Matthias Kahle: Sieg knapp verpasst
Matthias Kahle im Skoda Fabia WRC in Tschechien
Bei der Rallye Jeseníky (19.-20. September) erzielten die Sachsen fünf Bestzeiten, der mögliche Sieg glitt ihnen aber schon beim Start von WP 1 durch die Hände. «Man darf sich keinen Fehler erlauben, sonst hat man in diesem hochkarätigen Feld keine Chance mehr zu gewinnen», hatte Copilot Christian Doerr in den Tagen vor der Rallye Jeseníky prophezeit. Bei der eintägigen Asphaltrallye in den südlichen Ausläufern der Sudeten rechnete sich ein halbes Dutzend Teams in R5-Autos und World Rally Cars Siegchancen aus. Wie bei den Läufen zur tschechischen Sprintmeisterschaft üblich, sollte es auch diesmal extrem eng zur Sache gehen.
Die im Skoda Fabia WRC gestarteten Matthias Kahle und Christian Doerr waren eines der Teams mit Siegambitionen, ihr Einsatz bei der Rallye Jeseníky begann aber mit einem Dämpfer. «Am Start der ersten WP ist mir der Motor abgestorben, das hat uns gleich ein paar Sekunden gekostet. Außerdem bin ich auf der dritten Prüfung etwas zu vorsichtig gefahren», zeigte sich der siebenfache deutsche Rallyemeister Matthias Kahle gewohnt selbstkritisch. «Das war eine echt schwierige WP – irre schnell, im Nebel und auf feuchter Strecke. Da fehlte mir der Grip und sicher auch etwas Risikobereitschaft.»
Während Kahle/Doerr auf den besagten Prüfungen über 20 Sekunden einbüßten, war ihr Speed auf den anderen WPs extrem beeindruckend. Die Sachsen erzielten auf den anderen Vormittagsprüfungen zwei Bestzeiten und hielten sich somit in Schlagdistanz zur Spitze: Mit 16,9 Sekunden Rückstand tauchten sie zur Halbzeit auf Platz fünf auf. Nach dem Mittagsservice drehten Kahle/Doerr dann richtig auf: Die Skoda-Piloten waren im zweiten Durchgang 42 Sekunden schneller als im ersten, erzielten drei weitere Bestzeiten und arbeiteten sich immer näher an die Spitze heran. Die Deutschen zogen an Markenkollege Karel Trneny (Skoda Fabia WRC) und an Jan Sykora (Ford Fiesta R5) vorbei und profitierten vom Turboschaden am Citroën DS3 R5 von Miroslav Jakes.
Um ein Haar hätte es für Kahle/Doerr sogar noch zum Sieg gereicht. Im Ziel fehlten lediglich 4,5 Sekunden auf Jaroslav Tomastik im pfeilschnellen Subaru Impreza WRC – etwa so viel Zeit, wie die Deutschen am Start der ersten WP verbrachten. «Christian meinte, es wären vier oder fünf Sekunden gewesen. Ich hatte eher das Gefühl, dass es acht oder neun waren», erklärt Matthias Kahle. «Wie viele Sekunden es genau waren, wissen wir erst, wenn wir uns die Onboards anschauen.»
«Ohne das Problem am Start hätten wir die Rallye wahrscheinlich gewonnen», ergänzt der Dresdner Christian Doerr. «Trotzdem ist der zweite Platz ein sensationelles Ergebnis, und es hat erneut unglaublich viel Spaß gemacht. Die Rallye Jeseníky hatte wieder einen völlig anderen Charakter: Die Strecken waren etwas breiter als sonst und sogar noch schneller. Einmal ist uns der Fabia im Wald bei 140 km/h im sechsten Gang ausgebrochen, das war schon haarig, aber Matthias hatte das Auto sofort wieder unter Kontrolle.»
Schon jetzt freuen sich Kahle/Doerr auf ihren nächsten Start im WRC. Bei der Rallye Vsetin (18. Oktober) werden sie den nächsten Angriff auf den Sieg wagen. «Im Frühjahr sind wir zwei Mal Dritte geworden, jetzt zwei Mal Zweite, da wäre ein Sieg doch der nächste logische Schritt», rechnet Christian Doerr vor.