Heinz Kinigadner: «KTM wollte mit René WM gewinnen»
Der «Hoferbua» nach dem ersten GP-Sieg mit Papa Reini, Mama Karin und Schwester Nadine
Der 19-jährige René Hofer war ein Teil des renommierten Red Bull KTM-Werksteams mit den Teamkollegen Tom Vialle (MX2) und Jeffrey Herlings (MXGP), und Teammanager Dirk Grübel. Aber großen Anteil am Erofolg hatte auch seine Familie mit Papa Reini, Mama Karin sowie Schwester Nadine.
«Mein Vater fuhr Motocross- und Quad-Rennen und kaufte mir ein Bike, als ich erst dreieinhalb Jahre alt war. Mit fünf Jahren fing ich an, kleine Rennen zu fahren, und wuchs praktisch mit dem Sport auf», erzählte René Hofer in einem Interview im Juni 2018.
Heinz und Sohn Hannes Kinigadner wurden auf den «Hoferbua» aufmerksam, als der Oberösterreicher ca. zwölf Jahre alt war. Mit 14 Jahren stellte er bereits das Red Bull KTM-Design zur Schau – und gewann 2016 die Junioren-WM, die EM und den ADAC Junior-Cup in der 85-ccm-Klasse.
Heinz Kinigadner (61), der 250-ccm-Motocross-Weltmeister 1984 und 1985 auf KTM, befindet sich beim Formel-1-GP in Saudi-Arabien und wurde erst Sonntagfrüh von KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer verständigt. «Die Nachricht vom Tod von René hat uns erschüttert. Das ist Wahnsinn. Da fährt der Bursche in der MX2-WM in den letzten zwei Jahren mit zackigen Verletzungen auf höchstem Niveau. Und dann macht er eine schöne Bergtour mit seinen Freunden, und dann passiert so eine Tragödie. So viel ich gehört habe, war es ziemlich seine erste Skitour. Anscheinend hatte er noch Probleme mit der Skibindung, dadurch sind sie etwas später gestartet.»
Wann ist Kinigadner erstmals auf René Hofer aufmerksam geworden? «Robert Jonas, der Offroad-Manager von KTM, hat ihn mir in der 85-ccm-Zeit ans Herz gelegt. René Hofer war ein Zögling von Robert. Wir haben ihn dann mit der Kini-Bekleidung unterstützt. Das dürfte 2014 gewesen sein.»
«Das Motocross-Jahr 2021 ist ja für René gut verlaufen», hält Kini fest. «Aber 2018 hatte er einen Beckenbruch, 2020 eine langwierige Schulterverletzung. Deshalb hat er die Saison 2021 für meinen Geschmack etwas zögerlich begonnen. Er ist aber bei den letzten fünf Grands Prix wirklich stark geworden. Richtig explodiert ist René in diesem Herbst beim Motocross der Nationen. Dort hat er ja fast Jeffrey Herlings angegriffen. Auch in Teutschenthal ist er gut gefahren, dort hat er das erste WM-Podium erreicht. In Frankreich ist er dann etwas schwächer gewesen, in Spanien lief es wieder gut. Am Schluss ist ihm noch der erste Tagessieg in Arco gelungen. Er hat dann auch zweimal Trainingsbestzeit bei den letzten zwei Rennen in Mantua gehabt. Da ist ihm richtig der Knopf aufgegangen; das hat er auch selber so gesagt. Er ist zwar in den Rennen wieder gestürzt. Aber er hat im Kopf gemerkt, dass es einen Ruck gemacht hat. Er hätte im nächsten Jahr in der MX2 auf jeden Fall zu den Titelanwärtern gehört. Zu den Podiums-Aspiranten auf jeden Fall.»
Jahrelang war der ehemalige Weltklasse-Cross Didi Lacher für KTM als Trainer und Coach für den Aufstieg von Hofer mitverantwortlich. Erst im vergangenen Herbst kam es zur Trennung, die Zusammenarbeit wurde beendet, weil Joel Smets die Aufgabe übernahm und Lacher nicht mit zu den vielen WM-Rennen reisen wollte. «Didi Lacher hat den ‚Hoferbua‘ in den letzten Jahren geformt», ist Kinigadner überzeugt. «Auf jeden Fall.»
Hält es Kinigadner für übertrieben, wenn René Hofer nach den jüngsten Erfolgen als kommender Weltmeister bezeichnet wurde?
«Es war bei KTM ganz klar unser Ziel, mit ihm Weltmeister zu werden», versichert Heinz Kinigadner im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Im Frühjahr hat man noch die Nachwirkungen der Schulterverletzung gespürt. Aber man hat schon den Eindruck bekommen, dass sich René seine Erfolge schwer erarbeitet hat. Er war zusammen mit seinem Vater Reini ein Gespann, das im Fahrerlager wirklich sehr beliebt war. Jeder hat die beiden gern gemocht. Die ganze Familie hat im Paddock ein sehr gutes Erscheinungsbild abgegeben. Schwester Nadine ist bei der Betreuung von René völlig aufgegangen.»