Ruben Xaus (41): «Bautista schlug Rea ins Gesicht»
Zwischen Álvaro Bautista und Jonathan Rea geht es fair zu – auf und neben der Strecke
Seit Álvaro Bautista in der Superbike-WM das Stürzen lernte, hat sich die Meisterschaft um 180 Grad gedreht. Innerhalb nur vier Meetings wandelte sich ein 43-Punkte-Vorsprung in einen 81-Punkte-Rückstand um. Bis nach dem siebten Event in Misano führte der Spanier die Superbike-Weltmeisterschaft an, zeitweise hatte er sogar 61 Punkte Vorsprung auf den vierfachen Champion Jonathan Rea (Kawasaki). Er gewann dieses Jahr schon 14 Rennen. Fünf Rennstürze ließen Bautista in eine tiefe Krise fallen.
Eine Situation, die sein spanischer Landsmann Ruben Xaus durchaus nachvollziehen kann. Der mittlerweile 41-Jährige fuhr in der Superbike-WM elf Laufsiege ein, 2003 im Ducati-Werksteam wurde er Vizeweltmeister. Auch Xaus stürzte mehrmals in aussichtsreicher Position.
«Die Anfangsphase der Saison, als Álvaro noch keinen Druck von irgendjemandem hatte und keine Erwartungen an ihn gestellt waren – auch nicht von ihm selbst – sagte er sich wahrscheinlich, so lange es gut geht, werde ich weiter pushen», sagte Xaus wohl aus eigener Erfahrung. «Wenn dann aber etwas schief geht, nimmt der Druck zu. Er wird größer und größer, wenn man in zwei oder drei Rennen in Serie Fehler macht. Die Situation wird noch schlimmer, wenn der Gegner zeitgleich keinen Fehler macht.»
«Dann kommen die vielen technischen Aspekte hinzu, wenn sich das Bike nicht mehr so anfühlt, wie man es gewohnt ist. Es ist nicht so, dass Alvaro plötzlich alles falsch macht. Vielleicht ist es nur so, dass sich der Wind gedreht hat und die Dinge schwieriger werden. Seine Rivalen sind eher daran gewöhnt, unter diesem Druck zu stehen – und sie kommen besser damit klar.»
Unter Druck stand auch Titelverteidiger Jonathan Rea, für den Siege plötzlich nicht mehr selbstverständlich waren.
«Rea hat im ersten Teil der Meisterschaft viel gelernt, weil er mit einem Rivalen zu tun hatte, wie er es noch nie zuvor hatte», ist der Spanier überzeugt. «Er führt diese Meisterschaft seit vier Jahren an. Plötzlich kommt jemand und schlägt ihm ins Gesicht. Aber er wurde nicht nervös, er wurde nicht verrückt und fing an, Fehler zu machen. So konnte er konstant vorne mitfahren und fast immer zweitbeste Fahrer auf der Strecke sein. Rea hat gelernt, dass man, selbst wenn man vier Titel gewinnt, nicht nachlassen darf. Er, sein Team und Kawasaki haben es geschafft. Früher hätten sie durchaus denken können: Wenn wir mit einer Hand auf dem Rücken gebunden gewinnen, warum sollen wir mehr investieren? Die erste Saisonhälfte hat sie angespornt, sich mehr anzustrengen.»