Agueda: Antonio Cairoli (KTM) siegt weiter, Nagl P5
Antonio Cairoli pflügt durch den Kurs von Agueda zum Grand-Prix-Sieg
Aus deutscher Sicht lief bis zwei Runden vor Rennende alles bestens: Max Nagl verteidigte Rang 3 nach Kräften. Zuerst gegen Titelverteidiger Tim Gajser (Honda) und später gegen den heranstürmenden Arminas Jasikonis (Suzuki).
Doch ab dem Moment, als sich Jasikonis am Deutschen vorbei quetschte, wirkte Nagl schlagartig desillusioniert und musste kurz danach auch Romain Febvre passieren lassen. Binnen weniger Sekunden war für die deutschen Fans der Traum vom Podium ausgeträumt und Nagl musste sogar noch die letzten Reserven mobilisieren, um Gajser zum Schluss noch auf Abstand zu halten.
Natürlich war das so knapp verfehlte Grand-Prix-Podium zunächst eine Enttäuschung, doch in der WM-Tabelle hat der Weilheimer wieder einen Platz gutmachen können und ist nun nach 12 von 19 absolvierten Rennen auf Rang 7 vorgerückt.
Nagl: Es geht weiter aufwärts
Außerdem war Nagl in Agueda der mit Abstand stärkste Husqvarna-Pilot. Gautier Paulin haderte das ganze Wochenende mit dem Kurs und verlor seinen zweiten Rang in der WM-Tabelle. Mit den Rängen 12 und 11 holte der Franzose nur 19 WM-Punkte und konnte dabei noch von Glück reden, dass Clement Desalle in Agueda ziemlich viel Pech hatte. Desalle startete wegen seines kapitalen Crashs im Quali-Race nur von Rang 14 in die Wertungsläufe. Im zweiten Lauf flog der Belgier bereits in der ersten Kurve über den direkt vor ihm gestürzten José Butron und musste eine Aufholjagd starten. Für Desalle sprangen mit den Rängen 6 und 10 nur 26 Punkte heraus, was aber trotzdem reichte, um WM-Platz 2 wieder zu übernehmen.
Die Probleme der Rückkehrer
Übernommen hatten sich auch Kevin Strijbos (Suzuki) und Jeremy van Horebeek. Strijbos musste bereits im ersten Lauf die Segel streichen und konnte in Moto-2 nicht mehr antreten. Van Horebeek konnte zumindest mit Rang 15 in Lauf 1 noch 6 WM-Punkte mitnehmen. In Moto-2 fiel der Belgier hoffnungslos zurück.
Cairoli überlegen
Antonio Cairoli, der sich im ersten Lauf noch seinem KTM-Teamkollegen Jeffrey Herlings geschlagen geben musste, trumpfte im zweiten Lauf wieder richtig auf und fuhr zu Lauf- und Tagessieg. «Im ersten Lauf hatte ich etwas den Rhythmus verloren, so dass Jeffrey vorbeigehen konnte. Als ich wieder ins Rennen zurückfand, war es zu spät. Aber wir müssen jetzt auch langsam an die Meisterschaft denken. Deshalb will ich keine unnötigen Risiken eingehen.» Cairoli hat nach 12 von 19 WM-Runden nun bereits einen Vorsprung von 92 Punkten.
Jeffrey Herlings enttäuscht
Jeffrey Herlings wirkte nach dem Rennen etwas zerknirscht. «Wieder haben wir den Grand-Prix-Sieg so knapp verfehlt», meinte der Holländer, der punktgleich mit Cairoli (beide 47 Punkte) wegen des entscheidenden Ergebnisses aus Lauf 2 erneut auf dem zweiten Podiumsrang stand. «Letzte Woche habe ich einen Hitzschlag erlitten. Das ist nicht gut fürs Herz», erklärte der Holländer. «Deshalb habe ich diesmal bei Rennende nicht alles auf eine Karte gesetzt.»
Erstes Podium für Jasikonis
Arminas Jasikonis hatte ein glänzendes Wochenende. Erst gewann er mit dem Sieg im Quali-Race am Samstag seinen ersten MXGP-Laufsieg überhaupt. Mit zwei dritten Plätzen schaffte der hochgewachsene 2-Meter-Teenager aus Litauen, der erst im September 20 Jahre alt wird und der im Fahrerlager auch gerne 'Shorty' ('der Kurze') genannt wird, sein erstes WM-Grand-Prix-Podium. Ein denkwürdiger Tag für ihn, seine Familie und das Suzuki-World-MXGP-Team unter Stefan Everts, der Jasikonis entdeckt hat und aus der ADAC-MX-Masters-Serie in die WM abwarb. Für dieses Podiums-Debüt kann man 'shorty' und dem Suzuki-Team nur gratulieren, auch wenn wir Max Nagl natürlich in dieser schwierigen Saison heute auch das Podium gewünscht hätten.
Fazit aus Portugal
Die Rückkehr der WM nach Portugal war gut. Viele begeisterte Zuschauer an den Hängen von Agueda sahen einen Antonio Cairoli, der klar auf Titelkurs ist. Sie sahen einen Jeffrey Herlings, der eine feste Größe auf den WM-Podien geworden ist und sie sahen mit Arminas Jasikonis ein hoffnungsvolles Talent auf dem Podium. Es wurde hart gekämpft, teilweise lagen die Nerven blank, wie beispielsweise zwischen Febvre und Desalle oder zwischen Seewer und Jonass in der MX2. Aber auch das gehört zum Motocross dazu wie das Salz in der Suppe. Das Comeback von Agueda war ein voller Erfolg.
Alle Einzelheiten vom zweiten MXGP-Lauf in Agueda erfahren Sie im nachfolgenden Renn-Stenogramm:
Start:
Tim Gajser gewinnt den 'holeshot' knapp vor Antonio Cairoli, Max Nagl, und Arminas Jasikonis. Clement Desalle kann dem gestürzten José Butron nicht ausweichen und geht im Chaos der ersten Kurve zu Boden.
Noch 28 Min:
Herlings schiebt sich an Gajser vorbei auf Rang 3. Cairoli führt 1,1 Sekunden vor Nagl, Herlings, Gajser, Jasikonis, van Horebeek und Paulin.
Noch 24 Min:
Herlings geht innen an Nagl vorbei auf Rang 2!
Noch 22 Min:
Cairoli hat sich bereits 4 Sekunden abgesetzt. Gajser hat Nagl (P3) in Schlagdistanz. Desalle rangiert nach seinem Crash auf Platz 12.
Noch 17 Min:
Cairoli setzt sich weiter ab und führt mit 6 Sekunden Vorsprung vor Herlings, Nagl, Gajser, Jasikonis, Tonus, Febvre, Paulin, Bobryshev und Anstie.
Noch 15 Min:
Cairoli ist nicht zu stoppen. Er baut seinen Vorsprung auf 9 Sekunden aus.
Noch 11 Min:
Nagl kann die Angriffe Gajsers weiter abwehren.
Noch 10 Min:
Jasikonis geht innen an Gajser im Speedway-Style driftend vorbei auf Rang 4!
Noch 9 Min:
Jasikonis greift nun Nagl an. Hier geht es um das Grand-Prix-Podium!
Noch 7 Min:
Nagl kann sich wieder etwas vom Druck Jasikonis' befreien. Doch die Situation ist noch nicht geklärt.
Noch 5 Min:
Herlings bläst zur Schlussattacke, brennt die schnellste Rennrunde in den Boden und holt kräftig auf. Er hat Cairoli bereits in Sichtweite.
Noch 2 Min:
Nagl verteidigt P3 und ist weiter auf Podiumskurs!
Noch 2 Runden:
Jasikonis geht nach der Boxengasse an Nagl vorbei auf Rang 3 und ist jetzt seinerseits auf Podiumskurs. Febvre geht an Gajser vorbei auf Rang 5.
Letzte Runde:
Jetzt muss sich Nagl gegen Febvre wehren. Nagl fällt auf P5 zurück. Gefahr droht jetzt von Gajser. Antonio Cairoli gewinnt vor Jeffrey Herlings und Arminas Jasikonis, Nagl kann Gajser auf Distanz halten und rettet Rang 5 über die Ziellinie.
Ergebnis Grand-Prix of Portugal Lauf MXGP, Lauf 2:
1. Antonio Cairoli (ITA), KTM
2. Jeffrey Herlings (NED), KTM
3. Arminas Jasikonis (LTU), KTM
4. Romain Febvre (FRA), Yamaha
5. Max Nagl (GER), Husqvarna
6. Tim Gajser (SLO), Honda
7. Arnaud Tonus (SUI), Yamaha
8. Max Anstie (GBR), Husqvarna
9. Evgeny Bobryshev (RUS), Honda
10. Clement Desalle (BEL), Kawasaki
11. Gautier Paulin (FRA), Husqvarna
12. Tanel Leok (EST), Husqvarna
13.Alessandro Lupino (ITA), Honda
14. Glenn Coldenhoff (NED), KTM
15. Maxime Desprey (FRA), Kawasaki
16. Rui Goncalves (POR), Husqvarna
17. José Butron (ESP), KTM
18. Ken de Dycker (BEL), Honda
19. Lukas Neurauter (AUT), KTM
20. Sandro Peixe (POR), Honda
...
22. (DNF): Jeremy van Horebeek (BEL), Yamaha
DNS: Kevin Strijbos (BEL), Suzuki
Grand-Prix-Wertung:
1. Antonio Cairoli (2-1)
2. Jeffrey Herlings (1-2)
3. Arminas Jasikonis (3-3)
4. Romain Febvre (5-4)
5. Max Nagl (4-5)
6. Tim Gajser (8-6)
WM-Stand nach 12 von 19 WM-Läufen:
1. Antonio Cairoli, 478
2. Clement Desalle, 387 (-91)
3. Gautier Paulin, 383 (-95)
4. Jeffrey Herlings, 382 (-96)
5. Tim Gajser, 310 (-168)
6. Romain Febvre, 309 (-169)
7. Max Nagl, 289 (-189)
8. Evgeny Bobryshev, 267 (-211)
9. Jeremy van Horebeek, 267, (-211)
10. Arnaud Tonus, 253 (-225)
11. Glenn Coldenhoff, 244 (-234)
12. Max Anstie, 240 (-238)
13. Arminas Jasikonis, 227 (-251)