ADAC Eifel Rallye Festival: wieder ein Rallyefest
So muss ein Festival sein: Strahlende Gesichter von den Teilnehmern aus 16 Nationen, mehr als 170 Rallye-Boliden, davon über 90 verschiedene und vor allem originalgetreue Fahrzeugtypen aus sechs Jahrzehnten Rallye-Geschichte, viele Stars der Szene, ein ungebrochenes Interesse der begeisterten Fans entlang der Wertungsprüfungen und als Gastgeber die Vulkaneifel rund um Daun, die sich bis auf den obligatorischen Regenguss von ihrer schönsten Seite zeigte.
Das ADAC Eifel Rallye Festival vereinigte unter den Augen des FIA Vizepräsidenten Surinder Thatthi (Kenia) wieder alle Voraussetzungen, um die Geschichte des Rallyesports zu erhalten. Organisationsleiter Otmar Anschütz, gleichzeitig Vorsitzender des veranstaltenden MSC Daun,war sichtlich zufrieden: «Eine tolle Stimmung, für die Eifel ein geniales Wetter, zufriedene Teilnehmer, die neuen Prüfungen sind gut gelaufen - ich habe überall am Wochenende nur zufriedene Gesichter gesehen. Von unserem neuen Shakedown in der Maubach-Arena waren die Zuschauer begeistert, selten kann man so große Anteile einer Prüfung von einem Platz aus ansehen.» Ein besonderer Dank richtet er an die vielen ehrenamtlichen Helfer: «Die Bereitschaft uns zu unterstützen ist beeindruckend, nur mit den gut 700 Freiwilligen ist eine Großveranstaltung wie diese überhaupt zu realisieren.»
Slowly-Sideways Chef Reinhard Klein, der für das erlesene Teilnehmerfeld verantwortlich zeichnet, zieht ebenfalls ein positives Fazit. «Wir hatten wieder ein tolles Starterfeld zusammen, die angemeldeten Teams haben alles gegeben, um hier zu starten und es hat bei fast allen geklappt. Dabei arbeiten die Teams auch sehr eng zusammen, nicht nur hier beim Festival, sondern auch in der Vorbereitung. Alle agieren nach dem Motto: Wir fahren miteinander und nicht gegeneinander.»
Der Kopf von Slowly Sideways, der europaweiten Vereinigung von Besitzern historischer Rallye-Fahrzeuge, sagte: «Hier wird unsere Idee perfekt umgesetzt. Auch die Originalität wird immer besser. So hatte ein Teilnehmer eine perfekt restaurierte Alpine, nur der Innenraum war weiß statt so wie früher schwarz. Nach einem entsprechenden Hinweis erschien das Auto hier im originalen Schwarz. Für uns als Veranstalter ist es zudem eine Ehre, dass Boliden, die vor Jahrzehnten für eine Fahrzeit von gut zehn Minuten am Pikes Peak konstruiert wurden, hier teilnehmen.» Die Pikes-Peakes Starter waren deshalb nur für die Parade vorgesehen. Ein anderer Prototyp, der Bi-Motor Seat Ibiza war auch nur für die Parade vorgesehen,drehte allerdings Extra-Runden. Den Spaniern gefielen die Prüfungen so gut, dass sie die gesamte Veranstaltung bestritten.
Internationales Flair und Zeitreisen in der Vulkaneifel
So bunt gemixt wie die Fahrzeuge waren auch die prominenten Piloten der Rallye-Boliden. Die Intention des Festivals brachte der schwedische Ex-Weltmeister Stig Blomqvist auf den Punkt: «Dieses Festival ist eine echte Zeitreise. Es ist toll, hier wieder in meinem Ford Sierra aus meiner WM-Saison 1988 zu sitzen. Der ist genau in dem Zustand wie damals. VW-Gipfelstürmer Jochi Kleint ergänzt: «Hier wird unser schöner Sport auf eine Art am Leben erhalten, die ist mehr als beeindruckend. Die familiäre Atmosphäre und der gigantische Auftritt mitten in der Stadt, das ist eine richtig tolle Hausnummer.» Festival-Dauergast Harald Demuth beschreibt den Umgang mit den historischen Boliden so: «Es ist für mich immer wieder eine Ehre, wenn Audi Tradition anruft und mich fragt, ob ich eines ihrer Autos aus dem Museum fahren will.» Schmunzelnd ergänzt er: «Ich weiß aber auch, wenn ich nur einen Kratzer da reinmache, dann bringen die mich um».
Beim Welcome-Abend entlockte Moderator Markus Stier den Gästen einige spannende Anekdoten: «Dass mein Mann Shekhar mit mir als Co-Pilotin überhaupt am Pikes Peak gestartet ist, das hat der damalige Peugeot-Teamchef Jean Todt nur der Tatsache zu verdanken, dass die beiden wohl einen Whisky zu viel getrunken hatten», erklärte die Kenianerin Yvonne Mehta schmunzelnd. «Ich hatte in dem 205 T16 richtig Angst, denn ich saß auf der rechten Seite, damit in den vielen Linkskurven außen und es ging da kilometerweit bergab. Wenn ich heute nochmals starten würde, dann nur, wenn Timo Salonen am Steuer sitzen würde.» Timo Salonen, der Weltmeister von 1985 konterte: «Niemand hat mich jemals gefragt, ob ich denn für ihn am Pikes Peak überhaupt fahren würde. Wenn ich ehrlich bin, bin ich auch gar nicht böse darum.»
Erich Müller berichtete von der Idee, einen der drei in 1987 eingesetzten Peugeot 205 T16 Pikes Peak wieder auferstehen zu lasen. Die Originale waren entweder in die im darauffolgenden Jahr eingesetzten 405-Modelle umgewandelt worden, einer verschwand in der Rallyecross-Szene. «Das war der tollste 205, der jemals gebaut wurde und ich bin ein absoluter 205-Freak.» Da es kaum Unterlagen und nur Fotos gab, gestaltete sich die Rekonstruktion nicht einfach. Bei seinen über zehnjährigen Recherchen entdeckte er eine Heckklappe und Türen, die nach der Sanierung die gelbe Lackierung der Pikes-Peak-Autos zeigten. «So sind wenigstens diese Teile Original», strahlte der Peugeot-Freak.
Das Schlusswort gehörte dem österreichischen Rallye-Weltenbummler Rudi Stohl. Nach seiner Festival-Premiere sagte er anerkennend: «Ich bin beeindruckt.Es ist toll zu sehen, dass es Menschen gibt, die so viel auf sich nehmen, um ein solch fantastisches Event zu veranstalten.»
Am Rande notiert :: Festival-News
FIA-Vizepräsident in Daun
Der Kenianer SurinderThatthi, einer der Vize-Präsidenten der FIA, war vom Festival des historischen Rallye-Sports in Daun begeistert. Beim Welcome-Abend verkündete er, dass es 2019 in Kenia einen WM-Testlauf geben wird mit dem Ziel, 2020 dort einen WM-Lauf durchführen zu können. Bei seiner Ansprache erklärte er, dass der Rallye-Sport in Kenia wunderbare Bilder in die Welt transportiert habe, und dass es vor allem dem Festival Mitorganisator Reinhard Klein zu verdanken sei, dass es diese wunderschönen Fotos überhaupt gibt.
Isabelle Brack - Treffen der Pikes Peak Bezwinger
Fünf Deutsche haben bislang den Pikes Peak bezwungen - vier Männer und eine Frau. Drei von ihnen trafen sich beim Eifel Rallye Festival und tauschten ihre Erfahrungen aus. Isabelle Brack aus dem saarländischen Heusweiler freute sich mit Jochi Kleint und Harald Demuth auch über die Tatsache, dass sie auf dem Beifahrersitz des Pikes Peak Bi-Motor-Golf des Jahres 1987 den Shakedown absolvieren konnte. Im Jahr 2012 bezwang sie den Berg in Colorado mit dem österreichischen Piloten Gerhard Pegam auf einem angemieteten Ford Mustang. «Wir wurden im Ziel begeistert empfangen und dann fing es auch noch an zu schneien - ein unbeschreibliches Gefühl!»
Reini Sampl-Rollstuhl-Pilot mit Rallye-Herz
Der Österreicher erklärte nach der Super-Stage auf Schotter augenzwinkernd: «Wir haben im Team eine klare Arbeitsteilung, ich habe im Schotter auf der SuperStage unseren TT mit viel Spaß sehr dreckig gemacht, Co-Pilotin Tina Annemüller musste ihn dann an der ‚Tanke' sauber machen. Viele Freunde, vor allem Walter Röhrl und Niki Schelle hatten mir immer wieder gesagt, man muss hier in der Eifel einfach mal gefahren sein. Ich kann nur sagen, sie hatten absolut recht - und wenn es irgend geht komme ich wieder. Wer alte Rallye-Autos liebt, der muss hierherkommen. Hier habe ich Autos gesehen, von denen ich noch nicht einmal wusste, dass es sie gibt.»