Über Max Biaggi
In seiner Jugend interessierte sich Max Biaggi zuerst nur für Fussball, er wollte unbedingt Profi-Fussballer werden. Sein Interesse am Motorsport entdeckte Biaggi erst verhältnismässig spät bei einem Besuch der Rennstrecke in Vallelunga. Dort drehte er seine ersten Runden und war sofort Feuer und Flamme. Das war der Beginn einer unglaublichen Karriere.
Im Alter von 18 Jahren bestritt Biaggi 1989 in Magione sein erstes Rennen in der italienischen 125-ccm-Meisterschaft und stürzte. Doch schon in der folgenden Saison gewann er die Meisterschaft.
Schon bald wurde Italien für den 1,70 cm grossen Biaggi zu kein: 1991 gewann er auf Anhieb die 250-ccm-Europameisterschaft auf einer Aprilia. Im gleichen Jahr gab er beim Grand Prix von Europa sein Debüt in der 250-ccm-Weltmeisterschaft. Er bestritt insgesamt vier Rennen und holte als bestes Ergebnis einen 12. Rang in San Marino.
Ab 1992 war Max Biaggi permanenter Starter in der Weltmeisterschaft mit 250-ccm. Seinen ersten Sieg feierte er auf Aprilia beim letzten Saisonlauf in Kyalami (WM-Rang 5), 1993 siegte er auf Honda beim GP von Europa (WM-Rang 4). In den folgenden Jahren dominierte Max Biaggi die 250-ccm-Weltmeisterschaft. Er gewann diese Serie von 1994 bis 1997 viermal in Folge. Dreimal mit Aprilia, einmal mit Honda. Damit stellte der Römer einen neuen Rekord auf: Noch nie zuvor hatte es ein Pilot geschafft, in der 250-ccm-Klasse vier Titel in Folge zu gewinnen.
Nun wollte sich Biaggi an der Königsklasse beweisen und stieg mit dem Team Kanemoto in die 500-ccm-Klasse auf. In seinem ersten 500-ccm-Rennen überhaupt, dem Grossen Preis von Japan in Suzuka, gelang ihm die Sensation: Er holte sich die Pole-Position, die schnellste Rennrunde und den Rennsieg. Das schaffte vor ihm zuletzt Jarno Saarinen 1973. Nach seiner Disqualifikation beim Grand Prix in Barcelona (Stop-and-Go-Strafe ignoriert) musste er sich aus dem Titelrennen verabschieden und wurde schliesslich Vizeweltmeister hinter Mick Doohan.
In den Jahren 1999 bis 2002 war der divenhafte Biaggi stets ein Sieg- und Titelkandidat. Die Gesamtwertung beendete er immer unter den besten Vier, auch mit unterlegenem Material von Yamaha. 2003 wechselte er ins private Honda-Team, holte Dank zwei Siegen und konstant guten Leistungen den dritten WM-Rang. Auch im Folgejahr beendete er die Saison auf Platz 3.
2005 wurde Biaggi als Heilsbringer ins Repsol-Honda-Werksteam geholt. Honda hatte mittlerweile den Status der Nummer 1 in der Königsklasse an Yamaha verloren, wo Valentino Rossi für den japanischen Konkurrenten von Sieg zu Sieg eilte. Die Saison war schwierig. Zu Verletzungen und Set-up-Problemen gesellten sich schon bald persönliche Differenzen zwischen Biaggi, seinem Team und Honda. Als WM-Fünfter wurde er entlassen. Auch ein Kundenmotorrad wollte ihm Honda nicht mehr zur Verfügung stellen.Obwohl er Sponsoren-Millionen der Zigarettenmarke Camel mitgebracht hätte, winkten auch alle anderen MotoGP-Teams ab.
Notgedrungen musste Biaggi 2006 pausieren. Der Italiener nutzte die Zeit und bereitete sich auf einen Wechsel in die Superbike-WM vor. Die Superbike-WM 2007 bestritt Biaggi schliesslich im Alstare-Suzuki-Corona-Extra-Team. Der Saisonstart verlief für ihn optimal, beim ersten Termin in Losail gewann er bei seinem allerersten Superbike-WM-Lauf überhaupt den ersten Lauf, beim zweiten Rennen an diesem Tag belegte er Rang 2. Nach einer guten, aber nicht überragenden Saison, musste er sich in der Gesamtwertung dem Briten James Toseland und dem Japaner Noriyuki Haga knapp geschlagen geben.
Im Oktober 2007 gab Biaggi seinen Wechsel ins Privatteam Sterilgarda Go Eleven bekannt. Er fuhr eine der komplett neuen Ducati 1098 RS 08. Beim zweiten Rennen in Phillip Island zog sich Biaggi bei einem schweren Sturz in der Doohan-Corner einen Bruch an der linken Hand zu, der ihn lange behinderte. In der zweiten Saisonhälfte fuhr der Römer konstant unter die besten zehn und sicherte er sich den siebten Platz im Endklassement.
Mit dem Einstieg von Aprilia mit der RSV4 wechselte Biaggi für die Saison 2009 zurück zu dem Hersteller, mit dem er seine grössten Erfolge feiern konnte. Als WM-Vierter mit dem brandneuen Motorrad startete der mittlerweile 38-Jährige als Favorit in die Saison 2010. Und Biaggi erfüllte die Erwartungen und sicherte sich 13 Jahre nach seinem letzten WM-Titel mit zehn Siegen und konstanten Top-10-Platzierungen den WM-Titel vor Suzuki-Pilot Leon Haslam.
Biaggi blieb der italienischen Marke treu. 2011 leistete er sich aber ungewöhnlich viele Fehler und beendete die Saison als Dritter. Ein Jahr später gewann Biaggi dann aber erneut den WM-Titel - allerdings nur mit einem halben Punkt Vorsprung auf Kawasaki-Pilot Tom Sykes.
Unter Tränen gab der sechsfache Weltmeister im Alter von 41 Jahren am 7. November 2012 seinen Rücktritt bekannt. Als TV-Kommentator für das italienische TV blieb Biaggi der Superbike-WM treu.
Von schnellen Motorrädern kann der sechsfache Weltmeister aber dennoch nicht die Finger lassen. Ende 2014 heuerte ihn Aprilia als Testfahrer für Superbike-WM und das MotoGP-Projekt der Italiener an.
Am 21. Juni 2015 bestritt Biaggi mit Wildcard den Superbike-WM-Event in Misano und schlug sich mit zwei sechsten Plätzen achtbar. Bei einem weiteren Gaststart in Sepang erreichte er mit 44 Jahren als Dritter im ersten Lauf das Podium, im zweiten Rennen stürzte der Römer in der ersten Runde. Einen dritten Wildcard-Einsatz beim Saisonfinale in Katar musste Biaggi wegen einer Verletzung absagen.
Gemeinsam mit dem italienischen Fotomodell Eleonora Pedron hat Max Biaggi eine Tochter (2009) und einen Sohn (2010). Im Jahr 2015 verkündete der Italiener die Trennung des Paares.
Biaggi widmete sich fortan intensiver seinem geliebten Supermoto-Sport, was ihm 2017 beinahe zum Verhängnis wurde. Beim Training in Latina stürzte Biaggi am 9. Juni und brach sich mehrere Rippen, die sich wiederum in seine Lunge bohrten. Die Situation des Italieners war kritisch, erst nach mehreren Wochen konnte er schwer gezeichnet das Krankenhaus verlassen. Der Römer erholte sich vollständig.
Dem Rennsport blieb der mehrfache Weltmeister als Teamchef eines eigenen Moto3-Teams treu.
Noch einmal einen spektakulären Auftritt als Rennfahrer hatte Biaggi 2020, als er mit einer elektrischen Voxan mehrere Geschwindigkeitsrekorde aufstellte. Am 1. November erreichte der zweifache Superbike-Weltmeister auf dem Rollfeld des französischen Flugplatz Châteauroux einen Top-Speed von 408 km/h!