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OK-Chef Willy Läderach: Sein Fazit zum Frauenfeld-GP

Von René Streuli
Das Büro von OK-Präsident Willy Läderach ist voll von MX-Erinnerungen

Das Büro von OK-Präsident Willy Läderach ist voll von MX-Erinnerungen

Seit dem erfolgreichen «MXGP of Switzerland» mit 30.000 Zuschauer sind einige Tage vergangen. OK-Präsident Willy Läderach zieht im Gespräch mit SPEEDWEEK.com eine erste Bilanz.

Der mit Hilfe mehrerer aufgebauten Tribünen in einen Stadion-ähnlichen Austragungsort umgewandelte Weideland, wusste sowohl Promoter Youthstream, wie auch die Fahrern, Teams und natürlich auch die zahlreich erschienenen MX-Fans absolut zu begeistern. Für die Zuschauer war durch dieses Konzept die gesamte Rennstrecke optimal einsehbar, wodurch eine fantastische Atmosphäre erzeugt werden konnte.

Die Idee zu diesem einzigartigen Konzept entstand im Kopf von OK-Chef Willy Läderach bereits vor langer Zeit. Mit Hilfe eines starken Teams und vieler leidenschaftlich arbeitenden Helfer und Helferinnen konnte Läderach‘s Idee perfekt umgesetzt werden. Grund genug, um mit dem 54-Jährigen über dieses perfekt gelungene Projekt zu reden.

Willy, am vorletzten Wochenende fand nach einer 15-jährigen Pause der erste «MXGP of Switzerland» statt. Wann entstand eigentlich diese Idee und wann habt ihr Euch offiziell bei Youthstream für die Austragung eines WM-Laufs beworben?

Nach der wiederholten Wetter-Katastrophe beim Ostermontags-MX in Frauenfeld 2013, bei dem das Fahrerlager im Schlamm unterging, war für mich klar, dass wir hier unbedingt etwas ändern müssen. Bereits 2014 gab es die ersten Gespräche mit möglichen Partnern wie z.B. mit den vier vor Ort ansässigen Firmen Zuckerfabrik AG, Ricoter AG, Toggenburger AG, AXPO AG. Da alle grosses Interesse hatten, fanden wir relativ schnell einen guten Weg, dieses Grossprojekt zu realisieren.

Dabei kam uns entgegen, dass die gesamte Anlage rund 3 Monate pro Jahr genutzt wird und die restlichen Monate ungenutzt bleibt. Noch im selben Jahr führte ich dann auch Gespräche mit dem Landbesitzer Jürg Herzog. Seine einzige Bedingung war: Die Fläche für den Streckenbau muss weiterhin das ganze Jahr über für seine Kühe Weideland bleiben. Ende 2014 war somit alles Wesentliche aufgegleist; anfangs 2015 wurden sämtliche Verträge unterzeichnet, parallel wurden auch immer sämtliche Behörden über den Stand der Dinge informiert. Alle trugen dieses Projekt von Beginn an mit, da wir sowohl verkehrstechnisch, wie auch ökologisch wesentlich besser dastehen als zuvor mit unserem bisherigen MX-Standort «Schollenholz».

Nach diesen positiven Reaktionen gründeten zehn KMU-Unternehmen aus der Ostschweiz die Firma «MXGP Suisse AG». Es wurden Baueingaben definiert, erstellt und eingereicht; ebenso wurden das Veranstaltungsbewilligungsgesuch und Baugesuch usw. eingereicht. Nach 7-monatigem Studium durch das Amt f. Umwelt, wurde das Baugesuch zunächst abgelehnt. Nachdem all diese Probleme letztlich beseitigt werden konnten, erhielten wir die Baubewilligung, was uns erlaubte im Mai 2015 die Verträge mit Youthstream abzuschliessen.

Bezüglich der Baubewilligung einer permanenten Rennstrecke gab es von Beginn an aber Widerstand und Einsprachen. Hat Dich das überrascht oder musste man damit rechnen?

Nach den vielen positiven und erfolgreichen Vorgesprächen, rechneten wir nicht mehr unbedingt damit - insofern waren wir schon etwas überrascht. Widerstand kam vor allem durch die beiden Umweltverbände «WWF» und «Pro Natura». Zudem stemmten sich drei Anwohner dagegen, weil sie hier neben den zwei geplanten Events pro Jahr (MXGP & SM) auch einen permanenten Trainingsbetrieb übers ganze Jahr befürchteten. Dies war jedoch nie unsere Absicht und wurde auch im Vorfeld nie mit dem Landbesitzer besprochen - es wird auch in Zukunft nie eine Trainingsanlage geben.

Wochen vor dem MXGP hörte man aus verschiedenen Richtungen, dass eine Baubewilligung nur erteilt wurde, weil ihr euch dazu bereiterklärt habt, eine Strecke zu bauen, welche nach dem Event wieder abgebaut werden muss.

Eine Veranstaltungsbewilligung wird immer vom Polizeidepartement erteilt, wobei immer alle polizei-relevanten Punkte konsequent einzuhalten sind. Allerdings muss diese Bewilligung auch noch vom Amt für Umwelt abgesegnet werden. Da nun dieses Amt sah, dass wir mit den Planungen bereits so weit waren und schon so viel investiert hatten, willigte dieses Amt ein - allerdings unter der Bedingung, dass die gesamte Anlage unmittelbar nach Ende des Events zwingend wieder abgebaut werden muss. Das akzeptierten wir - auch weil wir uns mit diesen Bedingungen für den Event 2016 anfreunden konnten.

Wie reagierte Youthstream darauf und gibt es mögliche Auswirkungen auf die zwei kommenden Jahre, bzw. auf die vertraglich festgehaltene Option für eine Weiterführung des Schweizer MXGPs über das Jahr 2018 hinaus?

Youthstream war in die Verhandlungen um Bewilligungen, Auflagen usw. nicht involviert. Dies wollten wir auch nicht; wir haben einen Dreijahresvertrag mit dem MXGP-Promoter, den wir erfüllen wollen und auch werden - wie und unter welchen Vorgaben wir den diesjährigen Event durchführen, war unser Geschäft. Youthstream bekam von all diesen Verhandlungen, Wiederständen usw. nicht gross was mit. Wir führten diese Veranstaltung durch mit dem ganz klaren Ziel, von allen Seiten sehr gute Noten und beste Zeugnisse ausgestellt zu bekommen. Wir von der «MXGP Suisse AG» werden uns zeitnah zusammensetzen und den MXGP 2016 genau analysieren und auswerten. Wir werden noch in diesem Jahr alle Bewilligungsgesuche fürs kommende Jahr wieder einreichen und wir werden mit allen Behörden zusammensitzen und diskutieren, was wie verbessert werden kann/muss, denn unser Ziel bleibt nach wie vor eine Anlage, die wir stehen lassen können.

Nochmals zum Thema «permanente MX-Strecke Schweizer Zucker:» Wann werdet ihr eine Verhandlungen für eine Baubewilligung für eine permanente Rennstrecke für die Zukunft weiterführen, bzw. wieder aufnehmen?

Der Bau einer permanenten MX-Strecke ist natürlich unser grosses Ziel. Bereits im Herbst dieses Jahres werden wir uns mit den zuständigen Behörden wieder an einen Tisch setzen und darüber lösungsorientiert diskutieren.

Kannst Du so kurz nach dem bereits zur Geschichte gewordenen Event schon sagen, ob die Erwartungen erfüllt wurden?

Wie bereits gesagt, besteht unsere «MXGP Suisse AG» aus zehn Unternehmern. Jeder von uns ist in seinem Ressort ein absoluter Profi. Wir ergänzen uns seit Beginn dieses Grossprojekts optimal, wodurch wir stets der absoluten Überzeugung waren, dass wir einen grossartigen Event präsentieren werden. Ich denke, man darf jetzt schon sagen, dass diese Veranstaltung ein durchschlagender Erfolg war, wenngleich die detaillierten Analysen derzeit noch nicht abgeschlossen sind.

Der Ticket-Vorverkauf lief im Vorfeld des MXGP’s auf Hochtouren. Wie bist Du mit ihm zufrieden?

Der Vorverkauf lief bis 5. August. Ich denke mit ca. 7.500 über den Vorverkauf bezogene Karten dürfen wir sicher zufrieden sein. Unsere VIP-Tickets waren ja bereits lange vor dem Event ausverkauft und auch die Camping-Tickets gingen sehr gut weg.

Mit den WM-Klassen MXGP, MX2, WMX sowie den beiden EM-Rennen und der Honda EMX150 war der Zeitplan prall gefüllt. Dass dadurch die Rennstrecke - wie bei anderen MXGP‘s mit vergleichbarem Programm auch - sehr stark belastet wurde, ist logisch. Gab es während oder nach den Rennen diesbezüglich kritische Stimmen?

Die von Dir richtigerweise angesprochenen Probleme haben generell nichts mit dem vollen Rennprogramm zu tun - das war und ist so gewollt! Youthstream will gewollt nur noch den Startbereich bis und mit Holeshot-Kurve regelmässig präpariert haben, der Rest der Strecke soll bewusst so bleiben, so wie er sich während eines Renn-Weekends eben verändert. Das will man so, um die Anforderungen an die Fahrer zu erhöhen und um ein schnelles Befahren des Parcours zu erschweren. Aber Du sagst das schon richtig, das Rennprogramm war wirklich zum Bersten voll, dies wurde uns von Youthstream aber so vorgegeben. Sie und die FIM werden das Programm im kommenden Jahr aber um eine Kategorie reduzieren. Neu wird es ab 2017 - Stand jetzt - eine Klasse «E150» mit E-Bikes geben. Wir werden also am 12./13 August 2017 (der Termin ist bereits fix!!) sehr wahrscheinlich nebst den beidem WM-Klassen «MX2» und «MXGP» auch die «EMX125», die «EMX250», sowie eben diese neue Klasse «E-150» am Start haben.

Eine Frage zum Streckenlayout generell: Gab es da von der Youthstream gewisse Vorgaben die umzusetzen waren oder hattet ihr bei der Layout-Gestaltung freie Hand?

Das Strecken-Layout haben wir vom Streckenbau-Team selber festgelegt; dieses legten wir Youthstream vor. Sie schlugen uns danach ein paar Detail-Korrekturen vor, worüber wir natürlich auch nachdachten. Grundsätzlich war es aber die Strecke unseres Streckenbau-Teams.

Geplant war, dass ab dem kommenden Jahr nebst dem MXGP auch die Schweizer-MX auf der neuen Strecke «Schweizer Zucker» ausgetragen werden sollen. Angesichts der Tatsache, dass ihr möglicherweise auch in Zukunft nur eine temporäre Strecke bauen könnt, stellt sich die Frage, ob ihr an eurem Vorhaben festhaltet, oder ob ihr die SM doch wieder im «Schollenholz» fahren werdet.

Für 2017 haben wir uns aufgrund der jetzigen Situation entschieden, die Schweizermeisterschaft entgegen den eigentlichen Vorhaben, am Ostermontag wieder auf der traditionellen MX-Strecke im «Schollenholz» zu fahren - das ist definitiv. Für die weiteren Jahre ab 2018 werden wir uns dann überlegen müssen, ob wir in Zukunft im August am Standort «Schweizer Zucker» den «MXGP» und dann die Woche darauf gleich auch noch die SM austragen werden - dies ist aber abhängig vom Resultat der zukünftigen Verhandlungen betreffend Baubewilligungsgesuch. Diverse Überlegungen haben uns zur Überzeugung gebracht, dass es für uns und auch für den Landbesitzer besser wäre, wenn wir dann die beiden Anlässe innerhalb einer Woche durchführen - auch wenn wir dann natürlich schweren Herzens den traditionellen Termin vom Ostermontag-MX opfern müssten…

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