Calle Carlberg meistert die französischen Strapazen
Calle Carlberg
Die rauen Pisten der Rallye Vosges Grand-Est fordern Mensch und Maschine extrem. Mehrfach war er dicht dran, nun hat es endlich geklappt. Bei der Rallye Vosges Grand-Est hat Calle Carlberg endlich seinen ersten Sieg im ADAC Opel Electric Rally Cup «powered by GSe» errungen. In der ersten Wertungsprüfung hatten sich der 22-jährige Schwede und sein Vater Torbjörn auf dem heißen Sitz des Corsa Rally Electric an die Spitze des Klassements gesetzt und sie bis zur letzten Wertungsprüfung behauptet.
Bis dahin hatten Carlberg und der Rest der elektrisierenden Truppe eine höchst anspruchsvolle und ereignisreiche Rallye rund um Gérardmer in den französischen Vogesen erlebt. Die harten und von den vorausfahrenden Allrad-Boliden teilweise mit Steinen und Dreck übersäte Piste hinterließ an den meisten Corsa Rally Electric Spuren und führte unter anderem zu mehreren Reifenschäden. «Die Strecken sind toll, aber extrem anspruchsvoll», betonte der Gesamtführende Max Reiter. «Wenn da 50 Allradler drübergefahren sind, entstehen Cuts und Dreck, die du nicht im Aufschrieb hast. Du musst wirklich auf alles gefasst sein.»
Kaum ein Pilot kam völlig ungeschoren durch die acht Wertungsprüfungen (WP). In der drittletzten Bestzeitenjagd war es ein gebrochener Querlenker, der Carlbergs Führung kurzzeitig in Gefahr brachte und seine Führung gegenüber Reiter auf nur noch 6,8 Sekunden zusammenschmelzen ließ. In der vorletzten Prüfung «Corcieux» langte der Skandinavier dann nochmals richtig hin und ging mit einem Vorsprung von 17,7 Sekunden auf den Hauptkonkurrenten in die abschließende Power Stage.
Dort ließ Carlberg dann nichts mehr anbrennen und fuhr seinen Premierensieg im ersten elektrischen Rallye-Markenpokal weltweit sicher nach Hause: «Endlich! Der Schlüssel zum Erfolg hier war, dass alle anderen irgendwelche Probleme hatten und wir nicht einmal ausgeritten sind. Ich freue mich riesig, dass diese kontrollierte Pace zum Sieg gereicht hat. Auch in der Power Stage sind wir gar nicht voll ans Limit gegangen, ich war fast überrascht, dass es wieder zur Bestzeit gereicht hat. Ich habe den Kampf mit Max sehr genossen – bin aber fast froh, dass er in der Tabelle noch vorne liegt. Dann muss ich in Weiz nicht als Erster starten.»
Reiter zollte seinem Widersacher Respekt: «Calle hat den Sieg ganz klar verdient. Nach zwei extrem konstanten Rallyes ist mir hier der eine oder andere kleine Fehler zu viel passiert. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem erneuten Podestplatz und freue mich auf die nächsten Rallyes.»
Auf dem dritten Rang landete mit dem Österreicher Luca Pröglhöf der einzige Mann im Servicepark, der während der ganzen Rallye nicht gewusst hatte, dass er sich auf Kurs zu seinem ersten Podestplatz im ADAC Opel Electric Rally Cup befand. Seine Beifahrerin Christina Ettel hatte ihrem Piloten nämlich jegliche Auskunft zu den gefahrenen WP-Zeiten verweigert – in beiderseitigem Einvernehmen. «Wir hatten uns diese Strategie auf der Heimfahrt von der letzten Rallye in der Schweiz überlegt, in der Hoffnung, etwas Druck von Luca nehmen zu können. Hat perfekt funktioniert», lachte die Co-Pilotin.
Pröglhöf/Ettel konnten sich dabei auch bei ihrer Servicecrew bedanken, die nach der generell sehr materialintensiven WP4 in Windeseile die beschädigte Hinterachse wechselten. Der teilweise Ausfall der Gegensprechanlage im Cockpit (Intercom) sorgte ebenfalls für Aufregung bei der österreichischen Truppe. Umso erleichterter war Pröglhöf im Ziel: «Das war langsam fällig. Ich denke, mich nicht auf die Zeiten zu konzentrieren, sondern mein Rennen zu fahren, ist der richtige Weg. Einfach Spaß haben, dann kommt das Ergebnis fast von alleine. Aber ein kleiner Stein ist mir schon vom Herzen gepurzelt.»
Als Viertplatzierte hinterließ das FFSA-Damenduo Sarah Rumeau/Julie Amblard einmal mehr einen bärenstarken Eindruck. Womöglich wäre noch mehr drin gewesen, hätte ein Ausritt mit seitlichem Anprall, ebenfalls in WP4, nicht nur für eine ramponierte rechte Fahrzeugseite, sondern auch zu einem gebrochenen Fahrpedal geführt. Irgendwie gelang es Sarah buchstäblich mit Zehenspitzen, den waidwunden Corsa Rally Electric zurück in den Service zu bringen. Ein Kunststück, das ausgerechnet Christian Lemke, mit dem sie sich bis dahin einen spannenden Kampf um Platz 4 geliefert hatte, nicht gelang: Auch an seinem Corsa Rally Electric brach das Fahrpedal – ein Defekt, der in drei Jahren des elektrisierenden Projekts noch nie vorgekommen war. In der Tabelle schmolz Reiters Vorsprung auf Verfolger Carlberg auf einen Punkt zusammen.
«Diese Rallye war extrem hart», konstatierte Opel Motorsport Direktor Jörg Schrott. «Die Pisten haben ihre Spuren hinterlassen, dennoch haben unser Corsa Rally Electric die Strapazen sehr gut gemeistert. Großes Kompliment auch an unsere Teams, die ihre Fahrzeuge bei dieser enorm anspruchsvollen Rallye teils leicht onduliert, aber in einem Stück ins Ziel gebracht haben. Und der Kampf um die Podestplätze war einmal mehr großes Kino. Ich denke, wir freuen uns alle mit Calle, der seinen ersten Sieg im ADAC Opel Electric Rally Cup absolut verdient hat. Ich freue mich schon auf seine künftigen Duelle mit Max und dem Rest dieser tollen Truppe. Hervorheben möchte ich die einmal mehr tolle Leistung von Sarah Rumeau. Unsere Ladies sind eine echte Bereicherung für den Cup.»
Der vierte Wertungslauf zum ADAC Opel Electric Rally Cup «powered by GSe» findet am 14./15. Juli im Rahmen der Rallye Weiz in der Steiermark statt.(ADAC)
Stand ADAC Opel Electric Rally Cup (nach 3 von 8 Läufen): 1. Reiter 92. 2. Carlberg 91. 3. Pröglhöf 59. 4. Rumeau 57. 5. Lemke 46. 6. Van Hoof 38. 7. Tarta 31. 8. Gudet 30. 9. Rott 28. 10. Callea 27.