Chaz Davies: Ducati muss für WM-Titel einiges ändern
Chaz Davies fährt seit sieben Jahren für Ducati
Seit Wochen ziehen sich die zähen Verhandlungen zwischen Chaz Davies, Ducati und dem Aruba-Team hin – doch 2021 soll die achte gemeinsame Saison werden.
Ducati hat inzwischen eingesehen, dass Michael Rinaldi zwar über viel Talent und den nötigen Speed verfügt, über eine Saison kann er Davies bislang aber nicht das Wasser reichen.
Der Brite festigte mit den Rängen 4, 5 und 3 in Magny-Cours seinen dritten Platz in der Weltmeisterschaft und baute den Vorsprung gegenüber Michael van der Mark (Pata Yamaha) von 10 auf 19 Punkte aus.
Bei Ducati wird deshalb fieberhaft überlegt, wie sie mit Redding und Davies im Werksteam weitermachen und Rinaldi gleichzeitig befördern können. Die offensichtliche Lösung wäre, eine dritte Werks-Panigale im Aruba-Team einzusetzen – das gab es 2018 schon einmal.
Aruba-Chef Stefano Cecconi, seit 2016 der größte Förderer von Rinaldi, hat aber erkannt, wie wohl sich sein Schützling im familiären Go-Eleven-Team fühlt und wie er dort aufgeblüht ist. Niemand will ihn aus dieser Umgebung reißen: Die Befürchtungen sind groß, dass das sensible Talent dann nicht mehr zu solchen Leistungen wie jetzt fähig ist.
Es zeichnet sich ab, dass Ducati Rinaldi mit einer Werks-Panigale ausstattet, ihn aber im Team Go Eleven lässt. Aruba und Ducati könnten Go Eleven finanziell, personell und materiell unter die Arme greifen. Das käme deutlich günstiger, als das Werksteam auf drei Fahrer aufzustocken. Und hätte den nicht zu verachtenden positiven Nebeneffekt, dass Rinaldi in seinem geschätzten Umfeld bleiben und dort ohne Druck für zukünftige Aufgaben vorbereitet werden kann.
Davies hat in Barcelona sein erstes Rennen dieses Jahr gewonnen, insgesamt preschte der 33-Jährige siebenmal aufs Podium. «Ich will nicht nach einzelnen Ergebnissen beurteilt werden», unterstreicht er. «Nicht aufgrund des Siegs in Barcelona oder des dritten Platzes in Magny-Cours. Ich will nachdem beurteilt werden, wofür ich kämpfe. Das ist, dem Team dabei zu helfen, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Aus unerfindlichen Gründen wurden wir immer nur Zweiter.»
Seit 2011 hechelt Ducati einem WM-Titel hinterher, damals triumphierte Carlos Checa mit der 1098R im Althea-Team. Aus diesem Grund brachte Ducati 2019 zum ersten Mal in der Firmengeschichte ein Vierzylinder-Superbike und ließ damit die erfolgreichen Zweizylinder-Jahrzehnte hinter sich.
Doch obwohl Alvaro Bautista letztes Jahr 16 Siege gelangen, verlor er die Weltmeisterschaft gegen Jonathan Rea und Kawasaki. Gleich wird es Redding in diesem Jahr ergehen. Rea muss beim Finale in Estoril lediglich drei Punkte einfahren, sollte Redding alle drei Rennen gewinnen.
Davies, von 2015 bis 2018 der härteste Widersacher von Rea im Titelkampf, hat das Pech, in derselben Ära wie der erfolgreichste Superbike-Pilot aus dem Kawasaki-Werksteam zu fahren. «Daran denke ich nicht», betonte er gegenüber SPEEDWEEK.com. «Um Johnny und dessen Gesamtpaket zu schlagen, musst du alles auf ein perfektes Level bringen, alles muss passen. Sie bringen ihren gesamten Einsatz in diesem Fahrerlager und haben kein Interesse an MotoGP. Jegliche Aufmerksamkeit von ihnen gehört zu jeder Zeit dieser Meisterschaft. Um sie zu schlagen, muss man etwas besser machen. Ich glaube, dass wir viele Sachen besser machen können, dafür müssen sich aber einige Dinge ändern.»
Fällt die Beurteilung des Ducati-Managements identisch aus? «Ich bin mir nicht sicher», grübelte Davies. «Ich meine das auch nicht negativ, ich sage nicht, dass es grundlegende Probleme gibt. Ich wurde Zweiter in der Weltmeisterschaft, Alvaro wurde Zweiter, Scott wird Zweiter – unser Level ist offensichtlich sehr gut. Um den nächsten Schritt zu machen und Rea zu schlagen, müssen wir aber besser werden, als wir es momentan sind. Ich halte das für möglich, dafür muss aber jeder seinen Teil beitragen. Auf diesem Level geht es um Details in jedem Bereich. Sie machen den Unterschied aus, um in der Weltmeisterschaft von Platz 2 auf 1 zu rücken.»