Honda-Teamchef Colom: «So etwas noch nie erlebt»
Honda-Werksfahrer Leon Haslam
Mit Honda, Kawasaki und Yamaha sind drei japanische Hersteller in der Superbike-WM dabei. Kawasaki und Yamaha arbeiten zwar auch mit den Rennabteilungen in Japan zusammen, die Hauptarbeit wird aber in Europa erledigt.
Anders bei Honda. Hinter deren Auftritt steht die Honda Racing Corporation in Asaka, die größte Rennabteilung im Zweirad-Motorsport.
Japan hat die Coronakrise bislang gut gemeistert, offiziell gibt es nur 2000 Infizierte, 56 Tote werden dem Virus zugerechnet.
Ganz anders Spanien, wo das Superbike-WM-Team von Honda mit den Fahrern Alvaro Bautista und Leon Haslam in Barcelona beheimatet ist. Mit registrierten 94.000 Infizierten und über 8000 Toten ist Spanien das nach Italien am meisten betroffene Land in Europa.
«Die jetzige Situation entstand unerwartet, keiner weiß wie es weitergeht», sagte Honda-Teammanager Jaume Colom gegenüber worldsbk.com. «So etwas haben wir noch nie erlebt. Jetzt steht die Gesundheit an erster Stelle, der Sport rückt in den Hintergrund. Erst wenn Covid-19 ausgerottet ist und sich die Situation stabilisiert hat, können wir die sportlichen Aktivitäten wieder aufnehmen und darüber reden, wie es im Kalender weitergeht.»
Wie gehen deine Fahrer mit der Lage um? «Bautista ist seit Tagen zuhause und verzichtet auf das Training draußen», erzählte Colom. «Haslam konnte sich länger vorbereiten, weil die Restriktionen in Großbritannien erst später in Kraft traten. Normalerweise trainieren sie auf unterschiedliche Art, damit es nicht zu eintönig wird. Jetzt spulen sie ein Standardprogramm ab, das sie zuhause erledigen können. Ohne Fitness-Studio, Motocross oder Mountainbiken. Wenn das länger so bleibt, wird sie das stressen.»
Frühestens Anfang Juli geht es in Donington Park weiter, wohl eher Anfang August in Oschersleben. Das beschneidet die Entwicklungspläne aller Hersteller, wobei sich Honda in einer privilegierten Position befindet.
«Wir wussten von Anfang an, dass es nicht leicht wird», unterstreicht Colom. «Was die Logistik betrifft, begannen wir bei null. Wir mussten grundlegende Dinge wie das Material, Werkzeug und Personal organisieren. Das braucht viel Zeit und bedeutet viel Arbeit. Die derzeitigen Umstände betreffen uns auch sportlich, weil was wir vor allem brauchen, ist Streckenzeit. In Japan wird zwar weitergearbeitet, wir selbst können am Motorrad aber nichts weiterentwickeln. Arbeiten in den Büros von HRC sind nicht dasselbe, wie Arbeit auf der Rennstrecke. Sämtliche Daten von Australien wurden ausgewertet. Was uns jetzt vorwärtsbringen würde, wäre Motorradfahren.»