MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Die Coenen-Brüder machen ihr Ding – mit dem Ziel USA

Von Nora Lantschner
Sie sind meist im Doppelpack anzutreffen, zählen zu den hoffnungsvollsten Talenten in der MX2-WM und wissen sehr genau, was sie wollen: Die Rede ist von den erst 17-jährigen Zwillingen Lucas und Sacha Coenen.

Vor wenigen Wochen unterzeichneten sie mehrjährige Vertragsverlängerungen mit der Pierer-Gruppe – Lucas mit Nestaan Husqvarna Factory, Sacha mit dem Red Bull-KTM-Werksteam, beim Treffen mit SPEEDWEEK.com blickten die belgischen Teenager noch einmal auf ihre erste Saison in der MX2-WM zurück. Gerade Lucas stieg mit einem GP-Sieg in Sumbawa (Indonesien) und insgesamt fünf Siegen in den Wertungsläufen rasant in den Kreis der Topfahrer auf.

«Wir sind besser und besser geworden, hatten aber auch ein paar technische Probleme, die mich viel gekostet haben. Ich bin Fünfter in der WM-Tabelle geworden, wir haben aber viele Läufe verpasst – und auch GP-Siege. Das hat mich ein bisschen wütend gemacht, was normal ist, wenn man in der ersten WM-Saison ist und zwei Grands Prix verliert», reflektierte der Husqvarna-Werksfahrer. Umso größer war die Freude dann, als Lucas beim ersten Indonesien-GP mit einem 1-1-Ergebnis triumphierte. «Und dann bin ich in der Woche darauf krank geworden. Ich wollte mehr gewinnen, wir hatten aber ein paar kleine Probleme. Wir haben daraus gelernt, nächstes Jahr wird anders sein.»

Sein Zwillingsbruder Sacha, den Lucas übrigens ein gutes Stück überragt, verpasste den Saisonstart 2023 wegen einer Schulter-OP und wurde auch später mehrfach von Stürzen eingebremst. Das spiegelt sich in seinem 17. WM-Rang wider. In Loket und Uddevalla stieß er aber zumindest in je einem Wertungslauf bereits in die Top-5 vor.

«Meine Saison war nicht die beste, wir hätten gerne mehr geschafft, aber so war es eben. Wir haben die gesamte Saison über hart gearbeitet und es ist immer besser geworden, aber wir haben nicht wirklich die Ergebnisse erreicht, die wir wollten», fasste Sacha zusammen. «Ich bin wirklich glücklich, einen weiteren Vertrag mit KTM unterzeichnet zu haben. Ich freue mich darauf, wir geben unser Bestes und arbeiten den ganzen Winter hart – und ich glaube, dass wir dahin kommen werden und an der Spitze kämpfen werden.»

Daraufhin arbeiten die Coenen-Brüder weiterhin gemeinsam. «Wir trainieren immer zusammen, mit unserem Vater», verwies Sacha auf Papa Rafaël. «Wir trainieren nicht mit den anderen Jungs, nur wir zwei, ich glaube, das ist der bessere Weg», bekräftigte der Red Bull-KTM-Werksfahrer, der 2024 übrigens nicht mehr mit der Startnummer 79, sondern mit der #19 ausrücken wird.

Dass Sacha mit Andrea Adamo den MX2-Weltmeiter als Teamkollegen hat, spielt für ihn keine Rolle. «Wir machen einfach unser Ding», winkte er ab. «Auch wenn er ein Weltmeister ist, kümmere ich mich nicht groß darum.»

«Ich glaube, Jeffrey ist die bessere Referenz», warf Lucas mit Verweis auf den fünffachen Weltmeister Jeffrey Herlings ein. «Manchmal trainieren wir im Winter mit ihm, mehr aber mit Jorge [Prado], wenn wir in Spanien sind. Er ist auch eine gute Referenz, als dreifacher Weltmeister.»

Den Großteil des Wintertrainings absolvieren die Coenen-Brüder in Spanien. «Ja, wir trainieren hauptsächlich in Red Sand», kündigte Sacha an. Lucas ergänzte: «Wir verbringen nicht viel Zeit in Belgien, mehr im Süden Frankreichs oder in Red Sand. Manchmal sind wir aber auch beim Team in Belgien.»

Zur Zielsetzung hielt der WM-Fünfte von 2023 fest: «Die Mentalität ist dieselbe wie im Vorjahr – auf dem Motorrad einfach Spaß zu haben und das Beste versuchen.»

Letztendlich ist aber doch der Titelgewinn das Ziel eines jeden Top-Fahrers, der an den Start geht? «Die anderen können daran denken, ich mache das nicht so sehr, dann habe ich auch weniger Druck, der auf meinen Schultern lastet. Wir werden aber zeigen, was wir können», folgte dann doch eine kleine Kampfansage von Lucas.

Trotz des jungen Alters – sie feierten erst am 9. November ihren 17. Geburtstag – strahlen beide Coenen viel Selbstvertrauen aus und reden auch nicht lange um den heißen Brei herum. «Wir sind erst 17, aber wir fahren mit ihnen. Nur weil du 23 Jahre alt bist, heißt das nicht, dass du besser bist», gab sich Lucas cool.

Die Coenen-Zwillinge zählen schon seit ihrer 125er-Zeit zu den hoffnungsvollsten Talenten im MXGP-Paddock. Mitte November gab die Pierer Mobility AG bekannt, die Rohdiamanten Lucas und Sacha Coenen mit mehrjährigen Verträgen für die Zukunft gebunden zu haben – zunächst noch in Europa. Dass sie von einer Zukunft in den USA träumen, ist aber längst ein offenes Geheimnis.

«Ja, wir müssen sehen, vielleicht gehen wir Ende 2024 dahin», bestätigte Lucas im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Dort ist es besser für uns, weil wir in einer Saison Supercross und Motocross fahren können», pflichtete Sacha bei. «Das ist gut und das bevorzugen wir – und auch der Lifestyle ist dort vielleicht besser. Wir werden es uns anschauen und sehen, wie es ist.»

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