Holger Knöbel: Um Erfahrungen reicher
Holger Knöbel und Team
Mit dem klassischen Volvo 142 driftete er ohne grössere Blessuren, dafür mit viel Spass durch die nordfinnischen Wälder. Trotz obligatorischem Ausflug in die Schneewehe erreichte er das Ziel in Rovaniemi als Zweiter in seiner Klasse.
Die Arctic Rallye hielt, was sich die deutsche Rallye-Reisegruppe rund um Holger Knöbel versprochen hatte. Schnee satt, wenig Sonne und klirrende Kälte sorgten nicht nur für Finnland-typische Konditionen, sondern auch für die eine oder andere gefrorene Flüssigkeit. «Ich habe bei den Vorbereitungen extra auf frostsichere Produkte geachtet, die bis minus 28 Grad Celsius ihren vollen Dienst tun. Aber das reichte an dem Wochenende nicht aus», so Knöbel, den es zum Glück nur beim Scheibenwischwasser erwischte.
Nach drei anstrengenden Trainingstagen, die zum grössten Teil dunkel waren, steuerte der 36-Jährige seinen Volvo am Donnerstag über die Startrampe und direkt ins Stadion, wo die Zuschauerprüfung stattfand. «Ich war guter Dinge, denn ich fühlte mich trotz der wenigen Kilometer, die wir bisher gemeinsam zurückgelegt haben, gleich wohl im Volvo», meinte der Pilot.
Genau das sah man auch an den Zeiten. Gleich in der zweiten WP fuhr er auf einen vor ihm gestarteten Porsche auf und landete, beim Versuch ihn zu überholen, in einer Schneewehe. «Sobald man etwas die Strasse verlässt, ist man verloren – das habe ich zu spüren bekommen, aber es ging glimpflich aus und alles war noch heil.»
Mit einem Zeitverlust von drei Minuten machte sich das Duo Knöbel/Mönkemöller wieder auf die Aufholjagd, passierte auch in der nächsten WP den Porsche – diesmal ohne Probleme – doch auch hier endete die Fahrt im Schnee. «Ich habe die Fahrrinne nicht ganz getroffen und war mit meinen Rädern auf dem rausgewirbelten Eis. Da kommen die Reifen gar nicht auf den Boden und so war jede Lenkbewegung für die Katz», fasst Knöbel zusammen.
Mit Schnee bis zum Fenster war an eine Weiterfahrt nicht zu denken, doch als der Schlusswagen zu sehen war, kam auch die Hoffnung zurück, bald wieder im Warmen zu sein. Allerdings sammelte die Besatzung des Schlusswagens nur die Boardkarte ein. «Später zog uns dann ein Bully raus, aber da waren wir schon ordentlich durchgefroren», berichtet Knöbel.
Den Samstag beendeten die beiden Deutschen ohne das kleinste Problem und holten noch ordentlich auf. Die Zeiten, die der ehemalige ADAC Junior Cup-Champion mit dem Volvo vorlegte, waren beachtlich, weshalb er sich im Ziel trotz der Ausrutscher über einen zweiten Platz freuen konnte. «Es war eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich danke allen, die mir diesen Start ermöglicht und mich unterstützt haben. Ich bin sehr froh im Ziel zu sein, werde aber trotzdem auf eine ausschweifende Party heute Abend verzichten, denn 2400 Kilometer Heimreise liegen vor uns», meinte Knöbel.
Bereits am Montag traf der Tross dann in Rheda-Wiedenbrück ein und Knöbel ist sich sicher, dass die 7000 Kilometer, die er in den vergangenen sieben Tagen zurückgelegt hat, mit die erlebnisreichsten, aber auch anstrengendsten seines Lebens gewesen sind.