Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Stefan Everts analysiert Herlings, Roczen und Prado

Von Thoralf Abgarjan
Spielerisch, effizient und leichtfüßig, Jorge Prado beherrscht den Everts-Style

Spielerisch, effizient und leichtfüßig, Jorge Prado beherrscht den Everts-Style

Stefan Everts ist eine Legende, nicht nur wegen seiner 10 WM-Titel und 101 Grand-Prix-Siege. Er hatte einen Fahrstil, der durch äußerste Effektivität und Eleganz geprägt war, anders als Jeffrey Herlings

Sein Fahrstil war und ist sein Markenzeichen. Was aber ist das Geheimnis des speziellen Everts-Styles? Gibt es einen Fahrer der heutigen Generation, der einen vergleichbaren Fahrstil hat? Im zweiten Teil des 'Interviews der Woche' fragten wir die Legende selbst.

Du hattest einen sehr speziellen Fahrstil: Elegant, viel stehend, Schwerpunkt stets vorn. Der Fahrstil von Jeffrey Herlings ist komplett anders und er ist auch erfolgreich. Tim Gajser hat auch einen speziellen, wiederum anderen Fahrstil. Gibt es einen Fahrer der jungen Generation, der wie der frühere Stefan Everts fährt?
«Ich denke Jorge Prado ist ein sehr versierter technischer Fahrer. Wenn man auch beobachtet, wie er mit den Füßen arbeitet und wo er mit den Füßen auf den Fußrasten steht, kann man schon Ähnlichkeiten zu meinem Fahrstil beobachten. Ich habe viel aus dem Fußgelenk gemacht. Auch habe ich immer versucht, das Bike mit den Füßen zu spüren und mit dem Fußgelenk die Bodenwelle auszugleichen. Ich habe das Bike nicht nur mit dem Oberkörper und den Armen bewegt, sondern auch mit den Füßen. Du musst das Bike auch in den Beinen spüren. Ich sehe das bei Jorge Prado. Er fährt auf einem technisch hohen Niveau. Deshalb sieht das bei ihm auch so spielerisch aus. Und deshalb erreicht er seine Pace scheinbar so mühelos.»

Und Jeffrey Herlings? Stimmst du zu, ein komplett anderer Fahrstil?
«Ja klar. Er fährt komplett anders. Er fährt mehr mit Kraft und setzt seinen Körper stärker ein. Dafür muss er aber auch sehr viel mehr Aufwand betreiben . Er muss sich kraftmäßig viel stärker einbringen, um dieses hohe Tempo zu gehen. Aber er hat auch einen extrem starken Körper, der sich auch wieder schnell erholen kann. Ich habe keinen anderen Fahrer gesehen, der vom Körperbau schon so kräftig gebaut war. Als er 15 Jahre alt war, hatte er schon den Körper eines Erwachsenen. Auch wie weit er im Training geht: Er trainiert so viel. Ich hätte auf diesem Level niemals so viel trainieren können, wie er es tut. Mein Körper würde das gar nicht aushalten, um damit über eine gesamte Saison zu kommen.

Ken Roczen ist auch ein sehr technischer Fahrer. Wie denkst du über ihn?
«Schon als Kind fuhr er technisch brillant. Er hatte das gewisse Extra auf dem Bike. Später mit seinen schweren Verletzungen habe ich diese Magie von früher nicht mehr gesehen. Er ist durch sehr schwere Zeiten gegangen und ist nach diesen schweren Verletzungen zurückgekommen. Das war sehr eindrucksvoll. Ich kann das nachvollziehen, mit ging es ähnlich mit dem Bein. Ich musste ein Jahr aussetzen. Es ist auch mental sehr hart, das eigene Selbstvertrauen wieder zurückzugewinnen. Man braucht die Bestätigung, dass es noch geht. Das war nicht gleich da. Am Anfang des Jahres hatte Roczen einige gute Rennen und ein paar Siege. Ich denke, das war sehr wichtig für ihn, um sein Selbstvertrauen zurückzugewinnen, was nicht leicht ist. Ich vermisse aber etwas die Magie, die er vor seinen Verletzungen hatte. Er hatte das gewisse Extra auf dem Bike. Das habe ich seither bei ihm noch nicht wieder gesehen.»

Kommen wir noch einmal zurück auf Jeffrey Herlings, weil du in deiner KTM-Zeit lange mit ihm gearbeitet hast. Er erklärte als sein oberstes Ziel, deine Rekorde zu brechen. Er ist einer der besten Fahrer im Sand. Du kennst ihn sehr gut. Was meinst du, kann er es schaffen?
«Ich denke, es wäre für ihn vor ein paar Jahren möglich gewesen - vor seinen schweren Verletzungen, die ihm einige WM-Titel gekostet haben. Damals wäre es möglich. Jetzt kommen junge Fahrer wie Jorge Prado in die MXGP. Ich denke, er wird ein sehr starker Sieganwärter. Nicht zu sprechen von Tim Gajser nach seinem letzten Jahr. Was ich in Valkenswaard gesehen habe: Sieg im ersten Lauf im Sand beim Heimrennen von Jeffrey Herlings, das war für mich schon eindrucksvoll. Das war ein ziemliches Statement meiner Meinung nach, auch für den Rest der Saison. Das war auf einer Sandstrecke. Wir sind ja noch nicht auf den Hartbodenstrecken gewesen, auf denen Tim ja noch besser ist. Es wäre eine interessante Saison, zu sehen, wie das ausgeht. Mit Jeffrey, um auf die Frage zurückzukommen: Theoretisch könnte er es schaffen, meine Rekorde zu brechen. Aber dann muss er weiterhin siegen. Ich weiß nicht genau. Er ist jetzt 25. Er hat schon noch ein paar Jahre vor sich. Aber er sollte nicht mehr allzu viel verpassen, denn ich sehe da auch schon viele andere Kids, die nachrücken und ihm das Leben immer schwerer machen werden bei seinem Ziel, die nächsten 4-5 Jahre zu gewinnen.

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