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ADAC Eifel Rallye Festival: Riesen-Stimmung in Daun

Von Toni Hoffmann
Volles Haus in der ‚Heimat des historischen Motorsports‘, Thierry Neuville: «Ein Wochenende voller Spaß», 5.100 Euro für Nestwärme e.V.

Nach zwei Jahren unfreiwilliger Pause waren endlich alle wieder da: Die Teilnehmer, die Organisatoren, die vielen Helfer und die zahlreichen Fans. Nur das Eifel-Wetter zog neue Seiten auf, als wolle es alle für die unfreiwillige Auszeit entschädigen. Die 10. Ausgabe des Eifel Rallye Festivals kam ganz ohne Regen aus. Es herrschte Hochstimmung bei allen Beteiligten, endlich konnte sie gemeinsam das Jubiläums-Festival feiern. Das rollende Rallye-Museum wurde wieder zum internationalen Klassentreffen der gesamten Rallye-Szene. Es war beeindruckend: Die Zuschauer-Parkplätze an den Prüfungen und in Daun platzten teilweise aus allen Nähten, die Rallyemeile war über das gesamte Wochenende proppenvoll und bei der Autogrammstunde standen die Fans selbst kurz vor dem offiziellen Ende noch in einer deutlich über 100 Meter langen Schlange an.

«Auch nach zwei Jahren Pause haben die erforderlichen ‚Rädchen‘ alle sofort wieder erfolgreich ineinandergegriffen», freute sich Organisationsleiter Otmar Anschütz (Daun) vom veranstaltenden MSC Daun. «Die Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden, den Gemeinden, den Dorfgemeinschaften mit ihren Feuerwehren und Vereinen, den Sanitätsdiensten, den unterstützenden Motorsport-Clubs und nicht zuletzt den rund 800 Helfern am Festival-Wochenende – es hat perfekt funktioniert. Was mich besonders gefreut hat – alle hatten ein Lächeln im Gesicht. Zudem war das Teilnehmerfeld von einer gigantischen Qualität und Vielfalt – das hätte ich selbst im Traum nicht besser gestalten können.»

Auch Reinhard Klein (Köln), der für die Zusammenstellung des Starterfeldes verantwortlich ist, zog ein positives Fazit: «Mit diesem Festival wollen wir der Geschichte des Rallyesports eine Heimat geben – das ist uns in den letzten 10 Veranstaltungen immer mehr gelungen. Im Laufe der Jahre, und das bestätigen auch unsere Teilnehmer, ist zudem die Qualität der Fahrzeuge immer besser geworden.»

Das Starterfeld der maximal möglichen 155 Teams aus Originalen und originalgetreuen Nachbauten der Rallye-Boliden bildete so einen perfekten Querschnitt aus über 50 Jahren der Geschichte dieses spektakulären Sports. Die Fans konnten zum 50. Jubiläum der Rallye-Weltmeisterschaft eine umfassende Dokumentation der Fahrzeuge aus fünf Jahrzehnten genießen. Die Palette reichte vom DAF 66, über Ford Escort RS1600, die verschiedensten Opel-Modelle oder den frühen Toyota Corolla bis hin zu den bei den Fans so beliebten Gruppe B-Boliden. Zum Finale befuhren die WRC-Boliden der jüngeren Vergangenheit die Demonstrationsstrecken.

Am Donnerstagabend verwandelt sich die Bühne in der Rallye-Meile traditionell in ein Open-Air-Kino. Die Interviews mit den Rallye-Stars sind eingebettet in bewegte und bewegende Bilder von Kult-Filmer Helmut Deimel. Moderator Markus Stier, der kurzweilig und informativ durch den Abend führte, bezeichnete Deimel als den ‚Steven Spielberg‘ der Rallye-Szene.

Hyundais WM-Star Thierry Neuville war diesmal im Peugeot 306 Maxi Kit-Car am Start: «Vom Sound her ist das wohl das beste Rallyeauto, das jemals gebaut wurde». Der Belgier ergänzte, «endlich hat es geklappt wieder hierher zu kommen, mit meinem Team habe ich hier ein ganzes Wochenende nur Spaß.» Angesprochen auf die derzeit nicht einfache Situation in der aktuellen WM antwortete er augenzwinkernd, «dann gewinne ich halt hier in der Eifel.» Das ist bei einer Veranstaltung ohne Zeitwertung nicht einfach, aber Neuville fuhr sich bei seinem Auftritt im ‚kleinen Schreihals‘ in die Herzen der Fans.

Simo Lampinen, zwischen 1960 und 1979 Werksfahrer bei Lancia, Peugeot, Saab und Triumph, kennen viele auch als langjährigen Leiter der 1000 Seen-Rallye in seiner finnischen Heimat. Beim Festival setzte er sich für einige Prüfungen an die Seite von Fred Walter im Lancia Beta Coupe von 1975. Jenem Auto, mit dem er damals bei der Akropolis Rallye in Griechenland startete. Lampinen wohnt seit 15 Jahren in Hamburg, «aber nicht wegen der Reeperbahn sondern weil unser Sohn dorthin gezogen ist», erklärte er schmunzelnd. «Dieses Festival ist so begeisternd, Daun ist aktuell das Zentrum der Rallye-Welt.»

Kalle Grundel, der in den 70er und 80er Jahren für VW, Peugeot, Ford und Lancia unterwegs war, gewann im 205 T16 1985 die Deutsche Rallye-Meisterschaft. Anschließend pilotierte er für Peugeot den 309 GTi in Deutschland. «Obwohl der 309 nur Frontantrieb hatte, war die Zeit in Deutschland für mich eine tolle Zeit – ich denke immer wieder gerne daran zurück. Hier bin ich besonders gerne, um so viele Freunde wieder zu treffen.» Und mit einem Blick auf Stig Blomqvist, den Weltmeister von 1984, ergänzte er augenzwinkernd: «Wäre die Gruppe B damals nicht verboten worden, 1987 wären entweder Stig oder ich Weltmeister geworden.» Blomqvist schmunzelnd über die Gefährlichkeit der Gruppe-B-Boliden, vor allem bei Feuer: «Wenn du im Spiegel siehst, dass es raucht, hast du genügend Zeit anzuhalten und auszusteigen.»

«Für mich ist es immer wieder toll hierher zu kommen», sagte Jochi Kleint. «Hier gibt es so viele Menschen, die sich über die früheren Rallye-Autos freuen, gerade deshalb komme ich sehr gerne zum Festival.» Der Einsatz im Ford Capri, mit dem Walter Röhrl 1972 bei der Olympia Rallye unterwegs war, endete allerdings frühzeitig. «Ein Teil der Kardanwelle ist gebrochen. Wir hatten es vorsorglich in England bestellt, aber es kam nicht mehr rechtzeitig vor dem Festival.» Zur Freude der Fans fuhr er anschießend mit jenem Opel Ascona B, mit dem er 1979 Europameister wurde.

Lofty Drews: «Ich bin Dauner»

Als Lofty Drews auf die Bühne trat, sprach ihn Moderator Markus Stier in Englisch an. Zur Überraschung der vielen Fans antwortete der inzwischen 82jährige in Deutsch und verkündete: «Ich bin Deutscher». Seine Eltern wanderten in die Kolonie Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania aus. Dort wurde er geboren und startete später seine Beifahrer-Karriere. Beim ersten Einsatz in der Rallye-WM gewann er 1973 mit Shekhar Mehta die Safari Rallye. Für den Start mit dem ‚wiedergeborenen‘ Lancia Stratos mit dem er 1975 zusammen mit Sandro Munari bei der Safari Zweiter wurde, reiste er extra aus seiner neuen Heimat Australien in die Eifel. «Und am Flughafen habe ich nach mehr als 40 Jahren wieder begonnen Deutsch zu sprechen.» Zum Finale erzählte er dann: «ich hatte ein fantastisches Wochenende mit so vielen netten Menschen. Ich habe viele neue Freunde gefunden und sage deshalb mit Stolz: Ich bin ein Dauner.»

Fabrizia Pons, die inzwischen erfolgreichste Co-Pilotin im internationalen Rallye-Sport, hatte zu Beginn einige Probleme, in den ‚Eifel-Modus‘ umzuschalten. «Bislang kenne ich keine Veranstaltungen ohne Zeitwertung und einem so lockeren Umgang miteinander. Aber so langsam habe ich das System verstanden und finde es herrlich.» Ihre erfolgversprechende Karriere als Pilotin beendete sie, da sie kein Geld für die weiteren Schritte fand. «Letztlich war das gut so, denn mein Platz ist auf der Beifahrerseite.“ Kuriosum am Rande: Michelle Mouton, mit der sie im Audi Quattro so erfolgreich war, begann ihre Laufbahn auf der Beifahrerseite. «Glücklicherweise sind wir beide auf der richtigen Seite gelandet.»

Einer der größten Pechvögel des Festival-Wochenendes war Harri Toivonen. Um die Bewegtbilder zu einer Dokumentation über ihn und seinen Bruder Henri zu drehen, reiste er mit einer TV-Produktionsfirma an und startete im Lancia Delta S4. Schon beim Shakedown blieb der Gruppe-B-Bolide liegen, am Start zur ersten Prüfung verweigerte er dann komplett den Dienst. «Es war dennoch ein geniales Wochenende hier in Daun», freute sich der Finne.

Sieger auch ohne Bestzeiten

Auch ohne Zeitnahme werden beim Eifel Rallye Festival Sieger gekürt. Beim Finale zur großen Rallye-Party am Samstagabend gab es erneut viele strahlende Gesichter. Sechs einmalige Preise wurden überreicht. Den ‚Sideways Star‘ als ‚quertreibendser‘ Vorauswagen erhielten die Niederländer Gerard und Mike Stacy im Ford RS2000 MK2 überreicht von Matthias Kahle. Der Preis ‚Best replication‘, für den besten Nachbau ging an Frank Unger / Thorsten Scheffner für ihren Lancia Delta Integrale 16V aus den Händen von Kalle Grundel. Lofty Drews überreichte an Ezio Lolli und Alessandro Grillo den Preis ‚Best original‘ für das beste Originalfahrzeug für ihren Lancia Stratos. Besonders strahlende Gesichter gab es bei Helmut Steiner und Hanna Wadlegger. Von den anwesenden Rallye-Stars wurde ihr Toyota Corolla WRC ausgewählt und sie erhielten von Stig Blomqvist den Preis für die ‚Champion‘s Choice‘. Den Preis für das schönste Auto‘ erhielten Franz Zehetner / Martin Strobl aus den Händen von Harri Toivonen. Sie pilotierten einen Prototypen des Alpine Renault A310 V6 von 1977. Fabrizia Pons überreichte den Sonderpreis an Fred und Eva Walter. Simo Lampinen war diesmal Co-Pilot bei Fred Walter in genau jenem Lancia Beta Coupé, mit dem er 1975 bei der Akropolis am Start war. Für Fred Walter war dies der zehnte Start beim Festival.

Stolze 5.100 Euro für Nestwärme e.V.

Strahlende Gesichter gab es bei der Scheckübergabe im Rahmen des Shakedown in Bodenbach. Die versteigerten Mitfahrten bei Stig Blomqvist, Thierry Neuville, Niki Schelle und Wolf-Dieter Ihle ergaben die stolze Summe von 4.800 Euro. Otmar Anschütz als Vorsitzender des veranstaltenden MSC Daun e.V. im ADAC übergab die Summe an Petra Moske, Vorsitzende und Gründerin der Nestwärme e.V. in Trier. Dieser Verein unterstützt Familien mit schwer kranken oder tödlich erkrankten Kindern. «Wir sind sehr froh über diese riesige Summe, wir werden damit unser Projekt zum Bau eines Hospizes für Kinder unterstützen», freute sich Petra Moske, die gemeinsam mit Leonie Moske, Projektleitung bei Nestwärme e.V., angereist war. Als Zuschauer der Scheckübergabe entschied sich ein anwesender Fan spontan, die Spendensumme um 300 Euro zu erhöhen. Insgesamt werden nun 5.100 Euro an Nestwärme überwiesen. Nach den 50.000 Euro, die Teilnehmer und Fans des Festivals im vergangenen Jahr für die Opfer der Flutkatastrophe spendeten ein weiterer Beweis für die Spendenbereitschaft der Festival-Gemeinschaft.

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