Valentino Rossi sucht das Glück

Max Verstappen Steckbrief

Max Verstappen

Max Verstappen

Rennfahrer
  • Vorname: Max
  • Nachname: Verstappen
  • Spitzname: Mad Max
  • Webseite: www.verstappen.nl/
  • Twitter: Max33Verstappen
  • Nationalität: Niederlande
  • Geburtsdatum: 30.09.1997 in Hasselt, Belgien (27 Jahre, 2 Monate und 24 Tage)
  • Familienstand: Ledig
  • Wohnort: Monte Carlo
  • Größe: 180 cm
  • Gewicht: 67 kg
  • Hobbys: Sport, Kartfahren
  • Lieblingssportart(en): Motorsport natürlich!
  • Lieblingsstrecke: Spa-Francorchamps
  • Lieblingsspeise(n): Pasta
  • Lieblingsmusik: Pop

Über Max Verstappen

Letzte Aktualisierung:

Bereits als Kind kam Max Verstappen mit Motorsport in Berührung, es war unvermeidlich: «Mein Vater Jos Verstappen fuhr zehn Jahre lang in der Formel 1. Als ich drei Jahre alt war, nahm er mich zu einem Kartrennen mit. Von da an wusste ich, dass ich auch Rennen fahren will. Mein Vater wollte, dass ich bis zu meinem sechsten Geburtstag warte, aber ich war so hartnäckig, dass ich bereits mit vier Jahren das erste Mal in einem Kart sass,» erklärt Max.

Die Rennfahrergene bekam er nicht nur von seinem Vater, auch seine Mutter Sophie war eine schnelle Fahrerin und schlug im Kart regelmässig auch Formel-1-Fahrer. Seit 2003 fuhr Max Verstappen regelmäßig im belgischen Genk und auf anderen Kart-Strecken, ein- bis zweimal pro Woche stand privates Training an. 2005 absolvierte er dann seine erste komplette Kart-Saison und gewann mit 21 Siegen in 21 Rennen die «Belgium Championship Mini».

Immer an seiner Seite: sein Vater Jos, der seine ganze Erfahrung an Max weitergegeben hat. «Mein Vater war schon immer ein wichtiger Baustein in meiner Karriere, von Beginn an. Er ist mein Trainer, mein Mentor, mein Mechaniker, mein Manager und mein Taxifahrer, da ich noch zu jung bin, um einen Mietwagen zu erhalten», so Max.

Bereits jetzt hat Max Verstappen eine Bestmarke seines Vaters eingestellt, nämlich den Sieg beim begehrten Formel-3-Rennen «Zandvoort Masters». Jos Verstappen gewann dieses Rennen 1993, sein Sohn 21 Jahre später. Und wie sein Vater gewann Max Verstappen von der Pole-Position aus.

Nach einer erfolgreichen Karriere im Kart, mit dem KZ1-Weltmeistertitel 2013 als Höhepunkt, stieg Max 2014 in die Florida Winter Series auf, wo er den Tatuus FA10B 1,4 Liter Turbo fuhr. Der Wechsel wurde 2013 mit zahlreichen Tests in der Formul Renault 2.0 in verschiedenen Teams und auf zahlreichen Strecken vorbereitet, zudem absolvierte er einen Test in einem Formel-3-Renner.

2014 begann für Max mit einem großartigen Rennen in Florida. Für Sebring fuhr er die schnellste Runde und belegte den vierten Platz in seinem ersten Autorennen. Insgesamt gewann er in 12 Rennen zwei Mal und landete drei weitere Male auf dem Podium. Doch dieser Erfolg wurde rasch durch einen anderen abgelöst, nämlich durch seinen Wechsel in die Formel 3 zum Van Amerfoort Racing-Team.

Zu Beginn setzte sich Max Verstappen niedrige Ziele: «So wenig Fehler und so viele Siege wie möglich schaffen, lernen, konstant bleiben.» Auf dem Hockenheimring, im sechsten Rennen, gewann er das erste Mal. Schnell wurde er zu einem der Stars, vor allem nach seinen Siegen in den Rennen 13 bis 18. Dabei dominierte er die Rennen in Spa-Francorchamps und am Norisring. Er schloss seine erste Saison im Automobilsport damit als Gesamtdritter ab, hinter dem Franzosen Esteban Ocon und dem Briten Tom Blomqvist.

Max Verstappens tolle Ergebnisse in der Formel 1 bewogen Red Bull, ihn ins Nachwuchsprogramm aufzunehmen. Bei Testfahrten zunächst im Formel Renault 3.5-Renner und dann im Toro Rosso zog sich Verstappen so gut aus der Affäre, dass Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko Max zum jüngsten Formel-1-Fahrer der Rennhistorie machte. Marko konnte dabei der Familie Verstappen etwas garantieren, was die ebenfalls interessierten Toto Wolff und Niki Lauda von Mercedes nicht bieten konnten – ein Renncockpit in der Formel 1 schon für 2015.

Als 17-Jähriger gab der Niederländer sein Debüt beim Australien-GP 2015 in Melbourne, ein Rekord für die Ewigkeit. Denn die Beförderung von Verstappen erzeugte so viel Wirbel, dass beim Autoverband FIA neue Richtlinien erlassen wurden, in welcher Weise ein Pilot den Formel-1-Führerschein Superlizenz erhalten sollte.

Verstappen erhielt (wie 2001 Kimi Räikkönen) die Superlizenz auf Bewährung, doch nach wenigen Rennen hatte sich die Aufregung gelegt: Verstappen gewöhnte sich ans Formel-1-Fahren wie in Fisch ans Schwimmen.

Kritik entbrannte nur noch einmal: Als Verstappen in Monaco dem Lotus-Fahrer Romain Grosjean ins Heck rauschte. Teamchef Franz Tost stellte sich sofort hinter den jungen Niederländer: «Ein junger Fahrer muss auch Fehler machen dürfen.»

Verstappen schied beim Debüt in Melbourne aus, sonst hätte er dort schon geschafft, was er beim zweiten Rennen nachholte: die ersten WM-Punkte zu holen (als Siebter). Verstappen legte sich in der Folge wiederholt mit den Besten der Branche an, übte im Simulator ein Überholmanöver aussen herum in der schnellen Blanchimont von Spa-Francorchamps, was er im Rennen dann gegen Sauber-Fahrer Felipe Nasr umsetzte, wurde in Ungarn und Texas jeweils Vierter und belegte den hervorragenden zwölften WM-Schlussrang.

Die FIA zeichnete ihn Ende 2015 als Neuling des Jahres aus, als Persönlichkeit des Jahres sowie für die Aktion des Jahres – besagtes Überholmanöver in Belgien.

2016 zündete Red Bull für den jungen Max den Turbo: Vor dem Spanien-GP wurde das Riesentalent auf Kosten von Daniil Kvyat zu Red Bull Racing geholt, an die Seite von Daniel Ricciardo. Dann geschah ein Märchen, wie es nur die Formel 1 schreiben kann: Nach der Kollision der Mercedes-Fahrer Rosberg und Hamilton in der ersten Runde fuhr Verstappen sensationell als Erster durchs Ziel und machte sich damit zum jüngsten GP-Sieger aller Zeiten.

Mit sechs weiteren Podesträngen, darunter zweite Plätze in Österreich, England, Malaysia und Japan eroberte Verstappen den tollen fünften WM-Schlussrang.

Der Niederländer sagte vor der Saison 2017 keck: «Ich bin reif genug, um ein Wörtchen um den WM-Titel mitzureden.» Leider erwies sich aber sein Auto nicht als titelfähig. Erst im letzten Saisonviertel konnte Red Bull Racing aus eigener Kraft gewinnen.

Max Verstappen, zunächst von einer unglaublichen Defektserie zurückgebungen, lief zu grosser Form auf: Sieg in Malaysia, Rang 2 in Japan, Vierter in Texas (stinksauer, dass ihm die Rennkommissare seinen Angriff auf Räikkönen als Foul auslegten, daher Strafe und Rückversetzung), Sieger in Mexiko, zwei Mal Fünfter in Brasilien und Abu Dhabi – kein Pilot holte im letzten Teil der WM so viele Punkte wie der Niederländer. Max wurde WM-Sechster.

Das Aufregendste passierte aber abseits der Rennstrecke: Verstappen unterzeichnete eine Verlängerung seines Vertrags bei Red Bull Racing bis Ende 2020.

2018 verlief ähnlich wie 2017: Verstappen leistete sich zu Beginn der Saison einige Patzer, etwa die Kollision mit Vettel in China, dann den Leitschienenkuss im freien Training zum Monaco-GP. Nach langen Gesprächen mit Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko und Max’ Vater Jos packte Max seine Aufgaben anders an: Ruhiger, besonnener, und unter dem Strich erheblich erfolgreicher. Auf Rang 3 in Kanada folgte Platz 2 in Frankreich und dann der sensationelle Sieg auf dem Red Bull Ring. Nach der Sommerpause setzte Max zu einem Höhenflug an: Von Belgien bis Abu Dhabi stand der Niederländer in neun Rennen sieben Mal auf dem Podest, in Mexiko gewann er überlegen, in Brasilien konnte ihn lediglich eine Kollision mit Ocon vom Sieg abhalten.

Nur Weltmeister Lewis Hamilton war im letzten Saisondrittel noch erfolgreicher als Verstappen, der zwei Punkte hinter Kimi Räikkönen WM-Vierter wurde.

Für 2019 hatte sich Verstappen viel vorgenommen: «Jeder weiss, wie gut unser Chassis ist. Das haben wir zur Genüge in jenen Rennen bewiesen, bei welchen es nicht auf rohe Motorleistung ankommt. Wenn Honda uns mehr Leistung liefert als Renault, dann müssen wir bei jedem WM-Lauf in der Lage sein, aufs Siegerpodest zu kommen.»

Aufs Siegerpodest ja, aber in jedem Rennen siegfähig nein. Red Bull Racing tat sich im ersten Saisonteil 2019 schwer; erst als der neue Frontflügel da war, ging es aufwärts. Verstappen zeigte, dass er zum Weltmeister heranreift: Bis einschliesslich des GP-Wochenendes von Ungarn (wo er seine erste Pole-Position herausfuhr), platzierte er sich nie schlechter als auf Rang 5. Der Niederländer gewann zum zweiten Mal in Folge in Österreich (wo er Charles Leclerc zur Seite ellbögelte), er gewann den Chaos-GP von Hockenheim, und er holte in Brasilien jenen Sieg nach, der ihm 2018 entgangen war.

Dank verbesserter Aerodynamik und mehr Power von Honda reichte es am Ende zum dritten WM-Schlussrang hinter den Mercedes-Fahrern Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Max sagt: «2020 wollen wir uns weiter steigern. Wir müssen in eine Position kommen, dass wir jedes Rennen gewinnen können. Daraus sollte sich eine Chance auf den Titel ergeben.»

2020 waren die Dauer-Weltmeister von Mercedes-Benz noch zu stark, um Verstappen ein Wörtchen um den Titel mitreden zu lassen. Max Verstappen gewann beim Jubiläums-GP der Formel 1 in Silverstone, beim WM-Finale von Abu Dhabi setzte er ein zweites Ausrufezeichen – zehnter GP-Sieg.

Was dann 2021 folgte, war ein einziger Krimi, wie ihn der grosse Alfred Hitchcock kaum spannender hätte inszenieren können. Max Verstappen und Lewis Hamilton lieferten sich ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen, mit zahlreichen grenzwertigen Zwischentönen, sowohl in Sachen Psycho-Spielchen neben der Strecke als auch in Sachen Trick-Repertoire auf der Bahn. Es passte zu diesem unfassbaren Duell zweier Ausnahmekönner, dass die Entscheidung in der letzten Runde des letzten Rennens fiel – vom kontroversen WM-Finale von Abu Dhabi 2021 werden die Fans noch in vielen Jahren sprechen.

Sieg beim WM-Finale mit einer verblüffenden Wende kurz vor Schluss, wer hätte damit rechnen können? Hamilton war ein Rennen lang der schnellere Mann, aber der Unfall von Williams-Fahrer Nicholas Latifi kurz vor Schluss und die Safety-Car-Phase, von Red Bull Racing geschickt zum Wechsel auf weiche Reifen genutzt, brachten Max zurück ins Spiel.

Max Verstappen brauchte einige Momente, der nunmehr 20-fache GP-Sieger rang nach Worten. Dann sagte der 34. Weltmeister der Formel-1-Historie: «Unfassbar! Wir hatten in diesem Jahr einige Male viel Pech. Ich hoffte immer, dass wir mal ein wenig Glück haben, und heute hat es uns zugelächelt.»

«Ich bin noch immer ganz benommen, die WM-Entscheidung in der letzten Runde der Saison, wer hätte sich so etwas einfallen lassen können? Ich habe noch immer einen Krampf im Bein, so sehr habe ich aufs Gas getreten!»

«Die Mannschaft von Red Bull Racing, die Jungs von Honda, sie haben sich diesen Erfolg so verdient, ich weiß genau, wie hart sie das ganze Jahr geschuftet haben. Sie haben eine phänomenale Saison gezeigt, und ich bin so glücklich, dass ich ihnen den Titel schenken darf.»

«Lewis und ich hatten das ganze Jahr über ein unglaubliches Duell, und meine Mannschaft hat es mir möglich gemacht, in der letzten Runde dieses Rennens alles zu geben. Ich liebe diese Mannschaft. Am liebsten würde ich meine ganze Formel-1-Karriere hier fahren.  noch 10 oder 15 Jahre. Weltmeister – unfassbar!»

Max Verstappen wurde zum ersten Formel-1-Weltmeister aus den Niederlanden, der 34. Champion der Königsklasse, sein 17. Podestplatz der Saison war neuer Formel-1-Rekord. Er hatte in Abu Dhabi zum zweiten Mal in Serie gewonnen und den zehnten Saisonsieg eingefahren (nach Imola, Monaco, Frankreich, Steiermark, Österreich, Belgien, Niederlande, USA und Mexiko).

Max Verstappen: «Es fühlte sich unwirklich an, auf dem Podest zu stehen. Du denkst an die vielen Jahre des Aufbaus, an die Jahre mit meinem Vater, in denen wir quer durch Europa gefahren sind, an die Jahre der Entbehrungen, an meine Freunde, die mich hier nach Abu Dhabi begleitet haben. Ich habe im Wagen so gebrüllt vor Freude, dass ich halb heiser bin.»

«Klar war ich nervös heute am Morgen, aber ich dachte immer: Gut, ich gebe heute mein Bestes. Alles andere ergibt sich von selber.»

«Lewis war ein grosser Gegner, der mit alles abgefordert hat. Wir haben uns Zunder gegeben, aber das ist normal in diesem Sport. Wir wollten beide diesen Titel.»

«Ich ahnte zum Saisonbeginn, dass wir eine bessere Chance auf den Titel haben würden als in den Jahren zuvor. Denn wir waren sofort konkurrenzfähig. Aber nun hier zu sitzen im Gedanken, Weltmeister zu sein, das ist einfach nur wahnsinnig.»

«Gewiss, zwischen Lewis und mir gab es haarige Momente, aber ich konnte unser Duell auch geniessen. Wenn so viel auf dem Spiel steht, dann sind brenzlige Situationen nicht zu vermeiden. Wenn ein Jahr dann vorbei ist und man zurückblickt, dann stuft man verschiedene Zweikämpfe vielleicht ein wenig entspannter ein. Ja, es war sehr angespannt zwischen uns, und ich fand, wir haben uns gegenseitig zu immer neuen Höchstleistungen getrieben.»

Was sticht von den zehn Siegen heraus? Max: «Es war eine schöne Befriedigung, erstmals in Monaco zu gewinnen, denn ich hatte mich dort in den Jahren zuvor schwergetan. Zwei Siege in Österreich im Zuhause von Red Bull waren traumhaft, aber am emotionalsten im Sommer war wohl der Sieg beim Heimrennen in Zandvoort. Aber wenn ich später in Ruhe auf dieses Jahr zurückblicken werde, dann kann das Ende der Saison hier in Abu Dhabi wohl kaum noch getoppt werden.»

Welches waren Tiefschläge? Max: «Sich in England im Krankenhaus zu befinden, nach der Kollision mit Hamilton, das war nicht angenehm. Der Reifenschaden in Baku war sehr ärgerlich, in Ungarn von der Bahn gekegelt zu werden ebenfalls. Aber ich war immer ein Verfechter der These, dass dich die schwierigen Moment im Leben stärker machen.»

Hand aufs Herz, gab es eine Situation, in welcher Verstappen durch den Kopf schoss: Es ist zu viel, ich kann das einfach nicht stemmen? Max: «Also heute sah es über weite Phasen des Rennens nicht gut aus für uns. Wir waren nicht schnell genug. Und ich suchte fieberhaft nach einer Idee, wie ich den Spiess umdrehen kann, aber es fiel mir nichts ein.»

«Die Safety-Car-Phase war für uns jenes Glück, das uns in diesem Jahr bei einigen anderen Situationen gefehlt hat. Wir erhielten die Möglichkeit, auf weiche Reifen wechseln zu können, unsere Gegner konnten das nicht tun, weil sie sonst die Führung preisgegeben hätten. Ich kann noch immer nicht fassen, was in diesen letzten Runden passiert ist.»

Und wieder diese Momente auf dem Siegerpodest: «Ich sah Bilder vor mir von meinem Vater und mir, wie wir zur Kartzeit durch Europa tingeln. Wie wir gemeinsam unser Ziel anstreben, es in die Formel 1 zu schaffen; wie wir den ersten GP-Sieg feiern; wir wir in diesem Jahr endlich die Chance haben, ein Wörtchen um den WM-Titel mitzureden.»

«Wir haben so viele Jahre lang so hart gearbeitet, um dieses grosse Ziel zu erreichen, nun ist es vollbracht. Ich kann es noch immer nicht fassen. Und dann viele meiner Freunde hier zu haben, natürlich meinen Vater, meine Freundin, meinen Manager, das erfüllt mich mit so viel Freude.»

Auf die Frage, wie er feiern werde, lacht Max: «Ich werde mir einen zünftigen Drink gönnen.»

2022 konnte sich Max diesen Drink ein wenig früher gönnen: Nach einer phänomenalen Fahrt im Regen von Japan stellte er vorzeitig die erfolgreiche Titelverteidigung sicher, ausgerechnet auf der Heimstrecke von Honda, was den Triumph doppelt süss machte. Zumal er nach den ersten drei Rennen kaum an den Titel geglaubt hatte – zwei Ausfälle in drei Grands Prix!

Aber dann wendete sich das Blatt: Ferrari beraubte sich selber seiner Titelchance, Verstappen kam mit dem neuen Flügelauto immer besser zurecht, Red Bull Racing komplettierte die überragenden Vorstellungen des Niederländers mit einem straffen Entwicklungsprogramm.

Ergebnis: 15 Saisonsiege, neuer Formel-1-Rekord.

Die Entscheidungen 2021 und jene von 2022 unterscheiden sich markant voneinander.

2021 kam es gegen Lewis Hamilton in Abu Dhabi zu einem Finale, das überaus kontrovers endete. 2022 ging es nicht um die Frage, ob Verstappen den Titel holt, sondern vielmehr um das Wann.

Der 25-jährige Niederländer nach seinem 32. GP-Sieg in Japan: «Es stimmt, das hat alles einen anderen Geschmack als 2021. Die Saison hat sich ganz anders abgewickelt, dazu fahren wir in diesem Jahr ja mit der neuen Flügelauto-Generation, ferner auf anderen Reifen. Die Rennen verlaufen nicht mehr so wie früher.»

«Und dann durften wir in diesem Jahr viel mehr Erfolge feiern als 2021. Die Siege an sich kamen auch anders zustande. Vor einem Jahr war der Rennverlauf stark vom Qualifying abhängig. Das ist heute nicht mehr so. Heute kannst du selbst nach einer Strafversetzung wegen des Einbaus neuer Motorteile nach vorne stürmen.»

«Es war natürlich perfekt, den Titel dann auch noch beim Heimrennen von Honda hier in Suzuka sicherzustellen. Sieg und Titel an diesem Wochenende, nach Pole-Position, das ist schon ziemlich perfekt. Es kam alles zusammen.»

«Ich freue mich sehr für die ganze Honda-Mannschaft, denn mir ist klar, wie viel Arbeit und Herzblut sie in diese Motoren stecken. Honda hatte es bei der Rückkehr in die Formel 1 nicht leicht, es gab viel Kritik. Aber sie haben immer kühlen Kopf bewahrt, und wir wussten – das ist der richtige Partner.»

Ragt für Max ein Rennen 2022 heraus? «Ich würde sagen Belgien. Das war wirklich Dominanz. Wir konnten beliebig Tempo machen, so etwas passiert dir selten. Als ich damals nach Hause kam, setzte ich mich in Ruhe hin und dachte nach. Da wurde mir klar: An jenem Tag ist etwas Aussergewöhnliches passiert.»

Wie sieht es am anderen Ende der Wohlfühlskala aus? «Also nach zwei Ausfällen in den ersten drei Saisonrennen war mich schon ein wenig mulmig zumute. Ich wusste – wenn ich meinen Titel erfolgreich verteidigen will, dann muss ich regelmässig üppig punkten, und danach sah es nicht aus. Ein Ausfall ist ungefähr das Schlimmste.»

An welchem Punkt hat Verstappen gedacht – das wird was mit dem Titel? Max: «Ein wirklich gutes Gefühl hatte ich erstmals nach dem Rennen in Frankreich, als ich meine Führung erheblich ausbauen konnte. Ich spürte, dass wir ein gutes Auto haben. Und ich dachte mir: ‘Diesen Vorsprung werde ich nicht herschenken!’»
Diese Zahlen von Max Verstappen in der Formel-1-Saison 2022 sprechen für sich: 22 Rennen, 20 Zielankünfte, 17 Podestplätze, 15 Siege. Gewiss, Max hat – in Anführungszeichen – nur 7 Pole-Positions und 5 beste Rennrunden herausgefahren, doch er war immer dann zur Stelle, wenn es drauf ankam. So wird man Formel-1-Weltmeister.

Aber für Verstappen war überhaupt nicht klar, wohin die Reise 2022 gehen würde: «Wir hatten 2021 einen nervenaufreibenden WM-Kampf, und wir standen an der Schwelle zu einer neuen Rennwagen-Generation. Einige Rennställe konnten 2021 nichts mehr gewinnen, also hatten sie den Vorteil, früher mit der Arbeit für die neuen Rennautos zu beginnen. Von daher war bei Red Bull Racing die Denke – der erste Teil der Saison 2022 könnte schwierig werden.»

«Wir waren dann selber überrascht, wie gut wir von Anfang an bei der Musik waren. Mein Plan war der gleiche wie im Jahr davor: Wenn du nicht gewinnen kannst, dann musst du so viele Punkte wie möglich einfahren. Wir blieben ruhig, auch als wir in den ersten drei Rennen zwei Mal nicht ins Ziel kamen. Ich glaubte an mein Team. Wir haben den Wagen schrittweise leichter gemacht und auch aerodynamisch verbessert.»

«Was mich besonders freut: Nicht nur, dass wir uns nicht aus der Ruhe bringen liessen, als es nicht so gut lief. Wir haben auch sehr wenige Fehler gemacht. Das ist mindestens so wichtig wie ein schnelles Auto.»

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat davon gesprochen, dass Verstappen auf einem noch höheren Niveau fahre als 2021. Max sagt dazu: «Für dich selber ist das immer schwierig einzuschätzen. Grundsätzlich schaue ich immer zurück und stelle mir die Frage: Was kann ich besser machen? Aber ich bin kein Roboter. Du machst als Mensch nun mal Fehler, jeder von uns tut das. Es geht eher darum, die Fehlerquote niedrig zu halten und das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Das klappt auch bei mir manchmal besser, manchmal nicht so gut.»

Nach dem ersten Titel, in der langen Nacht am Yas Marina Circuit von Abu Dhabi, hatte Max gesagt: «Ich habe mein grosses Ziel erreicht – alles, was jetzt kommt, ist nur ein Bonus.»

Muss der Niederländer diese Aussage korrigieren? Max grinst: «Also ich schätze, ich habe noch ein paar Jährchen in der Formel 1. Mein Ziel besteht darin, weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Ich will mehr Rennen gewinnen. Und, wenn das möglich ist, den einen oder anderen zusätzlichen Titel. Aber das alles ändert nichts daran, was ich schon erreichen durfte. Und darauf bis ich sehr stolz.»

«So lange unsere Mannschaft so konzentriert und motiviert arbeitet wie in den letzten Jahren, so lange wir dieses Team zusammenhalten können, so lange dürfen wir auf weitere fabelhafte Jahre hoffen.»

Hand aufs Herz: Welcher WM-Titel ist jetzt der erfüllendere? Max überlegt kurz und sagt dann: «Ich glaube, der erste Titel ist wohl der emotionalste. Aber dieser hier fühlt sich anders an, besser im Sinne von – wir sind stärker als vor einem Jahr.»

«2021 war das wirklich nervenzermürbend. Dieses Gefühl, ins letzte Rennen zu gehen, mit allem, was auf dem Spiel steht, das war grauenhaft. Und ich hatte damals auch nicht mehr den Eindruck, das beste Auto im Feld zu haben.»

«Damit wir uns richtig verstehen: Klar ist es auch erfüllend, unter Druck zu stehen, dann Leistung zu bringen und sich am Ende durchzusetzen. Aber das ist ein Druck, den du nicht jedes Jahr so extrem spüren willst wie 2021.»

«Die Gefühle 2022 sind anders. Wir hatten einen schwierigen Saisonstart, mit zwei Ausfällen in den ersten drei Rennen, mit einem wie erwähnt zu schweren Auto, an das ich mich erst noch besser gewöhnen musste. Aber dann begann alles zu klappen, und ich bin sehr glücklich über die Art und Weise, wie sich die Saison 2022 entwickelt hat.»

«Wir haben eine fabelhafte Mannschaft und arbeiten prima zusammen. Jetzt wird es darum gehen, dieses Team zusammen zu halten. Und wenn uns das gelingt, dann können wir gemeinsam noch sehr viel erreichen. Natürlich hängen weitere Erfolge auch von der Konkurrenzfähigkeit unserer Gegner ab. Aber ich glaube fest an weitere Siege und auch weitere Titel.»

Lebenslauf

Von Bis Art Serie Unternehmen

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Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
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