Tom Vialle über Druck, Ziele und die neue MX2-KTM
Tom Vialle gilt als heißer Anwärter auf die MX2-Weltmeisterschaft
Seit 2019 hat Tom Vialle jedes Jahr Rennen gewonnen und sammelte in dieser kurzen Zeit stolze vierzehn Grand-Prix-Siege und einen MX2-Weltmeistertitel. Der Franzose geht in seine vielleicht letzte Saison in der MX2-WM, gleichzeitig ist es das erste Jahr eines langfristigen Vertrages mit dem österreichischen Red Bull KTM-Team. Vialle muss nicht nur die brandneue KTM 250 SX-F entwickeln, sondern repräsentiert auch das MX2-Team.
Denn Red Bull KTM setzte 2020 in den beiden Kategorien fünf Fahrer ein, 2021 waren es sechs. Doch durch den tragischen Tod von René Hofer und der Neuorganisation der Marken der Pierer-Mobility-Group reduzierte sich das Aufgebot auf nur noch zwei Piloten. Und weil MXGP-Star Jeffrey Herlings wegen seiner kürzlich erlittenen Fersenverletzung für den Saisonauftakt in Matterley Bassin ausfällt, lastet auf Vialle sogar der gesamte Druck des Werksteams.
«Wir sind uns noch nicht sicher, aber in Matterley könnte tatsächlich nur ich im Team sein», sagte Vialle im exklusiven Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «In meinem ersten Jahr war ich aber auch allein! 2019 bin ich nach England gegangen und Jeffrey war damals verletzt und ich habe einfach mein Bestes gegeben. Die Situation ist jetzt ziemlich beschissen für Jeffrey, und für mich ist es auch besser, einen Teamkollegen zu haben, mit dem ich über die Strecke und die Rennbedingungen sprechen kann.»
Spekuliert wird, ob KTM den erst jüngst zurückgetretenen Tony Cairoli für England aufbietet. Bestätigt wurde das jedoch noch nicht.
Vialle erzielte 2021 in zehn Rennen eine schillernde Serie von fünf Siege und neun Podestplätze. In diesem Jahr wird er voraussichtlich wieder einer der Hauptkonkurrenten in der MX2 sein, bevor für 2023 der Aufstieg in die MXGP-Klasse winkt.
«Ich trainiere jeden Tag, um zu gewinnen», versicherte Vialle. «Einer der Jungs zu sein, von denen erwartet wird, dass er um den Titel kämpft, fühlt sich für mich ‹normal› an. Dieser Druck war schon 2020 da und kam 2021 wieder hoch. Ich genieße es, an der Spitze zu fahren als um den fünften, sechsten oder achten Platz zu kämpfen. Es gibt mehr Adrenalin! Ich genieße die Favoritenstellung mehr, als mich der Druck belastet.»
Hauptgegner des KTM-Piloten wird wahrscheinlich der Zweitplatzierte von 2021, Jago Geerts (Yamaha) sein. Vialle muss aber auch die Entwicklung der neuen KTM 250 SX-F übernehmen, die einer radikalen Überarbeitung unterzogen wurde.
«Es ist ein komplett neues Motorrad und es gibt große Unterschiede. Man spürt aber immer noch, dass es eine KTM ist», erklärt Vialle. «Der Rahmen ist anders und es ist ein neuer Motor. Man muss sich daran gewöhnen, aber wir kommen gut mit dem Chassis voran. Der Motor fühlt sich ausgezeichnet an.»