Pit Beirer (KTM): «Jeffrey Herlings voll im Training»
Nach mehreren Verschiebungen soll die Motocross-Weltmeisterschaft 2021 am 13. Juni im russischen Orlyonok beginnen. Aber das Internationale Olympische Komitee hat wegen des Dopingskandals von Sotschi alle Sportveranstaltungen in Russland untersagt. Deswegen ist dieser Termin und Austragungsort weiter fraglich. Auch der Russland-MotoGP-Event auf dem Igora Drive kann nicht stattfinden, es gab Probleme mit der Eisspeedway-WM 2021, der Superbike-WM-Lauf in Igora ist weiter fraglich.
«Vielleicht sollte man versuchen, den Termin in Russland für die Motocross-Teams wahrzunehmen und bei dieser Gelegenheit alle Teammitglieder mit Sputnik V durchimpfen zu lassen», lautet die nicht ganz ernst gemeinte Überlegung von KTM-Sportdirektor Pit Beirer, der auch für die beiden weiteren Pierer-Mobility-AG-Marken Husqvarna und GASGAS verantwortlich ist.
Da alle drei Fabrikate auch in diesem Jahr mit Werksteams in beiden Cross-Kategorien (MX2 und MXGP) antreten, beobachten die Österreicher die Szene sehr aufmerksam. Der späte Saisonstart hat zumindest für den Husqvarna-Werksfahrer Arminas Jasikonis deutliche Vorteile.
Zur Erinnerung: Der Litauer Jasikonis war beim MXGP der Lombardei in Mantua am 27. September schwer gestürzt und dann von den Ärzten bis Mittwoch, 30. September, ins künstliche Koma versetzt worden.
Die Verantwortlichen des Rockstar Energy Husqvarna Factory Racing Teams atmeten wenige Tage später erleichtert auf, denn Jasikonis erkannte sofort alle Familienmitglieder und unterhielt sich mit seinen Angehörigen und dem Krankenhauspersonal in seiner Muttersprache und auf Englisch.
Jasikonis fiel nach dem verhängnisvollen Crash für die Rennen 18 bis 32 aus und rutschte mit 248 Punkten auf den 13. MXGP-WM-Rang zurück, unmittelbar hinter Jeffrey Herlings, der die Saison schon vorher verletzungsbedingt beendet hatte.
«Jasikonis fährt inzwischen wieder fleißig und viel. Er ist vom Speed her sicherlich nicht auf dem gleichen Niveau wie vor seiner Verletzung. Deshalb kommt ihm die lange Pause zugute. Er sitzt fast täglich auf dem Motorrad und bemüht sich, wieder an seine alte Form anzuknüpfen. Es ist eines der erfreulichsten Ereignisse der Winterpause, dass wir jetzt sehen, wie der Bursche mit seinem Motorrad wieder ganz langsam zurück ist normale Leben kommt.»
Die KTM-Mannschaft wurde im Vorjahr wie schon in der Saison 2019 von schweren Verletzungen heimgesucht. «Der Motocross-Sport hat sich 2020 wieder von seiner ganz harten Seite gezeigt», hält KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer fest. «Diese Erkenntnis zieht sich durch das ganze Fahrerfeld. Dieses Corona-Jahr und der Corona-Kalender hat natürlich sehr viel Druck ausgelöst. Denn es wurden WM-Rennen in sehr kurzer Folge ausgetragen. Ab und zu waren drei Grand Prix innerhalb von acht Tagen zu bestreiten. Da ist mancher Fahrer angeschlagen in den zweiten Event gegangen, dann passierte ein noch größerer Fehler, das führte dann zu Verletzungen. Das war sicher eine anspruchsvolle Phase für die Fahrer.»
KTM-MXGP-Star Jeffrey Herlings hat sich inzwischen von seiner schweren Rückenverletzung gut erholt. Er war schon im Dezember im Athlete Performance Center von Red Bull in Thalgau, um fernab der Motocross-Szenerie wirklich eine seriöse Vorbereitung stattfinden zu lassen.
Inzwischen ist der Ex-Weltmeister aus den Niederlanden wieder vollständig genesen. «Jeffrey Herlings ist ganz normal voll im Training. Wir versuchen alle, ihn ruhig zu halten, damit er nicht zu früh in das Spitzentraining reingeht», schilderte Pit Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Pit Beirer hält Herlings für den momentan stärksten und weltbesten MXGP-Fahrer. Der Niederländer hat 2012, 2013 und 2016 für KTM die MX2-WM gewonnen, dazu 2018 einen MXGP-Titel. Beirer: «Jeder weiß, Jeffrey ist so stark, er kann sich eigentlich nur selber schlagen. Genau da müssen wir ansetzen und ihm helfen, damit er sich ruhiger vorbereitet und mental stabiler wird. Er verfügt über eine so rohe Kraft und so eine Fahrgewalt, dass er schneller fahren kann als alle anderen. Und er wird einfach nicht müde. Wenn das Rennen eine Stunde dauert, ist er am Ende der Fitteste. Wenn es drei Stunden gehen würde, wäre er wieder der Fitteste. Wir müssen Jeffrey jetzt einmal gesund durch eine Saison bringen. Dann kann er den Erfolg ernten, den er für seine ganze Arbeit verdient.»
Termine Motocross-WM 2021, Stand 31.3.2021
13. Juni: MXGP Russland, Orlyonok
27. Juni: MXGP Großbritannien, Matterley Basin, EMX125, 250
04. Juli: MXGP Italien, Maggiora, EMX125, EMX OPEN
11. Juli: MXGP Lettland, Kegums, EMX250, EMX OPEN
18. Juli: MXGP Niederlande, Oss, EMX250, EMX OPEN
25. Juli: MXGP Tschechien, Loket, WMX, OPEN, EMX2t
01. August: MXGP Flandern, Lommel, WMX, EMX250, EMX2t
15. August: MXGP Schweden, Uddevalla, EMX250, EMX125
22. August: MXGP Finnland, KymiRing, EMX250, EMX125
05. September: MXGP Türkei, WMX, EMX OPEN, EMX2t
19. September: MXGP Sardinien, Riola Sardo, EMX65, EMX85
03. Oktober: MXGP Deutschland, Teutschenthal, EMX250, EMX125
10. Oktober: MXGP Frankreich, TBA, EMX250, EMX125
17. Oktober: MXGP Spanien, Xanadu, WMX, EMX125
24. Oktober: MXGP Portugal, Agueda, EMX250, EMX125
31. Oktober: MXGP Trentino, Pietramurata, WMX, EMX125
14. November: MXGP Argentinien, tba
28. November: MXGP Asien, Borobudur (Indonesien)
05. Dezember: MXGP Indonesien, Bali
Motocross der Nationen:
26. September - Mantua (ITA)