Tommy Searle: «Ich hatte auch schlechte Tage»
Tommy Searle beim MX1-Debüt in Katar
Es gibt ziemlich wenige Fahrer, die sich in ihrem ersten 450-ccm-Jahr in der WM auf Anhieb hervorgetan haben. Tommy Searle ist auf gutem Weg dazu, es sieht nicht so aus, als ob der MX2-Vizeweltmeister von 2012 demnächst einen Rückfall erleiden würde.
Gemessen an den jeweils ersten MX1-Jahren von Piloten wie Steven Frossard, Gautier Paulin, David Philippaerts, Evgeny Bobryshev und sogar Antonio Cairoli sorgt Searle für Furore... einige der erwähnten Fahrer hat der Brite in dieser Saison bereits bezwungen.
Searle ist ein bisschen speziell. Er ist erst 23 Jahre alt und fährt das Flaggschiff KX450F als Entwicklungsprojekt für Kawasaki und die riesige Pro Circuit-Organisation aus Kalifornien. Gautier Paulin und Jeremy van Horebeek fahren im offiziellen Werksteam, aber Searles grüne Maschine hat den technischen Support von Harry Nolte und Mitch Paytin, das sollte nicht unterschätzt werden.
Mit einem fünften und einem vierten Rang bei den ersten beiden Grands Prix der Saison – inklusive einer fantastischen Aufholjagd in Si Racha – hat der Brite das Podest bereits in Griffnähe. Dieses Wochenende beim Valkenswaard-GP (am Ostermontag) dürften im Sand Cairoli, de Dycker und Co. noch die Oberhand behalten. Aber das Podium ist eine Frage der Zeit für die Nummer 100.
Tommy, nach der Absage des Vorbereitungsrennens in Hawkstone Park bist du vor dem ersten GP kein einziges Mal auf deine neuen Rivalen getroffen. Sei ehrlich, was hast du von 2013 erwartet?
Ich habe mir gedacht, dass ich genau da bin, wo ich jetzt stehe. Ich hatte nicht den kleinsten Zweifel. Ich halte mich für einen genügend guten Fahrer, sicher als so gut wie jeder in dieser Klasse. Es gibt keinen Grund, nicht das ganze Jahr über vorne zu sein.
Aber es war ein Schritt ins Ungewisse? Du bist neu auf die 450-ccm-Maschine gesessen, musstest eine neue Geschwindigkeit und neue Limits kennenlernen?
Nicht wirklich. Okay, ich bin auf einem neuen Motorrad, aber es ist wirklich das gleiche wie zuvor. Ich fahre es ein bisschen anders, aber ich fahre die 450er gut, da kannst du jeden im Fahrerlager fragen. Ich denke, es besteht die Gefahr, dass du im zweiten Jahr in der MX1 strauchelst. Die erste Saison scheint ein wenig eine Überraschung zu sein und wenn du auf Leute wie Frossard, Bobryshev und Paulin schaust, sind diese auch aufgestiegen und haben es gut gemacht. Ich habe nicht zu viele Erwartungen und ich glaube nicht, dass irgendwer erwartet, dass ich an die Spitze vorpresche und alle verblase. Es gibt keinen speziellen Druck auf meinen Schultern. Ich weiss, dass ich einen guten Winter hatte, jetzt ist es Zeit zu sehen, was wir erreichen können.
Dein Trainer Kirk Gibbons hatte dich anders vorbereitet als in den Jahren zuvor. War es so wie erwartet oder härter?
Es war eigentlich alles in Ordnung. Das meiste war gleich wie das Programm zuvor, nur einige Dinge hatte er etwas verändert. Aber nichts Dramatisches. Ich fühle mich jedenfalls gut auf dem Bike. Als ich in Amerika mit dem Training begonnen habe, stellte ich fest, dass sich auf der 450er einige schlechte Tage unter die guten mischten, obwohl es immer solide Tage waren. Am Ende habe ich erreicht, dass es keine schlechten Tage mehr gab. Die 450er gut abzustimmen war ein wenig schwieriger als erwartet, speziell das Setup der neuen luftgefederten Gabel. Aber wir haben es hingekriegt, jetzt fühlt sich das Motorrad so an, dass wir überall wann immer wir wollen fahren können. Das Training mit Kirk und Jamie (Anm.: Manager Jamie Dobb) hat den Zweck erfüllt.
Was hältst du von den Luftgabeln? Einige lieben sie, andere hatten bei der Umstellung ihre Probleme...
Ich denke, sie sind besser und alle Dämpfungs-Spezialisten erzählen dir, dass sie damit arbeiten wollen. Ich habe niemanden, der sich in diesem Gebiet angetroffen, der gesagt hätte: ‹das ist der falsche Weg›. Bones (Anm.: legendärer Pro-Circuit-Techniker) glaubt, dass man mit den Luftgabel noch viel mehr erreichen kann. Wir stehen erst am Anfang, die Leute müssen noch viel dazulernen.
Du sagtest, du hattest im Training in den USA ein paar schlechte Tage. Was war da los, hast du dich langsam gefühlt oder bist du nicht in den Rhythmus gekommen?
Einige der Strecken in den USA waren ein wenig anders, viel flüssiger und wir haben auch viel getestest und Starts geübt. Es fühlte sich an, als ob wir im Zeitplan dauernd hinterher hinken. Aber das lag nur daran, weil die Saison früher begann, deshalb war ich ein bisschen besorgt, dass die Zeit davonläuft. Ich dachte: ‹jetzt bleiben nur noch acht Wochen›.
Wir hatten keine riesigen Probleme zu lösen, aber ich musste mich etwas beruhigen und noch dieses und das bereinigen. Das Team war dabei, und wir haben es erledigt. Ich habe die Zeit in Kalifornien gemocht, ich mag den Lebensstil dort und hatte auch mein Haus und ein paar Freunde mit. Das war eine gute Basis für mich. Ich gehöre nicht zur Sorte, die es mögen, ins Niemandsland zu reisen, ein beschissenes Hotel zu suchen, dann fahren, essen, schlafen, fahren, essen, schlafen und so weiter. Ich mag es, wenn es auch noch ein Leben daneben gibt. In Kalifornien war es gut, ich habe mich auf die Arbeit konzentrieren können.