Liam Everts (KTM): Pressekonferenz zum China-Unfall
Red-Bull-KTM-Werksfahrer Liam Everts ist wieder gut in seiner Heimat in Belgien angekommen. Am heutigen Freitag fand in Hasselt eine Pressekonferenz statt, bei der sich Liam Everts und sein Vater Stefan zur Situation geäußert haben. Liam Everts erschien mit einer Halskrause. In Belgien sorgte das für viel Aufmerksamkeit. Allein vier TV-Teams waren bei der Pressekonferenz anwesend.
Über den Unfallhergang, der zum Bruch des Halswirbels C5 und zu zeitweiligen Lähmungserscheinungen führte, wurde schon viel berichtet. Aber wie war die Situation vor Ort tatsächlich? Stefan Everts, der zum Glück vor Ort war, meint, dass nach einem so schweren Unfall das Rennen mit roter Flagge hätte abgebrochen werden müssen. Die Sanitäter standen unter Stress und waren überfordert. Liam erinnert sich: «Nach meinem Crash sind viele Chinesen auf mich zugekommen. Sie wollten mir sofort den Helm vom Kopf nehmen. Ich habe gerufen: "Halt, lasst mich in Ruhe!" Zum Glück waren mein Vater und mein Team schnell bei mir. Sie erklärten ihnen, dass sie sich von mir fernhalten sollten.»
«Der Sturz war eigentlich harmlos», erklärt Stefan, «aber Liam konnte sich nicht bewegen. Sie wollten ihn von der Strecke nehmen, haben aber den Ernst der Lage nicht erkannt.» Selbst die anderen Fahrer begriffen die Situation. Liams KTM-Teamkollege Andrea Adamo wollte sogar anhalten. «Das hat mich sehr beeindruckt», erklärt Liam. «Aber auch von anderen Fahrern habe ich später viele Genesungswünsche erhalten.»
Liam lag am Boden, bewegungsunfähig unter seinem Motorrad eingeklemmt. Neben der Nackenverletzung hatte er sich auch Brandwunden zugezogen, denn der Motor lief und das Hinterrad drehte sich noch und rieb an Liams Arm. «Natürlich habe ich das Schlimmste befürchtet», grübelt Liam. «Man fängt an, über die Szenarien nachzudenken. Erst viele Stunden später habe ich mein Gefühl wieder zurückbekommen.»
Nach seinem Abtransport von der Strecke war das Chaos aber noch nicht vorbei: «Ich wurde dann von einem Krankenhaus zum anderen transportiert», erinnert sich Liam. «Über KTM konnten wir einen Übersetzer organisieren und ich landete schließlich in einer internationalen Abteilung, wo ich glücklicherweise in den Händen eines der besten Nacken- und Rückenchirurgen der Welt war. Die Operation verlief gut. Der Arzt in China hatte Kontakt zu meinem Arzt in Belgien. Nächste Woche werde ich mich in Herentals untersuchen lassen. Dann werden wir weiter sehen.»
Auf die Frage, wie seine momentane Schmerzsituation ist, sagte Liam: «Vor allem in den Schultern und im Rücken spüre ich eine große Steifheit. Alles klemmt noch, aber der Bruch an sich bereitet mir keine großen Probleme.»
Hat sich Lucas Coenen schuldig gemacht? Liam erklärt: «Rennunfall hin oder her, dazu werde ich mich nicht äußern. Alles, was Lucas in diesem Rennen im Weg stand, musste beseitigt werden. Ich habe ihn erst im letzten Moment gesehen. Ich hoffe, er erkennt, dass er zu weit gegangen ist und mit meinem Leben gespielt hat. Er hat mir danach zwar eine SMS geschickt und erklärt, dass es keine Absicht war, aber das spielt für mich keine Rolle. Nach meiner Meinung hätte dieser Unfall verhindert werden können. Letzte Woche in der Türkei gab es einen ähnlichen Vorfall, bei dem eine Grenze überschritten wurde. In beiden Fällen gab es keine Strafe.»