MXoN-Debakel: Auch Mitfavorit Australien steigt aus
Jett Lawrence befindet sich in den USA im Titelkampf
«Wir werden definitiv nicht starten», erklärte Jett Lawrence in der Pressekonferenz nach dem Rennen in Budds Creek. «Ich kann auch für Hunter sprechen: Wir wollten unser Land vertreten, aber mächtigere Leute haben es uns einfach nicht erlaubt. Es geht um Visa und das ganze Zeug.»
Diese Begründung klingt beinahe nach einer großen Verschwörung, doch die Visaproblematik ist für die Lawrence-Brüder nichts Neues. Sie waren jahrelang in der WM unterwegs. Das Debakel um Team Australien hatte sich im Vorfeld bereits angekündigt. Tim Gajser, Ken Roczen und Ruben Fernandez hatten ihre Nichtteilnahme am Motocross der Nationen erklärt. Damit hatte HRC keinen eigenen Fahrer mehr im Rennen. Die technische Betreuung der Lawrence-Brüder, die den Kern des australischen Teams stellen, wäre aber durch das europäische HRC-Team erfolgt. Diese Problematik erwähnte auch Ken Roczen in seiner eigenen Stellungnahme.
«Es nervt», meint auch Hunter. «Wenn es ganz nach Jett und mir ginge, würden wir fahren. Leider ist es im Moment nicht wirklich an uns, das zu entscheiden. Das Motocross der Nationen ist eines der coolsten Events des ganzen Jahres. Du kannst dein Land repräsentieren. Es ist schade, dass wir es verpassen. Jett und ich würden zum ersten Mal gemeinsam in einem Team sein. Und wir hätten ein wirklich gutes Team gehabt. Hoffentlich wird es nächstes Jahr etwas normaler und wir können dabei sein.»
Dritter im Bunde der Australier wäre übrigens MX2-WM-Fahrer Jed Beaton gewesen. Nach dem Ausscheiden der beiden Lawrence Brüder gilt es als unwahrscheinlich, dass Australien ein Team nach Mantova entsendet.
Die Rettung für das Event könnten jetzt noch die Amerikaner werden. Ob und in welcher Besetzung sie antreten, ist völlig unklar. Die Teampräsentation letzten Samstag in Budds Creek ist geplatzt. Schon heute ist so gut wie sicher, dass Chase Sexton, der ebenfalls unter dem HRC-Zelt gestanden hätte, aus demselben Grund wie die Lawrence-Brüder fehlen wird. US-Teamchef Roger De Coster muss jetzt nicht nur für ein konkurrenzfähiges Fahreraufgebot sorgen, sondern sich auch mit den Befindlichkeiten der Teams auseinandersetzen. KTM wäre sicher bereit, doch die Amerikaner haben derzeit nur Cooper Webb in ihren Reihen, der aber keine gute Outdoors-Saison hatte. Die US-Husqvarna-Truppe (Jason Anderson, Zach Osborne) ist komplett verletzt. Wie fit Justin Barcia (GASGAS) ist, wissen nur die Götter und ob ein Yamaha-Aufgebot mit Plessinger, Craig und Cooper gegen Herlings, Coldenhoff und van de Moosdijk bestehen könnte, scheint fraglich.
Eli Tomac würde nach Mantova kommen, doch das Engagement des Noch-Kawasaki-Werksteams könnte zu einem zusätzlichen Hindernis werden. Kawasaki kündigte dem Team 'MX.ESCA B.V' zu Saisonende. Die Zukunft von 'MX.ESCA B.V', das bisher als 'KRT Kawasaki Factory Team' agierte, ist ungewiss. Die Motivation der Truppe, sich unter diesen Umständen für Eli Tomac ins Zeug zu legen, dürfte überschaubar sein. Dazu kommt: Auch Tomac wird Kawasaki zu Saisonende verlassen.
Das Motocross der Nationen 2021 steckt nicht nur in einem Schlamassel. Es sind gleich mehrere. Die Fans können nur hoffen, dass nach dem Ausscheiden der Australier wenigstens die Amerikaner in letzter Minute doch noch ein Team zusammenbekommen. Frankreich, Australien, Belgien, Spanien, Schweiz und Deutschland treten nicht in Bestbesetzung an. Das wiederum erhöht die Chancen der Amerikaner - wären da nicht die starken Niederländer.