Jessi Langstädtler: Punktejägerin im Twin Cup
Jessica Langstädtler (69) fährt voraus
Es geht vorwärts im Team F73 Academy / Werk2 Racing Team by MCA. Bei den Rennen zum Twin Cup auf dem Schleizer Dreieck waren bei Jessica Langstädtler erneut Punkte fällig. Punkt-Premiere hatte sie bereits bei der vorangegangenen Veranstaltung auf dem Nürburgring gefeiert und bewies nun, dass der Platz in den Punkterängen in dem prall gefüllten Cup keine Eintagsfliege war.
«Ich fühle mich unglaublich wohl im Moment», begründet Langstädtler das Ansteigen ihrer Formkurve. «Ich kann mich das erste Mal komplett auf mich als Fahrerin konzentrieren und weiß, mein Bike passt. Was wir im Cup dieses Jahr für ein Niveau haben, ist der absolute Wahnsinn. Die Zeiten der Spitze sind auf jeder Strecke um 3-4 Sekunden schneller geworden.» Während Jessica Langstädtler von Anfang an auf Punkteränge spekuliert hatte, dämpfte der Papa zu Beginn der Saison beim Blick auf die Teilnehmer die Erwartungen und spekulierte an einem guten Tag auf eine Top-20-Platzierung.
«Jetzt wühlen wir mehr und mehr in den Punkten rum», freut sich die Pilotin, «und ich fahre in einer Gruppe, die um Platz 10 kämpft. Ich merke, ich kann mithalten. Leider war es die letzten Male immer so, dass ich Gruppen angeführt habe. Ich muss schauen, dass ich nun an der Gruppe weiter vorne anschließe und mich dort dranhänge und vor allem nicht abreißen lasse. Es geht, ich merke es.»
Das Team Team F73 Academy / Werk2 Racing Team by MCA wurde für die Saison 2021 neu auf die Beine gestellt. In der IDM Superbike geht Leon Langstädtler ins Rennen, Teamkollege Christof „Fifty“ Höfer hofft, bis zum Finale auf dem Hockenheimring die durch einen Sponsorenausfall entstandene Lücke zu schließen und selbst anzugreifen. Bis dahin geht er seinem Job im Teammanagement und als Riding-Coach nach. «Wenn ich an Rennen 1 in Oschersleben zurückdenke», erinnert sich Langstädtler, «wie unsicher ich mit allem war, merke ich jetzt, was wir als Team bis heute erreicht haben. Ich wurde extrem gestärkt und das nur durch das Wissen, ich habe Männer, die zu und hinter mir stehen. Meine Ergebnisse sind keine Eigenleistung, sie sind eine Teamleistung und ich bin so happy, eine so starke Crew hinter mir stehen zu haben. Und da ist mir egal, was vielleicht auch hinter meinem Rücken gesprochen wird, ich zeige derzeit, dass ich auch als Frau mithalten kann.»
«Anfangs der Saison war mein Kopf total blockiert», gibt sie zu. «Gemeinsam mit Fifty, aber auch dem Vertrauen, das ich meinem Team mehr und mehr schenken kann, habe ich einen Knoten im Kopf gelöst und kann seit kurzem wirklich das erste Mal richtig frei fahren. Und das mit 100% Vertrauen und 200% Spaß da draußen. Papa Martin Jung hat unsere Truppe super im Griff. Alle sind motiviert und stehen hinter mir, was mir viel bedeutet. Ich bin so dankbar für alles.»
«Jessi macht eine wahnsinnige persönliche Entwicklung durch», freut sich auch Swen Drecker, der für die Technik verantwortlich ist. «Schon bei unserem Wintertest in Rijeka merkte ich eine extreme Motivation und den Willen, sich in einem Feld gegen über 40 starke Racer durchzusetzen. Ihr kämpferischer Ehrgeiz zahlt sich immer mehr aus. Sie überzeugt jedes Event wieder und steckt die Fahnenstange immer höher. Ich habe ihr solche Positionen von Anfang an zugetraut, bin jedoch überwältigt, wie schnell wir auf diesem Niveau angekommen sind. Sie macht einen richtig starken Job.»
«Es ist klasse gelaufen», freute sich nach Platz 14 auch Teamchef Martin Jung. «Jessi hat erneut absolut abgeliefert. Wir standen auf dem Dach des LKW und haben bis zum Ende mitgefiebert und tatsächlich nicht gedacht, dass sie es schafft, sich durchzusetzen gegen die starke Gruppe, die sie Millimeter hinter sich im Nacken hatte. In einem 44-Mann starken Feld sich als Mädel so zu präsentieren, ist schon cool.»
Bruder Leon Langstädtler hat es in der IDM Superbike mit ordentlichen Kalibern zu tun. Im ersten Rennen musste der von Rang 17 gestartete BWM-Pilot die Box ansteuern und fuhr im zweiten Lauf auch auf Rang 17 über die Ziellinie. «Für Schleiz war ich mit meinen Zeiten zufrieden», beurteilt er sein IDM-Wochenende, «würde aber gerne die eine Sekunde nach vorne bald schließen, um eine Gruppe weiter vorne zu sein. In der IDM ist das Niveau mal wieder hart. Meine Rennpace am Nachmittag war super. Bloss meine Probleme mit dem Arm muss ich in den Griff kriegen.»
.«Wir wachsen mehr und mehr zusammen», sind sich die Teammitglieder einig. «Es herrscht eine familiäre Atmosphäre auf einer professionellen Ebene. Die Gruppe passt. Natürlich müssen wir als neu zusammengeschlossenes Team noch einiges lernen, aber die Abläufe sind klar, strukturiert und rund. Wir nehmen auf jedem Event neue Herausforderungen mit und sammeln neue Erfahrungen. Die Wissbegierde und Motivation lassen nicht nach. Das macht Spaß.»