Liam Everts (KTM): Ist er schon Titelanwärter?
Liam Everts siegte in der Türkei
Der 17. Lauf der Motocross-WM in der Türkei war eine bitter-süße Erfahrung für 'Liamski'. Er holte seinen dritten Grand-Prix-Sieg, der zweite in Folge, und verkürzte seinen Rückstand zur WM-Spitze. In seinem ersten Jahr als KTM-Werksfahrer war nicht zu erwarten, dass er am Ende der Saison zu einem Titelanwärter avanciert.
Angereist mit 72 Punkten Rückstand auf WM-Leader Andrea Adamo (KTM) zeigte er schon in Qualifikationsrennen am Samstag eine gute Pace. Am Ende des Rennens schloss er die Lücke zu Spitzenreiter Simon Längenfelder und im Ziel ärgerte er sich – weniger wegen der verfehlten Pole-Position als wegen des einen WM-Punkts, den er damit einbüßte.
Andrea Adamo fuhr zu Beginn des Rennens ausgerechnet seinem Teamkollegen Everts ins Heck und kippte um. Auf Rang 11 verfehlte Adamo am Samstag die Punkteränge. Liamskis Rückstand verringerte sich damit schon von 72 auf 63 Zähler, aber Liam wusste, dass es jetzt um jeden Punkt geht und er hatte diesen einen Punkt auf Rang 2 liegengelassen.
Den ersten Wertungslauf am Sonntag beendete Everts auf Rang 3, Adamo stürzte und wurde in diesem Rennen nur Zehnter. Sein Vorsprung in der WM-Tabelle schmolz zu diesem Zeitpunkt auf 54 Punkte zusammen.
Im zweiten Sonntagsrennen hatte Liam die Führung inne, doch er warf den möglichen Sieg durch einen harmlosen Sturz weg. Kevin Horgmo (Kawasaki) erbte die Führungsposition und Everts ging am Ende die Zeit aus, um die Lücke zu schließen. Diesmal waren es also drei WM-Punkte, die Everts auf P2 liegengelassen hatte. Obwohl der Belgier mit einem 3-2-Ergebnis Grand-Prix-Sieger wurde (sein dritter Grand-Prix-Sieg in diesem Jahr), klang am Ende auch ein Stück Enttäuschung mit. Insgesamt vier WM-Punkte hatte er liegengelassen.
Bei noch zwei verbleibenden Grands-Prix hat Everts nun einen Rückstand von 48 Punkten. Er hat in der Türkei insgesamt 24 Punkte zur Spitze aufgeholt. Aber es hätten eben auch 28 Punkte sein können. Oder anders gesagt: Wäre es für Liam etwas besser gelaufen, so würde sein Rückstand heute nicht 48 sondern 44 Punkte betragen.
Würde es für den Belgier so weiterlaufen wie in der Türkei, wäre er am Ende tatsächlich Weltmeister. Aber natürlich weiß er sehr genau, dass Adamo in der Türkei ein rabenschwarzes Wochenende hatte. So schätzt Liamski seine Chancen realistisch ein: «Wir gehen es Rennen für Rennen an. Es macht keinen Sinn, sich Gedanken um die Meisterschaft zu machen. Ich werde weiterhin mein Bestes geben und am Ende kommt hoffentlich ein anständiges Ergebnis heraus.»
Rechnerisch kann in der MX2-WM noch viel passieren. In der MXGP sieht es anders aus. WM-Leader Jorge Prado (GASGAS), der in der Türkei ebenfalls vom Pech verfolgt war, könnte beim nächsten WM-Event in Maggiora den Titelgewinn vorzeitig klarmachen, wenn er seinen Vorsprung von 67 Punkten hält oder sein Polster nicht unter 60 Punkte fällt. Die Titelentscheidung in der MX2-Klasse wird definitiv erst beim letzten Grand-Prix in Matterley Basin fallen. In dieser Saison können noch bis zu 120 Punkte vergeben werden. Rechnerische Chancen auf den Titelgewinn haben noch die Top-4: Adamo, Everts, Geerts und Längenfelder.
Ergebnis MX2, Großer Preis der Türkei, Afyonkarahisar:
1. Liam Everts (B), KTM, 3-2
2. Kevin Horgmo (NOR), Kawasaki, 6-1
3. Jago Geerts (B), Yamaha, 2-4
4. Simon Längenfelder (D), GASGAS, 1-6
5. Roan van de Moosdijk (NL), Husqvarna, 4-3
6. Andrea Adamo (I), KTM, 10-5
MX2 WM-Stand nach 17 von 19 Events:
1. Andrea Adamo (I), KTM, 732 Punkte
2. Liam Everts (B), KTM, 684, (-48)
3. Jago Geerts (B), Yamaha, 650, (-82)
4. Simon Längenfelder (D), GASGAS, 645, (-87)
5. Lucas Coenen (B), Husqvarna, 520, (-212)
6. Roan van de Moosdijk (NL), Husqvarna, 508, (-224)