinentod des aufstrebenden österreichischen Motocross-Rennfahrers René Hofer erfahren haben.
Auch KTM hat inzwischen auf die Hiobsbotschaft reagiert. «Fahre in Frieden, kleiner René. Es ist eine Tragödie für deine Familie, für deine KTM-Familie und die MXGP-Gemeinschaft», teilte KTM in einer Trauerbotschaft mit. «Du wirst uns immer als der glückliche Junge in Erinnerung bleiben, der du gewesen bist. Ruhe in Frieden. Unser Mitgefühl geht an alle deine Lieben und Angehörigen.»
Der 19-Jährige gewann schon 2016 die Junioren-Weltmeisterschaft und die Europameisterschaft sowie den ADAC Junior-Cup in der 85-ccm-Klasse. Schon damals trat der Oberösterreicher in den Farben des Red Bull-KTM Teams an; daheim in Alberndorf wurde ihm bereits damals ein Denkmal gesetzt. Bürgermeister Martin Tanzer enthüllte beim Kirtag eine Steinskulptur am Ortsplatz zu Ehren des Junioren-Weltmeisters.
Schon vor fünf Jahren war den meisten Experten klar, dass hier mutmaßlich der nächste österreichische Motocross-Weltmeister nach Heinz Kinigadner (250 ccm/1984 und 1985) und Matthias Walkner (MX3/2012) heranwächst.
Hofer, von Freunden liebevoll «Hoferbua» genannt, wurde zwar immer wieder von Verletzungen eingebremst und zurückgeworfen, zuletzt 2020. Aber mit dem ersten MX2-WM-Podestplatz in Teutschenthal 2021 und dem ersten WM-Laufsieg in Pietramurata im Oktober wurde klar: Nach dem starken sechsten WM-Gesamtrang geht der KTM-Werksfahrer 2022 als Titelanwärter in die MX2-250-ccm-WM.
Für KTM wird die österreichische Hymne im MXGP-Paddock regelmäßig gespielt, aber der MX2-Tagessieg von René Hofer in Italien war ein Meilenstein in der Offroad-Sportgeschichte seines Heimatlandes: Der 19-Jährige war Österreichs erster Motocross-GP-Sieger in einer der Hauptklassen seit Heinz Kinigadner 1987. Rechnet man auch die inzwischen abgeschaffte MX3-Klasse mit, war zuletzt Matthias Walkner 2013 siegreich.
Lawine ging unter dem Gipfel los
Das Lawinenunglück ereignete sich am Samstagnachmittag (4. Dezember) auf der Lackenspitze (2.459 Meter) bei Tweng im Salzburger Lungau. René Hofer war in einer Gruppe von elf Skitourengehern unterwegs, als die Lawine zu Tal ging. Sie begrub die Tourengeher bis zu 4,5 Meter tief. Im ganzen Gebiet galt oberhalb der Waldgrenze die Lawinenwarnstufe 3, das bedeutet erhebliche Gefahr.
Die elfköpfige Tourengeher-Gruppe löste am Samstag gegen 13.30 Uhr in rund 2.400 Metern Höhe das Schneebrett los und verschüttete drei Wintersportler im Anstieg zum Gipfel in einem 40 Grad steilen Hang. Zwei weitere Tourengeher wurden mittelschwer verletzt und in das Krankenhaus Tamsweg (Lungau) gebracht, die anderen sechs Skitourengeher blieben unverletzt.
Nach einer stundenlangen, groß angelegten Suchaktion konnten die drei komplett verschütteten Tourengeher geborgen werden, zum Teil aus einer Tiefe von viereinhalb Metern. Das letzte Opfer konnten die Bergretter erst um 17.30 Uhr bergen.
Bei den beiden anderen Toten handelt es sich um Renés junge Motocross-Kollegen Michael Weißmann (?19) aus Gaspoltshofen sowie Bastian Wolf (?24) aus Sipbachzell bei Wels.
Die Einsatzkräfte waren um 13.45 Uhr alarmiert worden. Die jungen Tourengeher waren unter 30 Jahre alt und gut ausgerüstet, teilte Anton Schilcher mit, der Einsatzleiter des Roten Kreuzes. Fünf Hubschrauber, die Bergrettung und das Rote Kreuz waren mit insgesamt 120 Personen im Einsatz.
Der Lungauer Katastrophenschutz-Referent Christoph Wiedl sprach von einer extrem mächtigen Lawine – sie sei mit einer Länge von 600 Metern, einer Breite von 200 Metern und einer Tiefe bis zu viereinhalb Meter Richtung Tal gedonnert.
René Hofer: Ein tragisches Unglück
René Hofer ist der zweite prominente rot-weiß-rote Motorradsportler nach Rundstreckenspezialist Hans Lindner, der einer Lawine zum Opfer fiel. Der Salzburger Lindner war Honda-Cup-Sieger 1984, fuhr 1985 seine ersten 250-ccm-WM-Läufe (Platz 6 beim Salzburgring-GP) und gewann 1986 auf einer Rotax die 250-ccm-Europameisterschaft. Lindner kam nach dem Ende seiner Rennkarriere mit 35 Jahren am 15. Dezember 1998 in Matrei (Osttirol) in einer Lawine ums Leben.
René Hofer hat im Motocross immer wieder schlimme Verletzungen überstanden. Im Vorjahr hat er sich Mitte August 2020 beim zweiten Lettland-GP einen Übergangsbruch des linken Oberarms knapp unter dem Schultergelenk zugezogen. Er wurde einen Tag später von Riga nach Wels/Oberösterreich transportiert, wo er noch in derselben Nacht von Dr. Lang operiert wurde. Der KTM-Werksfahrer fiel dann für den Rest der Saison aus.
Der begnadete Nachwuchsmann aus Alberndorf hat allen Gefahren des spektakulären Motocross-Sports getrotzt und ist jetzt ausgerechnet bei seiner genussvollen Freizeitbeschäftigung im Hochgebirge gemeinsam mit zwei MX-Kollegen auf so tragische Weise ums Leben gekommen.
Ruht in Frieden, René, Michael und Bastian.