Assen: Pro und Contra «Stadioncross»
Der Große Preis der Niederlande findet im Infield des TT Circuit Assen statt
Die WM-Veranstaltung am kommenden Wochenende in Assen ist ein weiterer Versuch, Motocross-Rennen in einer Motorsport-Arena abzuhalten.
Bereits seit einigen Jahren wird die WM-Saison am 'Losail International Circuit' in Katar eröffnet. Die Teams loben dort die guten Arbeitsbedingungen in der Boxenanlage. Ohne Zuschauer am Streckenrand sind jedoch die Rennen (trotz des zweifelsfrei hohen sportlichen Niveaus) eher trist.
Es gibt seitens des Vermarkters Youthstream immer wieder neue Versuche, Straßenrennkurse für Motocross-Veranstaltungen zu nutzen: 2013 fand im Infield des Lausitzrings der «Große Preis von Deutschland» als Ersatztermin für Teutschenthal statt, da im Talkessel das Motocross der Nationen ausgetragen wurde. Die Zuschauerresonanz am Lausitzring war jedoch ernüchternd und die Veranstaltung ein finanzielles Fiasko. Weitere Grand-Prix-Veranstaltungen ?sind dort bis auf weiteres nicht geplant.
Künftig könnte nach den Vorstellungen von Youthstream auch die Veltins-Arena (Schalke) ein möglicher Austragungsort für den (oder einen weiteren) Deutschland-Grand-Prix werden.
Am kommenden Wochenende soll nun also in Assen die nächste Stufe in Sachen Arena-Motocross gezündet werden.
Die Zeiten der in die ??Landschaft eingebetteten Naturstrecken wie Namur, Sittendorf oder Sverepec, wo die Zuschauer hautnah das Renngeschehen verfolgen konnten, sind wohl endgültig vorbei. Der Zug fährt klar in eine andere Richtung. Im WM-Kalender ?werden spektakuläre Naturstrecken wie Glen Helen, Loket, Uddevalla oder Talkessel immer rarer.
Aber es gibt zweifelsfrei auch viele gute Argumente für die Nutzung von Arenen: Die Zuschauer sitzen auf hohen Tribünen, geschützt? vor Regen, Staub und Wetterunbilden. Es gibt eine ausgezeichnete Infrastruktur, ausgebaute und nah gelegene Parkplätze, hervorragende Transportlogistik, eine in allen Teilen einsehbare Strecke. Die Teams haben gute und saubere Arbeitsbedingungen?. Es stehen geräumige, meist asphaltierte Ausstellungs- und Präsentationsflächen für Sponsoren zur Verfügung. Die TV-Produktion und Medienarbeit (Pressezentrum, Internetanbindung usw.) ist stark erleichtert. Die «Positiv-Liste» ließe sich beliebig fortsetzen.
Aber was ist mit der «Seele» des Sports? Lebt Outdoor-Motocross-Sport nicht gerade davon, dass man auch mal mit Gummistiefeln und Regenschirm durch die Wiesen und Hügel stapft, umgeben vom süßen Geruch des Rizinus-Öls, vermischt mit dem Bouquet frischer Grillwürstchen und Fritten? ?Lebt Outdoor-Motocross nicht gerade auch von Steilhängen und von natürlichen, landschaftlichen Hindernissen? Werden 'Retortenstrecken' nicht notwendigerweise monoton, ununterscheidbar, ohne Eigenständigkeit und Charakter?
Diskutieren Sie mit. Was ist Ihre Meinung zu Thema? Wo sehen Sie die Zukunft des Motocross-Sports? Im sauberen Stadion oder doch eher bei Mutter Natur? «Auf Schalke» oder doch lieber im «Talkessel»?