Schwarz bezwingt die Baja 1000
Schwarz bei der Baja 1000
Diese Baja 1000 wird allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben: Bei der 48. Auflage des Klassikers in der Wüste Mexikos herrschten so extreme und schwierige Bedingungen wie seit Jahren nicht mehr. Dichter Staub in den Silt-Beds und tückische Pisten wirbelten das Gesamtklassement durcheinander und brachten für viele Top-Piloten das vorzeitige Aus. Armin Schwarz, Steven Eugenio und ihr Galindo Motorsports #1 Trophy Truck bestanden diesen Härtetest mit Bravour: Nach 821 Rennmeilen kamen sie unbeschadet auf dem siebten Platz ins Ziel. Für Schwarz war es das erste Top-Ten-Ergebnis im Trophy Truck bei der Baja 1000, die traditionell den Saisonabschluss in der SCORE World Desert Championship bildet.
Schwarz teilweise in Führung
Auf den ersten 285 Rennmeilen entlang der Pazifikküste sprinteten Schwarz und Co-Pilot Bryan Lyttle mit dem Trophy Truck nach vorn. Vom 21. Startplatz aus zeigten sie einen beherzten Einsatz und waren schon bald an der Spitze mit dabei. «Da wussten wir: Jetzt fahren wir mit um den Sieg», sagt Schwarz. «Die Positionen wechselten ständig, jeder, der freie Fahrt hatte, jagte nach vorn. Und wir waren mittendrin im Feld der zehn schnellsten Fahrzeuge und lagen teilweise sogar in Führung.»
Doch als der Kurs nach 285 Rennmeilen ins Landesinnere abbog und die ersten Silt-Beds zu bewältigen waren, zeigte die Baja 1000 ihren bissigen Charakter. Das erste Mal unfreiwillig ausgebremst wurden Schwarz und Lyttle an der Einfahrt in einen Wash, ein ausgetrocknetes Flussbett. «Die Route führte über einen Pass hinunter in ein Tal und dann über ein so genanntes ‚Bottleneck‘, also einen Flaschenhals, hinein in den Wash», schildert Schwarz. «Diese Engstelle mit einer knapp drei Meter hohen Kante war der einzige Weg hinein in das Flussbett. Normalerweise ist das mit einem Trophy Truck kein Problem, doch nach den Pre-Runs war die Spur so tief, dass Tavo Vildosola, der zu diesem Zeitpunkt Zweiter war, mit seinem Truck steckenblieb. Er steckte da quasi wie ein Korken in einem Flaschenhals und blockierte die Zufahrt zum Wash.»
Null Sicht!
Für die Fahrzeuge dahinter gab es kein Durchkommen mehr, auch nicht für den Galindo Motorsports #1 Trophy Truck. Also suchten sich die Teilnehmer andere Wege – bei null Sicht! «Es war dunkel, der Staub hing dicht in der Luft und du hast gerade mal noch deine eigene Motorhaube gesehen», so Schwarz. «Robby Gordon hat versucht, weiter rechts über eine Kante in den Wash hineinzufahren. Doch er hat zu spät gemerkt, dass die Kante fast vier Meter hoch war. Er wollte noch Gas geben, um zu springen, doch unten blieb er dann mit der Schnauze im Sand stecken und die Hinterräder hingen in der Luft.»
Dennoch war diese Spur die vielversprechendste, und so entschieden sich auch Schwarz und Lyttle für diesen Weg. «Bryan lief so weit es ging im Scheinwerferlicht nach vorn und hat gesehen, dass wir dort irgendwie in den Wash hineinfahren können. Aber auch wir hatten Pech und sind genau einen Meter hinter Robby mit der Schnauze im Sand steckengeblieben. Hätte ich Gas gegeben, um zu springen, wären wir direkt auf seinem Dach gelandet.»
Schwarz und Lyttle befreiten sich aus ihrer misslichen Lage, doch es folgten weitere 45 Rennmeilen durch den dichten Staub der Silt-Beds. «Man kann sich gar nicht vorstellen, wie endlos 45 Meilen, also über 70 Kilometer, sein können, wenn man nichts sieht – nicht einmal mehr die eigene Motorhaube. Es war extrem. Du fährst blind und weißt nicht mehr, ob du überhaupt noch in der richtigen Spur bist. Stellenweise kam dann auch noch Nebel dazu, und der ganze Staub, der in der Luft hing, hat sich mit der Feuchtigkeit vermischt und blieb sofort an deinem Visier hängen. Da half auch kein Wischen – das war, als hätte dir jemand das Visier verschmiert. Steven hatte in seinem Part dann auch solche Abschnitte. Die Silt-Beds waren in diesem Jahr wirklich unglaublich. Fast jeder musste sechs oder sieben Mal anhalten, weil er einfach nichts mehr gesehen hat.»
Dazu forderten die harten Pistenbedingungen bei vielen Favoriten ihren Tribut: So schieden unter anderem Bryce Menzies, BJ Baldwin und Cameron Steele jeweils mit komfortablem Vorsprung in Führung liegend mit gebrochenen Lenkungen aus beziehungsweise fielen weit zurück.
Doch der Galindo Motorsports #1 Trophy Truck lief trotz der extremen Bedingungen wie ein Uhrwerk. «Wir hatten keinen technischen Defekt, keinen platten Reifen, nichts! Und das ist unglaublich, wenn man weiß, wie heftig die Baja 1000 ist. Man kann sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen, was das Material alles aushalten muss», sagt Schwarz. «Doch alle Technikkomponenten unserer Partner waren perfekt und haben diesen Extrembedingungen getrotzt. Die Lager von Schaeffler, die Federn von Eibach, die Stoßdämpfer von King, die Schmierstoffe von Liqui Moly, die Filter von K&N, die Abgasanlage von Remus – ihnen allen konnten der extreme Sand und die heftigen Pisten nichts anhaben. Dazu hatten wir die neuen 40-Zoll-Reifen von BF Goodrich, die wir als Entwicklungsteam bei der Baja 1000 unter Rennbedingungen getestet haben – die haben ebenfalls super funktioniert. Wir hatten keinen platten Reifen und die Traktion war hervorragend.»
Gutes Ergebnis für Schwarz
Und so zieht Schwarz nach der Baja 1000 zufrieden Bilanz: «Ein Top-10-Resultat ist bei diesen Bedingungen super! Klar, unser Ziel war der Sieg. Und wir hatten auch den Speed dazu, doch das Feld liegt so eng beieinander, dass sich jeder Zeitverlust bemerkbar macht. Das Niveau ist inzwischen so hoch, dass du praktisch ein komplettes 1.000-Meilen-Rennen wie ein Qualifying fahren musst. Schön wäre es natürlich, wenn man sich aus allem heraushalten und den Staub einfach umfahren könnte – aber dann wäre es ja keine Baja mehr. Insgesamt hat sich unser Zeitverlust noch in Grenzen gehalten. Wir sind happy – der siebte Platz geht vollkommen in Ordnung.»
Für Schwarz geht es jetzt gleich ohne Pause weiter. Vom Teamsitz in Kalifornien reist er gleich direkt weiter zur Essen Motor Show am kommenden Wochenende in Essen.