Machtkampf um den Titel beginnt in Wolfsberg bei null
Simon Wagner gegen Hermann Neubauer – schon der Staatsmeisterschaftsauftakt im südsteirischen Leutschach hat dokumentiert, dass dieses Duell das momentane (und eigentlich erwartete) Nonplusultra in der Rallye-Szene in Österreich ist. Ein Machtkampf um den Titel vom ersten Meter an bei der Lavanttal Rallye toben wird.
Die Vorbereitung auf den Kärntner Klassiker konnte für beide Piloten freilich unterschiedlicher nicht sein. Während Simon Wagner mit seinem Wolfsberger Copiloten Gerald Winter beim spektakulären EM-Lauf auf den Azoren mit einem dritten Platz für Furore sorgte und seinen Selbstvertrauensspeicher dementsprechend auffüllte, musste Hermann Neubauer warten, bis die Ursache für seinen plötzlichen Ausfall im Finish der Rebenland Rallye feststand.
Die Untersuchung an seinem Ford Fiesta Rally2 ergab einen Bruch der Riemenscheibe. «Leider ein Materialfehler», erklärt der Salzburger Doppel-Champion und letzte Sieger im Lavanttal. Neubauer weiter: «Die Enttäuschung war riesig, weil ich glaube, dass ich Simon im Rebenland noch abgefangen hätte. Das einzig Positive, das ich mitgenommen habe, ist der Speed. Der hat tipptopp gepasst, am Ausfall trifft mich keinerlei Schuld. Aber zum Glück gibt es ja heuer zwei Streichresultate, von denen ich jetzt halt eines verbraucht habe. Im Lavanttal beginnt wieder alles bei null. Wenn wir Simon hier wieder so einen Fight liefern können wie zuletzt, und davon bin ich überzeugt, wird das nicht nur für uns, sondern auch für die Fans eine tolle Show.»
Titelverteidiger Simon Wagner ruht nach außen hin wie immer in sich selbst. Wer sieht, wie er seinen Skoda Fabia Rally2 evo durch die Prüfungen zieht, muss denken, dass der Oberösterreicher ohne Stress-Gen zur Welt gekommen ist. Dass sein Kärntner Copilot Gerald Winter aus demselben Holz geschnitzt ist, formt die zwei zu einem kongenialen Duo. Weshalb die Antwort des staatsmeisterlichen Beifahrers auf Neubauers Kampfansage ebenso seelenruhig wie knapp ausfällt. Gerald Winter: «Den letzten Satz von Hermann kann ich nur unterschreiben.»
Ein Wörtchen mitreden möchte im Lavanttal auch Günther Knobloch, dessen Ärger über seinen unnötigen Ausfall in Leutschach verraucht und der Skoda Fabia Rally2 evo wieder einsatzbereit ist. «Ich habe gesehen, dass das Podium für uns immer in Reichweite ist.» Mit «uns» meint er sich und seinen ortskundigen Copiloten, den Kärntner Jürgen Rausch.
Mit einem dritten Platz bei der Auftakt-Rallye und einem internen Jubiläum kommt Kris Rosenberger im VW Polo R5 nach Kärnten. 30 Jahre lang hält die immer wieder auflebende Rallye-Ehe mit Copilot Sigi Schwarz. Umso zuversichtlicher ist Rosenberger: «Die Rallye ist wirklich super, abwechslungsreich und mit relativ viel Schotteranteil. Allerdings spielt das Wetter jedes Jahr eine entscheidende Rolle, auch dieses Mal gibt‘s auf den hoch gelegenen Abschnitten wohl noch Schneematsch. Darüber hinaus ist die Konkurrenz noch größer als bei der Rebenland Rallye. Möglichst weit vorne zu landen, ist also nicht einfacher geworden. Sigi und ich werden unser Jubiläum aber engagiert angehen, und wer weiß, vielleicht klappt es ja am Ende erneut mit einer Podiumsplatzierung.»
Internationale Gefahr droht von den ausländischen Startern in der Topklasse, die vom starken Ungarn Kristof Klausz im Skoda Fabia Rally2 angeführt werden. Dass er zu den absoluten Spitzenpiloten zählt, beweisen sein Sieg bei der W4-Rallye 2021 sowie sein zweiter Platz heuer im Rebenland. Zwei große Namen aus Deutschland sind Albert von Thurn und Taxis sowie Armin Kremer in je einem Skoda Fabia Rally2. Albert von Thurn und Taxis ist vorwiegend (mit Copilot Bernhard Ettel) in der ERC im Einsatz, Armin Kremer kennt man als Europameister 2001, als dreifachen deutschen Rallyemeister 1996, 1998, 1999 sowie aktuell auch als Rallye-Fachkommentator beim TV-Sender Eurosport.