Tensfeld: Sensation durch Angus Heidecke
Angus Heidecke: Tagessieg im ADAC MX Masters
Die Hitze hat Deutschland fest im Griff, das Hoch Yasmine sorgte bei Runde 4 der ADAC MX Masters im schleswig-holsteinischen Tensfeld für Temperaturen um die 30 Grad. Die äußerst anspruchsvolle Sandstrecke in der Nähe der «Karl-May-Stadt» Bad Segeberg war für die Fahrer bei diesen Bedingungen eine harte Nuss. Vermisst wurde am Startgatter Deutschlands bester GP-Pilot und Führender der Masters-Wertung, Max Nagl. Der Bayer hatte sich aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme wenige Tage vor dem Rennen abgemeldet und nutzt das freie Wochenende zur Regeneration für den Deutschland-GP am nächsten Wochenende auf dem Lausitzring.
Schlecht für Nagl, aber gut für die Spannung in der Meisterschaft, die bislang vom Honda-Werksfahrer deutlich dominiert wurde. Mit dem Niederländer Marc de Reuver zog es einen sehr interessanten Gastfahrer in den Tensfelder Sand, der Honda-Pilot zählt schliesslich immer noch zu den weltbesten Sandfahrern. Kein Wunder, dass de Reuver im samstäglichen Qualifying die schnellste Runde fuhr und sich somit die beste Position am Gatter aussuchen durfte.
Lauf 1: Holeshot von Dennis Ullrich
Extrem motiviert wie immer war der in der Serienwertung auf Platz 2 liegende Dennis Ullrich, der am Start des ersten Laufs von der Position ganz innen auch nicht viel Federlesen machte und mit einem Holeshot die Konkurrenz wie so oft in dieser Saison düpierte. Noch in Runde 1 übernahm Gaststarter und MX2-GP-Pilot Stefan Kjer Olsen die Führung, hatte aber kurze Zeit später mit de Reuver den wohl unangenehmsten Gegner am Hinterrad. Die Frage war eigentlich nur, wie lange konnte es dauern, bis der Niederländer seinem Ruf als Sandkönig nachkommt. In Runde 4 war es schliesslich soweit, de Reuver übernahm die Spitze und fuhr einem ungefährdeten Sieg nach 17 stressigen Runden entgegen.
Dahinter gab es harte und hochinteressante Positionskämpfe zu beobachten. Allen voran Angus Heidecke auf der Kalli-KTM, der um Position 6 herum in das Rennen ging und sich bis zur Ziellinie auf einen fantastischen zweiten Platz vorarbeiten konnte. Das bestätigt den Aufwärtstrend von Heidecke in den letzten Wochen, nachdem die erste Saisonhälfte enttäuschend für den Sandersdorfer verlief.
Dass er im Sand schnell fahren kann, hatte der Däne Kasper Lynggaard bereits zum Masters-Auftakt in Drehna bewiesen. In Tensfeld schaffte es der STC Yamaha-Pilot in Lauf 1 trotz eines mittelmässigen Starts bereits in der ersten Runde fünf Piloten zu überholen und am Ende mit Rang 3 ein ausgezeichnetes Ergebnis nach Hause zu bringen. Die Top-5 wurden komplettiert von Ullrich und Filip Neugebauer.
Angus Heidecke: Weniger Training, mehr Erfolg
Am späten Nachmittag kam es bei mittlerweile unerträglicher Hitze zum zweiten Aufeinandertreffen – und es ging hoch her in den 30 Minuten plus 2 Runden. Erneut war es Ullrich, der am schnellsten in die erste Kurve schoss, aber wie im ersten Lauf dauerte die Führung nur wenige Runden an, in Runde 5 wurde «Ulle» von Kevin Wouts passiert. Der Belgier fuhr wie entfesselt, nachdem er im ersten Lauf von Platz 4 auf 11 zurückversetzt wurde, da sein Auspuff defekt und damit zu laut war. Im Ziel war Wouts schliesslich Erster und wurde bei der Siegehrung sogar zum Poeten: «Nach all dem Dunkel sehe ich nun endlich wieder Licht. Ich war extrem motiviert nach dem Pech vom ersten Lauf. Nach diesem Seuchenjahr mit meiner Verletzung von Valkenswaard ist das nur gerecht, dass ich hier als Tageszweiter mit oben stehe.»
Mann des Tages war aber ganz eindeutig Angus Heidecke, der nach einem schlechten Start von Position 20 den Kalli-Turbo einlegte, bis auf Rang 6 vorfuhr und damit letztlich sensationell den Tagessieg holte. Heidecke war nach dem Rennen total von der Rolle, konnte seinen Sieg kaum fassen. «Ich wäre heute mit einem Top 20-Platz zufrieden gewesen. Unfassbar, ich denke es liegt daran, dass ich mein Training um 60 Prozent heruntergefahren habe und einfach vorher zuviel trainiert habe. Dafür ein Extralob an meinen Trainer Jürgen Künzel, der mich wieder in die Spur gebracht hat. Natürlich auch an mein Team, den ich nach den ganzen Enttäuschungen endlich etwas zurückgeben kann.»
Sicher profitierte er dabei auch vom Ausfall des langen Niederländers de Reuver, der nach einem Sturz zu Beginn des Rennens als einer der Letzten das Rennen wieder aufnahm. Aber in Runde 6 war sein Rennen endgültig beendet. Nicht besser erging es den chancenreichen Sébastien Pourcel und Kasper Lynggaard, die die ebenfalls Lauf 2 ohne zählbares Ergebnis beendeten.
In diesem Rennen voller Überraschungen war es nur folgerichtig, dass auf Rang 3 des Tagespodiums der Schwede Filip Bengtsson landete, der bislang hierzulande eher unbekannt ist. «Es war hart hier, aber gut. Ich hatte heute zu Beginn der Rennen einen guten Rhythmus, aber danach hiess es kämpfen. Im zweiten Lauf war ich super drauf, konnte Wouts sogar passieren und in Führung gehen, aber er überholte mich wieder. Am Schluss war ich so platt, dass ich Nikolai Hansen nicht mehr halten konnte. Normal fahre ich in Schweden und Holland die Meisterschaft, daher meine Sandtechnik. Ich würde aber gern hier weiterfahren, die Serie gefällt mir.»
Die nächsten Plätze jenseits des Tagespodiums belegten Dänemarks Nikolaj Larsen und ein etwas geknickter Dennis Ullrich, der damit in der Serienwertung knapp Zweiter hinter dem pausierenden Max Nagl bleibt.