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Team USA: Tragisch den großen Triumph verfehlt!

Kolumne von Thoralf Abgarjan
Nach der Tragödie von Jason Anderson (Husqvarna) musste Cooper Webb (Yamaha) für die USA die Kastanien allein aus dem Feuer holen. Team USA hat beispielhaften Kampfgeist gezeigt und eine respektable Leistung abgeliefert.

So ein Rennen wie das MXoN 2016 hat die Welt noch nicht gesehen. Am Ende gewann Titelverteidiger Frankreich vor Holland und den USA die begehrte Chamberlain Trophy auf den letzten Metern. Bis zum Ablauf der regulären Renndistanz führte das US-Team, dann Team Holland und erst in der letzten Runde führte Romain Febvre nach dem Crash von Cooper Webb die Entscheidung zugunsten Frankreichs herbei.

Jeder der drei Mannschaften hätte den Sieg verdient. Insofern geht das Ergebnis aus sportlicher Sicht absolut in Ordnung. Für Team Holland wäre es ein historischer Triumph geworden, so wie jener der Deutschen in Lommel 2012, denn Holland hat in der 70-jährigen Geschichte bisher noch nie das Nationencross gewonnen.

Hätten Belgien und Deutschland in ihrer Bestbesetzung antreten können, wäre aus dem Dreikampf vielleicht sogar ein Fünfkampf geworden.

Team USA ist nun zum fünften Mal in Folge geschlagen worden. In Ernée 2015 wurden die Amerikaner von den Franzosen auf der Strecke besiegt. In Maggiora wurde Team 'stars and stripes' zu tragischen Verlierern.

Die Saga begann am Samstag mit einem Beinahe-Desaster. Team USA hatte auf Platz 30 einen denkbar schlechten Startplatz ausgelost. Frankreich hatte mit Platz 4 eine weitaus bessere Ausgangsposition für die Qualifikationsrennen. Die Folge waren schlechte Starts und Stürze aller drei US-Piloten und zu allem Übel verletzte sich Jason Anderson so schwer am Fuß, dass sein Einsatz am Sonntag gefährdet war.[update]: Anderson musste später operiert werden. Team USA verpasste auf Platz 15 beinahe den Einzug ins Finale!

Gespenstische Atmosphäre nach Horrorcrash
Am Renntag hatte Team USA die Bürde eines schlechten Startplatzes. Trotz seiner Verletzung und trotz des schlechten gate-picks katapultierte sich Jason Anderson im zweiten Rennen (Open/MX2) an die Spitze, nachdem Cooper Webb (P4) und Alex Martin (P9) im ersten Rennen eine gute Leistung abgeliefert hatten und Team USA 5 Punkte hinter Belgien und 2 Punkte vor Frankreich lag. Doch Jeffrey Herlings war das ganze Wochenende schnell und auch schneller als der führende Amerikaner. Anderson kämpfte an der Spitze wie ein Löwe, schlug dem heranstürmenden Herlings mehrfach die Tür vor der Nase zu, außen, innen, bergauf und bergab. Herlings wollte aber unbedingt vorbei und beging in einer rutschigen Rechtskehre im Tal den entscheidenden Fehler, war zu hart am Gas, stand quer und stürzte. Während Anderson über die Ziellinie im 'cruise mode' ausrollte und mit erhobenen Armen seinen Sieg feierte, entschied sich der überrundete Japaner Chihiro Notsuka, den Ziel-Doppelsprung voll zu nehmen und krachte aus mehreren Metern Höhe voll auf Anderson, der neben der Strecke liegenblieb, ins 'medical center' und später ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Anderson hätte als OPEN-Fahrer im dritten und entscheidenden Rennen antreten müssen. Nicht nur im Team USA, das durch den Sieg Andersons in Führung gegangen war, herrschte vor dem letzten Rennen eine gespenstische Atmosphäre.

Auf Cooper Webb lagen die Hoffnungen einer ganzen Nation
So stand Cooper Webb beim letzten Rennen allein am Startgatter, denn sein Teamkollege war auf dem Weg ins Krankenhaus. Niemand wusste zu dem Zeitpunkt, wie es dem Sieger von Lauf 2 geht, wie schwer er sich verletzt hatte. Der Aufprall überdehnte den Nackenbereich und einen heftigen Schlag auf den Kopf hatte Anderson ohnehin abbekommen. Er trug ein Neck-Brace, was vielleicht Schlimmeres verhinderte.

Auf Webbs Schultern lagen im dritten Rennen die Hoffnungen einer gesamten Nation. Er kam von seinem schlechten Startplatz aus auf Rang 5 aus dem Startgatter, lag aber vor Romain Febvre und Gautier Paulin und damit war die USA weiterhin auf Kurs in Richtung Sieg. Die Strecke war zwischenzeitlich völlig zerstört: Tiefe Spurrinnen, Bremswellen und Beschleunigungswellen verwandelten die Strecke in ein gefährliches Minenfeld. Der zweite Franzose, Gautier Paulin, haderte nach schlechtem Start auf Platz 11, aber Romain Febvre fuhr wie entfesselt.

Als die 2-Runden-Tafel gezeigt wurde, lag das USA-Team noch mit 2 Punkten vorn
Doch Webb schien das Unmögliche tatsächlich möglich machen zu können: Als die Renndistanz von 30 Minuten abgelaufen war und die Fahrer in die letzten beiden Runden des Tages gingen, führte Team USA knapp mit 2 Punkten Vorsprung. Febvre hing Webb im Nacken. In der langgezogenen Linkskurve am Berg rutschte Webb plötzlich die Front weg, er kam in eine dieser extrem tiefen Spurrinnen, verlor die Balance und fiel wie in Zeitlupe bäuchlings über die Streckenbegrenzung hangabwärts. Webb, ausgelaugt von den Strapazen zweier Rennen, hatte Mühe, seine Yamaha hangaufwärts wieder aufzuheben und in Gang zu setzen. Webb kam auf Platz 10 ins Ziel, doch ein Streichresultat hatten die Amerikaner nach dem Ausscheiden Andersons nicht mehr. So mussten beide MX2-Ergebnisse von Alex Martin für die USA gewertet werden. Martin hatte jeweils auf Platz 9 Benoit Paturel hinter sich gelassen und seinen Beitrag für Team USA abgeliefert.

Webbs 10. Platz im dritten Rennen war rechnerisch das schlechteste Ergebnis der Amerikaner, aber es war am Ende die beste Leistung für das Team, denn ohne dieses Ergebnis wären die Amerikaner noch weiter zurückgefallen.

So wurde Cooper Webb – zusammen mit dem US-Team – zur tragischen Figur des Tages, vor dem wir aber mit allem Respekt den Hut ziehen!

Team USA hätte den Sieg 2016 zweifellos verdient.

Sie haben den Sieg auf tragische Weise verloren.

Die Amerikaner haben in Maggiora großartigen Sport und in einer aussichtslosen Situation beispielhaften Kampfgeist gezeigt. Sie haben für das MXoN 2016 einen entscheidenden Beitrag geliefert, das Rennen zu einem der besten in der Geschichte des Sports werden zu lassen.

Der Crash von Jason Anderson nach Rennen 2:

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