Ken Roczen: «Ich brenne noch immer für die Sache»
Ken Roczen brennt noch immer für den Sport
Die Entscheidung von Ken Roczen, beim Motocross der Nationen nicht für Deutschland anzutreten, löste erwartungsgemäß enttäuschte Reaktionen aus – nicht nur in Deutschland. Im Ausland beobachtet man die Vorgänge im deutschen Team mit Unverständnis, denn der DMSB hätte eine schlagkräftige Truppe aufstellen können. Ein Team mit Roczen, Nagl und Längenfelder oder auch Roczen, Jacobi und Längenfelder hätte in RedBud definitiv zum erweiterten Favoritenkreis gehört. Der DMSB hatte in diesem Jahr sogar die Qual der Wahl. Doch der Eine (Ken Roczen) konnte und wollte nicht, der Andere (Henry Jacobi) wollte und konnte nicht.
Man kann davon ausgehen, dass das Motocross der Nationen 2022 in RedBud die letzte Chance für Ken Roczen war, noch einmal für Deutschland anzutreten. Er wird künftig wohl nicht mehr gefragt werden. Nun soll sein 35-jähriger Teamkollege und Sieger von 2012, Max Nagl, der jederzeit und ohne Wenn und Aber für den DMSB zur Verfügung stand, die Kartoffeln aus dem Feuer holen.
Über die sozialen Medien verbreitet Roczen unterdessen ganz andere Botschaften, die allerdings dort eher für Belustigung sorgen. So zeigte er zuletzt eine weiße Rennhose mit der Aufschrift: «Bleed for this», ein Idiom mit der Bedeutung, dass er nach wie vor «für die Sache brennt». In der wörtlichen Übersetzung («ich blute dafür») hat die Platzierung ausgerechnet am Hosenboden dann doch für einige belustigte Kommentare gesorgt.
Einer seiner Follower meinte, dass diese Botschaft doch eher für Dean Wilson passen würde. Wilson rammte sich beim Supercross in St. Louis bei einem Frontalcrash mit einem Brückenpfeiler die Fußraste ins Gesäß. Die tiefe Wunde blutete enorm stark und musste später mehrfach operiert werden. Die Verletzung setzte den Briten monatelang außer Gefecht.
Zurück zum Motocross der Nationen und Ken Roczen: Nach dem Hickhack der letzten Jahre wäre für Roczen ein Start für das deutsche Team in jedem Falle ein versöhnlicher und gerade auch für ihn ein sehr positiver Abschluss gewesen, selbst dann, wenn das Team nichts gerissen hätte. Die großartigen Leistungen, die er und das deutsche Team 2012 in Lommel und 2013 im Talkessel gezeigt haben, werden rückblickend durch diese negativen Entwicklungen überschattet. Leider sind es meist diese Ereignisse, die sich über Jahre einbrennen. Und das hat Roczen angesichts seines Talents und seiner Leistungen absolut nicht verdient. Deshalb ist diese Entwicklung sehr schade. Schade für den Sport, schade für das deutsche Team und vor Allem schade für Roczen selbst.