Jännerrallye: Die Nerven lagen so blank wie das Eis
Simon Wagner führt am ersten Tag
Der Saisonauftakt zur österreichischen Staatsmeisterschaft bot den Tausenden Zuschauern im oberösterreichischen Mühlviertel so einiges an Turbulenzen. Aber nicht nur deren Nervenkostüm wurde gehörig strapaziert, sondern auch das einiger Aktiver. Darunter auch das von zwei absoluten Sieganwärtern.
Zum einen wurde Staatsmeister Hermann Neubauer auch heuer vom Jännerrallye-Fluch zumindest gestreift. Ein Dreher und ein Starterproblem am Ford Fiesta R5 warfen den Salzburger auf WP 6 Schönau – St. Leonhard um eineinhalb Minuten zurück. Und noch ehe dadurch alles bereits mit einem Alleingang der dominierenden Brüder Julian und Simon Wagner zu spekulieren begann, war schon wieder alles anders. Denn plötzlich fehlte im Ziel der WP 7 St. Oswald – Sandl der Skoda Fabia von Vorjahrssieger Julian Wagner. Der Grund: Der junge Mauthausener hatte links hinten irgendwo angeschlagen, sich die Felge zerstört und war gezwungen, in der Prüfung das Rad zu wechseln und die Bremsscheibe abzumontieren. Ohne Bremsleistung auf der kaputten Heckseite war er dann chancenlos, kam mit über 12 Minuten Verzögerung ins Ziel. Und musste dann mit dem defekten Auto auch noch die fast 19 Kilometer lange Abschlussprüfung des ersten Jännerrallye-Tages bestreiten. Die Folge: nur Rang 32 (!) mit 12,5 Minuten Rückstand.
Als Führender darf sich zu Recht Simon Wagner vor dem Entscheidungstag zur Ruhe legen. Der in Unterweitersdorf lebende Oberösterreicher mit Europameisterschaft-Erfahrung mit Ambitionen war von Beginn an auf Führungsanspruch getrimmt und zeigte dies durch eine tolle Performance. Im Reifenpoker, der sich aus morgendlichem Eis, vormittägigem Morast, nachmittägigem Matsch und letztendlich abendlichem Schnee ergab, setzte Wagner stets auf das richtige Blatt und liegt mit weit über eineinhalb Minuten Vorsprung auf Platz eins. Dass hinter ihm trotz des Pechs bereits wieder Hermann Neubauer liegt, spricht für die Klasse eines Meisters. Diese bewies jedoch auch Lokalmatador Martin Fischerlehner, der die Wetterbedingungen mit seinem motorisch unterlegenen Mitsubishi Evo VI brillant auszunützen wusste und auf dem großartigen dritten Gesamtrang liegt.
Simon Wagner: «Ich wollte immer die Rallye Monte Carlo fahren. Nach dieser letzten Prüfung hier, brauche ich das nicht mehr. Weil die hat alles geboten, was es dort auch gibt. Das war unglaublich. Ich bin schon gespannt auf morgen.»
Hermann Neubauer: «Das was sich hier auf der letzten WP getan hat, war das Schlimmste, was ich im Rallyesport je erlebt habe. Ich habe zum Teil auf der Geraden gebremst, so arg war das. Ich bin wirklich heilfroh, dass ich im Ziel bin.»
Martin Fischerlehner: «Dass ich die letzte Sonderprüfung gewinnen konnte, ist unglaublich toll. Das war ein reiner Blindflug. Natürlich bin ich mit dem Erreichten bisher sehr, sehr zufrieden. Aber ich möchte natürlich morgen auch noch kräftig Gas geben.»
Julian Wagner: «Der Tag hat super begonnen und leider sehr, sehr schlecht für uns aufgehört. Aber das ist halt so im Rallyesport. Damit muss ich leben und daraus muss ich lernen.»
In der 2WD-Staatsmeisterschaft liegt etwas überraschend Michael Franz (VW Golf III) vorne. Hinter ihm hat Michael Kogler (VW Scirocco) 23 Sekunden Rückstand.