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Die Motocross-WM beginnt in Argentinien

Kolumne von Thoralf Abgarjan
Am kommenden Wochenende beginnt im argentinischen Neuquen die Motocross-WM 2018, die in diesem Jahr über 19 WM-Läufe ausgetragen wird. Mit besonderer Spannung wird das Duell zwischen Cairoli und Herlings erwartet.

Als die WM im Jahre 2015 erstmals in Neuquen gastierte, war es Max Nagl, der mit einem 3-1-Ergebnis auf dem obersten Treppchen stand. Zu jener Zeit war Nagl noch auf Husqvarna unterwegs. Danach avancierte Nagl zum Titelaspiranten, bis ein gebrochener Fuß ausgerechnet bei seinem Heim-Grand-Prix seine Titelhoffnungen zunichte machte.

Neubeginn für Max Nagl
Dieses Jahr ist für Nagl ein totaler Neubeginn. TM ist ein vergleichsweise kleines Team, doch die Truppe ist bis unter die Haarspitzen motiviert. Die Saisonvorbereitung lief zwar für den einzigen deutschen MXGP-Dauerstarter nach einem Armbruch beim Saisoneröffnungsrennen zur italienischen Meisterschaft in Sardinien nicht optimal, aber insgesamt zeigte sich Nagl für das erste Rennen zuversichtlich und mit seinem neuen Arbeitsgerät zufrieden.

Kampf der Generationen: Cairoli gegen Herlings
Alles deutet darauf hin, dass die bevorstehende Saison ein Kampf der Generationen werden wird. Jeffrey Herlings beginnt diese Saison im Gegensatz zum letzten Jahr topfit. Er will Titelverteidiger Antonio Cairoli um jeden Preis herausfordern. Cairoli seinerseits brillierte bei den Saisonvorbereitungsrennen in Italien mit einer derartigen fahrerischen Brillanz, die den Konkurrenten nur noch das Fürchten lehren konnte. Mit welcher Präzision und unglaublicher Eleganz er das Tempo über die Distanz halten konnte, war so übermächtig, so erdrückend, dass man nur ehrfürchtig staunend daneben stehen konnte.

Cairoli ist entschlossen, dieses Jahr seinen 10. WM-Titel zu holen. Damit würde er mit den 10 WM-Titeln von Rekordhalter Stefan Everts gleichziehen. Wohl nur sein Teamkollege, Jeffrey Herlings, scheint derzeit in der Lage zu sein, das Höllentempo eines Antonio Cairoli mitzugehen.

Tim Gajser: WM-Zug schon abgefahren?
Für Tim Gajser, auch einer der Schnellsten im Feld, scheint der WM-Zug bereits vor Saisonbeginn abgefahren zu sein. Der slowenische Draufgänger ging beim Saisonvorbereitungsrennen in Mantova über das Limit und zog sich einen doppelten Unterkieferbruch zu. Auch wenn er - wie derzeit geplant - in Valkenswaard wieder dabei sein kann, maximal 50 WM-Punkte Rückstand ist für den Titelgewinn unter normalen Umständen zu viel. Aber im Motocross kann jederzeit viel passieren. Für die Fans wird die Teilnahme Gajsers später in der Saison mit seinem spektakulären Fahrstil auf jeden Fall ein Gewinn sein, auch wenn es dann voraussichtlich 'nur' noch um Einzelergebnisse geht.

'Bobby' auf 'Susi'
Interessant wird in Argentinien beobachten zu sein, wie sich Evgeny Bobryshev auf der Suzuki behaupten wird. Das Team 'BOS Suspension' wird dieses Jahr mit zwei Marken antreten: Jordi Tixier auf KTM und Evgeny Bobryshev wird auf der Suzuki RM-Z 450 starten. Bei HRC wurde der Russe im letzten Jahr rüde vor die Tür gesetzt. Bobryshev musste für Brian Bogers den Platz freimachen, den der neue HRC-Sponsor HSF Logistics einbrachte. Bogers verletzte sich, nun fiel auch Gajser aus. HRC steht zum Saisonstart ohne Fahrer da.

Paturel verzockt
Benoit Paturel verzockte sich, als er sein BOS-Engagement platzen ließ, weil er auf einen Platz als Bogers-Ersatzmann bei HRC hoffte. Vergebens. Honda zeigte dem Franzosen die kalte Schulter. Er fand zwar mit Ex-Grand-Prix-Crosser Stephen Frossard für dieses Jahr einen neuen Trainer, aber kein neues MXGP-Team. Diese Entwicklung ist bedauerlich, denn am Ende verliert der Sport. Der Franzose ist zweifellos ein talentierter Fahrer. Er trat beim Vorsaisonrennen in Lacapelle Marival an und erreichte dort die Ränge 6, 9 und 10 auf einer schwarz getarnten Serien-Honda.

Schweizer Neubeginn
Auch auf das MXGP-Debüt von Jeremy Seewer auf der Wilvo Yamaha dürfen wir gespannt sein. Sein Landsmann und Teamkollege, Arnaud Tonus verletzte sich bei der Saisonvorbereitung in Frankreich an der Schulter, wurde operiert und kann nicht in Argentinien antreten.

Eine WM ohne Suzuki-Werksteam
Eine Motocross-WM ohne die Präsenz von Suzuki mag man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Neben Bobryshev wird nur ein einziger einheimischer Fahrer in Argentinien auf einer Suzuki antreten. Die Ex-Werksfahrer Arminas Jasikonis und Kevin Strijbos kamen bei 'Honda Redmoto' und 'Standing Construct KTM' unter.

Und die anderen Werksfahrer?
Was ist dieses Jahr von den Fahrern aus der zweiten Reihe zu erwarten? Spannend zu verfolgen wird der Einstieg von Julien Lieber in die MXGP unter dem Dach des Kawasaki-Werksteams an der Seite von Clement Desalle.

Die Yamaha-Werkspiloten Jeremy van Horebeek und Romain Febvre hinterließen bei den Saisonvorbereitungsrennen einen guten Eindruck. Max Anstie (Husqvarna) wirkte phasenweise ebenfalls stark. Seine Achillesferse bleibt wohl auch in diesem Jahr seine Beständigkeit. Wo Husqvarna-Werksfahrer Gautier Paulin wirklich steht, ist indes unklar. Er legte bei den Vorsaisonrennen seine Karten offenbar noch nicht auf den Tisch.

MX2: Jonass, Lawrence, Vlaanderen
Titelverteidiger Pauls Jonass (KTM) wird in Argentinien mit der Startnummer 1 des Weltmeisters an den Start gehen. Seine Herausforderer sind Calvin Vlaanderen (Honda), Hunter Lawrence (Honda) und ein halbes Dutzend weiterer Kandidaten wie Thomas Kjer-Olsen (Husqvarna), Jorge Prado, Thomas Covington oder Brent van Doninck. Auch der Thüringer Henry Jacobi (Husqvarna) wird in Argentinien am Start stehen.


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