Pedro Acosta: «Marquez/Bagnaia sind kein Dreamteam»
2020 gewann Pedro Acosta den Red Bull Rookies Cup, ein Jahr später war er Moto3-Weltmeister. In seiner ersten Moto2-Saison 2022 eroberte der Spanier drei Siege und wurde WM-Fünfter, 2023 mit 83 Punkten Vorsprung Champion.
KTM beförderte ihn für 2024 in die MotoGP, auch im Konzert der Großen geigt er seither famos auf. Fünf Podestplätze in den Grands Prix und weitere vier in den Sprints brachten ihn auf den sechsten WM-Rang und schraubten die Erwartungen für 2025 weiter in die Höhe.
Acosta wurde vom Tech3-Team zu Red Bull KTM transferiert und hat dort dieses Jahr Brad Binder als Teamkollege. Die ersten sechs Rennen in Thailand, Argentinien und Texas liefen nicht nach Wunsch, Platz 6 im Sprint in Buriram markiert das beste Saisonergebnis des 20-Jährigen. Mit 16 Punkten liegt das Supertalent nur auf dem 13. WM-Rang, die Markenkollegen Enea Bastianini und Brad Binder sind direkt vor ihm platziert, womit kein KTM-Pilot in den Top-10 ist.
Pedro, du warst im Winter in einigen TV-Sendungen. Hast du nach deiner spektakulären ersten MotoGP-Saison einen Acosta-Effekt gemerkt?
Nicht wirklich. Für mich gehört das zum Job, MotoGP ist heute so. Wir müssen unsere Gesichter zeigen und die Sponsoren brauchen das auch. Rennen fahren bevorzuge ich.
Hat sich dein Job mit dem Klassenwechsel von 2023 auf 2024 dramatisch verändert?
Wenn du in die MotoGP wechselst, wächst du an dieser Aufgabe, mehr Leute kennen dich und fragen nach dir. Im Gegensatz zu Moto3 und Moto2 läuft viel mehr drumherum.
Wie berühmt bist du inzwischen in Spanien? Viele handeln dich als den neuen Marc Marquez.
Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich der neue Pedro Acosta bin, nicht der neue Marc Marquez.
Dass ich weiterhin in Murcia lebe, ist ein Vorteil für mich. Dort kennt mich ohnehin jeder, für diese Leute bin ich ein normaler Mensch. In Murcia habe ich es sehr ruhig, sie sehen mich nicht als MotoGP-Fahrer.
Beim Saisonfinale 2024 bist du mit einer Citroen Ente in Barcelona aufgetaucht. Hast du die noch?
Dieses Auto gehörte nicht mir. Aber ich mag es, also kaufte ich mir eines.
Keinen Ferrari?
Daran habe ich kein Interesse.
Wofür gibst du stattdessen dein Geld aus?
Für nicht viel, ich gebe kaum Geld für dummen Scheiß aus. Ich mag Motorräder und gebe mein Geld fürs Training aus.
Sind für dich Marc Marquez und Pecco Bagnaia die Titelfavoriten?
Wir sollten dem König die Krone noch nicht aufsetzen, eine Saison ist lang. Es reden auch viele davon, sie wären ein Dreamteam. Im Leben gibt es aber kein Dreamteam, du kannst nicht zwei Nummer 1 in der derselben Box haben.
Hast du dich körperlich oder mental auf deine zweite MotoGP-Saison anders vorbereitet?
Körperlich ja, das hängt aber auch damit zusammen, dass ich jetzt etwas älter bin, was es einfacher macht. Mit 19 Jahren ist es schwierig, Muskeln aufzubauen. Ich glaube auch, dass ich mich mental verbessert habe und jetzt deutlich ruhiger bin. Ich habe jemanden an meiner Seite, der mir dabei hilft zu verstehen was los ist und wie ich damit klarkomme.
Einige Sportler sind der Meinung, dass es ab einem bestimmten Punkt einen Psychologen braucht, um die persönlichen Schwächen und Stärken zu verstehen und an ihnen zu arbeiten.
Ich hatte keinen Mental-Coach. Ich respektiere sie, glaube aber nicht an diese Herangehensweise. Vielleicht habe ich die richtige Person im richtigen Moment meines Lebens an meiner Seite. Er wusste genau, wie ich mich fühle und wie ich mich verbessern kann.
Du warst im Winter bei Valentino Rossi auf der Ranch. Hatte das eine Auswirkung auf eure Beziehung?
Unsere Beziehung war immer ganz okay. Meine erste Saison in der Meisterschaft war seine letzte, ich fahre jedes Jahr das Rennen auf seiner Ranch. Das ist spaßig, wir haben ein gutes und offenes Verhältnis.