Max Nagl (Husqvarna): Nur von Sandkönig Herlings geschlagen
In der Anfangsphase des ersten MXGP-Laufs von Assen fehlte Max Nagl (Husqvarna) plötzlich im Feld. Der Deutsche war im ersten Lauf unter den Top-6 gestartet.
«Ich bin schon in der ersten Runde gestürzt und musste eine Aufholjagd starten», erklärte der Weilheimer, der es am Ende seiner Aufholjagd noch bis auf Platz 10 schaffte.
Die tiefe Sandstrecke in Assen forderte einige Sturzopfer. Im ersten Lauf stürzten unter anderem Tim Gajser (Honda) und Clement Desalle so schwer, dass sie im zweiten Lauf nicht mehr starten konnten. Jeremy van Horebeek musste ebenfalls nach einem Sturz die Box ansteuern, konnte aber im zweiten Lauf antreten.
Im zweiten Lauf legte Nagl einen seiner berühmten Blitzstarts hin: «Wir haben gemeinsam mit dem Team entschieden, dass ich im zweiten Lauf von ganz außen starte, was eine sehr gute Idee war. Ich habe die ersten Runden geführt. Als mich dann Herlings überholte, habe ich seine Linien studiert. Bis zum Schluss habe ich voll angegriffen und bin am Ende Zweiter geworden.»
Der frisch gebackene Weltmeister, Antonio Cairoli (KTM) startete mehrere Anläufe, um Nagl zu überholen. Vergebens.
Am Ende stürzte der Sizilianer beim Versuch, Nagl innen anzugreifen. Cairoli fiel zurück und verschenkte dadurch sogar eine sichere Podiumsplatzierung.
Der Weltmeister hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Nagl ist auch im Sand verdammt schnell.
In der letzten Runde blies auch Romain Febvre (Yamaha) zum Endspurt. Doch auch den Franzosen konnte der Weilheimer erfolgreich auf Distanz halten.
So wurde Nagl im Tiefsand von Assen nur von einem Mann geschlagen: Jeffrey Herlings (KTM), dem zweifellos weltbesten Sandfahrer, der vor zwei Wochen so ganz nebenbei die gesamte US-Szene mit einem historischen Doppelsieg düpierte.
Diese Leistung eines Piloten, der für das nächste Jahr noch immer kein Team hat, sollten sich die Firmenchefs noch einmal ganz genau vor Augen führen!
Wer könnte in Deutschland ein besserer Markenbotschafter sein als Max Nagl?
Ist KTM/Husqvarna-Chef Stefan Pierer und seinen japanischen CEO-Kollegen der deutsche Motorradmarkt wirklich so gleichgültig, dass sie einen Fahrer wie Max Nagl links liegen lassen können? Ist Pierers Fokus auf den amerikanischen Markt und auf die Moto-GP so übermächtig, dass er billigend in Kauf nimmt, dass kein einziger deutscher Fahrer mehr in der Motocross-WM startet und damit der gesamte deutsche Offroadsport zur Nische unter den Nischensportarten verkommt?
Wer an den eigentlichen Sinn des MXGP-Engagements eines Herstellers denkt, muss sich spätestens nach dem heutigen Tage Fragen stellen oder Fragen gefallen lassen, nach welchen Kriterien Personalentscheidungen getroffen werden.
Zählbare Ergebnisse sind es jedenfalls nicht.
In der WM hat sich Nagl nun auf Rang 7 verbessert.
Die einzige richtige Antwort auf seine Entlassung aus dem ICE-One-Husqvarna-Werksteam hat Nagl durch Leistung auf der Strecke gegeben. Er liegt nun 7 WM-Punkte vor Yamaha-Werksfahrer Jeremy van Horebeek.
Weitere, überwiegend jüngere Werksfahrer wie Glenn Coldenhoff (KTM), Max Anstie (Husqvarna), Evgeny Bobryshev (Honda), Arminas Jasikonis (Suzuki), Kevin Strijbos (Suzuki) und Jordi Tixier (Kawasaki) hat Nagl in dieser Saison deutlich distanziert.
Und apropros Alter: Antonio Cairoli, der heute in Assen verdient Weltmeister wurde, ist mit 31 Jahren und 11 Monaten fast zwei Jahre älter als Max Nagl.