Johnny Rea skeptisch: Wer schaut sich drei Rennen an?
«Wir müssen die Dorna unterstützen in ihren Bemühungen, die Meisterschaft zu verändern und dadurch das Interesse hoch zu halten», bemüht sich Weltmeister Jonathan Rea um politische Korrektheit. «Aber wir haben uns weit von dem entfernt, was die Superbike-WM ursprünglich ausmachte, mit zwei Rennen am Sonntag. Es ist, wie es ist, positiv wie negativ. Die Zeit wird uns zeigen, ob es der richtige Weg war. Ich mag Rennen fahren, aber unter drei Rennen an einem Wochenende leidet die Show. Wer zuhause schaut sich drei Rennen an, abgesehen von Diehard-Superbike-Fans? Ich habe Kinder, ich kann mir an einem Wochenende kaum eine MotoGP-Session ansehen und ich liebe Motorräder. Und viele Leute verstehen nicht mehr, wie es abläuft.»
Promoter Dorna hat das Format der Weltmeisterschaft die letzten Jahre mehrfach geändert. Erst gab es einen neuen Zeitplan für zwei Rennen am Sonntag, um im Fernsehen nicht mit der Formel 1 zu kollidieren.
Dann wurde die zwei Renne aufgeteilt, eines am Samstag und eines am Sonntag. Damit wurde der Samstag aufgewertet und auch die TV-Stationen freuten sich.
Weniger Freude hatten die lokalen Veranstalter, weil die Fans vor Ort am Sonntag weniger geboten bekamen.
Also wurde für 2019 ein zusätzliches, drittes Rennen etabliert, das am Sonntagmorgen als Sprintrennen über die halbe Distanz und mit halben Punkten ausgetragen wird.
Somit sehen wir dieses Jahr die beiden Hauptrennen am Samstag und Sonntag, für gewöhnlich um 14 Uhr Ortszeit, sowie das Sprintrennen am Sonntag um 11 Uhr.
Für einige Kritik sorgte der Umstand, dass das Sprintrennen in den Statistiken gleich zählt, wie die Hauptrennen. Da in der 1988 eingeführten Weltmeisterschaft mehrfach das Punktesystem geändert wurde, ist dieser Einwand nur bedingt stichhaltig, da die Statistik schon mehrfach verfälscht wurde.
Macht es für dich einen Unterschied, ob du ein Sprintrennen oder ein Hauptrennen gewinnst, fragte SPEEDWEEK.com bei Johnny Rea nach. «Nein. Ich gehe das Sprintrennen auch wie ein richtiges Rennen an und nicht wie eines, für das es nur die Hölfte Punkte gibt. Aber für mich ist es falsch, das Sprintrennen in der Statistik zu führen», hielt der Rekord-Sieger fest. «Ich bin jetzt die elfte Saison in der Superbike-WM. Kommt heute der gleiche Fahrer wie ich in die WM, kann er in einem Drittel weniger Zeit auf gleich viele Siege kommen.»
Außerdem können jetzt pro Wochenende nicht mehr maximal 50 Punkte erobert werden, sondern 62. «Mit den drei Rennen an einem Wochenende hat sich alles geändert», hielt WM-Leader Rea fest. «Mit 81 Punkten Vorsprung und zwei Rennen am Wochenende bist du in einer komfortablen Situation. Aber es kommen noch zwölf Rennen, da kann viel passieren. Die letzten zwölf Rennen wurde die WM umgedreht. Wir sind in einer guten Ausgangslage, dadurch ist der Druck nicht so hoch. Letztlich musst du die WM aber am Ende gewinnen, dann entsteht der Druck von alleine.»
Würdest du es bevorzugen, zum alten System mit zwei Rennen am Sonntag zurückzukehren? «Ich ja», unterstrich der 32-Jährige. «Aber das Fernsehen mag das nicht, das müssen wir respektieren. Sie generieren viel des Geschäfts. Und die Fans zuhause genießen es, sich am Samstag und Sonntag ein Rennen zur Mittagszeit anzusehen. Ich fahre auch vier Rennen, wenn es vier gibt.»