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Giuseppe Luongo redet Tacheles: «Wir müssen reden!»

Von Thoralf Abgarjan
Giuseppe Luongo bietet den WM-Piloten mehr Mitsprache an

Giuseppe Luongo bietet den WM-Piloten mehr Mitsprache an

In einem ausführlichen Interview stellte Youthstream-Gründer Giuseppe Luongo klar, dass er den Fahrerboykott am letzten Samstag in Ernée nicht akzeptiert und forderte die Fahrer zum offenen Dialog auf.

In einem ausführlichen Interview, das auf MXGP.com veröffentlicht wurde, äußerte sich Youthstream-Gründer und Mastermind des Serienvermarkters Infront Moto Racing, Giuseppe Luongo, zu dem Fahrerboykott am letzten Samstag in Ernée.

Einen Fahrerstreik hat es in der jüngeren Geschichte der Motocross-WM nur ein einziges Mal gegeben. 2012 streikten beim Qualifikationsrennen in Mexiko mehrere Fahrer – damals wegen zu starker Staubentwicklung.

Luongo kritisiert das Verhalten der Fahrer am Startgatter von Ernée scharf: «Das ist nicht der geeignete Ort, um solche Probleme zu diskutieren. Alle Beteiligten haben bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gearbeitet, um den Fahrern nach den Regenfällen während der Woche eine gut präparierte Strecke anzubieten. Wir arbeiten seit Jahren kontinuierlich daran, unseren Sport zu verbessern und ihn sicherer zu machen. Wir hatten vor einiger Zeit ein System eingeführt, dass sich die Fahrer am Freitagnachmittag und am Samstag nach den Qualifikationsrennen gemeinsam mit dem FIM Sportdirektor treffen, um Fragen der Streckenpräparation und der Sicherheit zu besprechen und Lösungen zu finden. Doch dieses Angebot wurde von den Fahrern nicht angenommen. Niemand ist gekommen. Also haben wir diese Meetings wieder abgeschafft. Wir glauben fest an die Bedeutung des Dialogs. Wir glauben, dass der Input der Fahrer sehr wichtig ist. Wir sind sehr offen dafür, diese Fahrertreffen wieder einzuführen. Doch dann sollten die Fahrer auch zu diesen Meetings erscheinen.»

Luongo zeigte sich besonders darüber enttäuscht, dass die Aktiven in dieser Situation nicht an die Fans dachten, die nach den herben Einschränkungen der letzten Jahre nun endlich wieder an die Strecke dürfen. «Die letzten Jahre waren extrem schwer für uns, weil auf der einen Seite die Einnahmen fehlten und wir obendrein praktisch alle Kosten nicht nur für unsere eigenen Arbeitskosten, sondern auch für die Kosten der örtlichen Organisatoren übernehmen mussten, weil die Zuschauereinnahmen komplett ausfielen. Es ist ganz einfach: Ohne die lokalen Organisatoren gibt es keine Veranstaltungen, und ohne Veranstaltungen gibt es keine WM. Die Situation hat sich jetzt zum Glück etwas gebessert, aber sie ist immer noch kompliziert.»

Trotz massiver Verluste hat Infront Moto Racing die WM über die Zeit der Pandemie gerettet. Luongo weiß, dass besonders in dieser Situation alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssen. «Das hat uns und die FIM-Mitarbeiter am meisten enttäuscht. Nach diesen zwei extrem harten Jahren mit allem, was wir getan haben, um diese Meisterschaften auf höchstem Niveau am Leben zu erhalten, werden wir nun mit dem Vorwurf konfrontiert, dass wir nicht gesprächsbereit seien und ihnen nicht zuhören. Jeder im Fahrerlager kann mit unseren Leuten und mit den FIM-Offiziellen sprechen. Wenn aber niemand zum Reden kommt, denken wir, dass alles in Ordnung ist. Wir sind mehr als glücklich, den Fahrern in Sicherheitsfragen zuzuhören und die Strecken zu verbessern. Wenn die Fahrer konstruktive Ideen haben, sind wir froh darüber. Denn am Ende des Tages müssen wir 30 verschiedene Strecken bauen.»

Auf die Frage, ob die Fahrer, die sich an dem Boykott beteiligt haben, nun mit Sanktionen rechnen müssen, antwortete Luongo: «Der nächste Schritt ist der offene Dialog. Wir glauben mehr an Dialog und an Partnerschaft als an Sanktionen. Wenn alle in guter Absicht agieren, dann wird es für alle von Vorteil sein. Wir haben jetzt diese Erfahrung gesammelt und stellen sicher, dass alle wissen, dass unsere Tür immer offen für den Dialog ist. Aber eine Situation wie diese wird in Zukunft eindeutig inakzeptabel sein.»


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