Unverständnis bei Jonathan Rea über Strategie von BMW
Eugene Laverty (li.) und Jonathan Rea
Seit dem Finale in Estoril am 18. Oktober erlebten wir fünf Tage Wintertests, bevor alle in die Pause gingen: Einen in Estoril am Tag darauf und jeweils zwei im November in Jerez und Aragon. Weil der letzte Testtag in Aragon wegen Nebel ausfiel, konnte ein Fahrer auf höchstens vier Testtage kommen.
Das Maximum erreichten nur Kawasaki-Werksfahrer Alex Lowes und Pedercini-Pilot Loris Cresson. Mit drei Tagen folgen Andrea Locatelli (Pata Yamaha) und Weltmeister Johnny Rea (Kawasaki). Auf zwei Tage kommen zahlreiche andere Piloten, unter ihnen die Ducati- und Honda-Werksfahrer. Lediglich BMW sticht mit nur einem Testtag heraus, dem Roll-out der neuen M1000RR in Estoril.
BMW-Teamchef Shaun Muir begründete diese Strategie wie folgt: «Es würde nichts bringen, jetzt etwas zu überstürzen. Einige Teile müssen wir noch vorbereiten, der späte Saisonstart kommt uns entgegen.»
Jonas Folgers Bonovo-Action-Teamchef Michael Galinski stößt ins selbe Horn: «Warum hätten sie mit dem alten Material testen gehen sollen, wenn das neue in der Mache ist? Das schwächt dich nur. Wenn die WM im April anfängt, dann brauchst du nicht im November testen gehen. Die Hausaufgaben werden jetzt gemacht, vor der Saison sind zehn Testtage geplant.»
Rennfahrer sehen das naturgemäß anders, sie wollen so viel wie möglich fahren. Während des großen Wintertests in Jerez, bei dem elf Fahrer dabei waren, darunter die Werksteams von Kawasaki, Yamaha und Honda, musste sich BMW einige Kritik gefallen lassen – die Ernsthaftigkeit des Projekts wurde in Frage gestellt.
«Ich konnte nicht glauben, dass Ducati und BMW nicht dabei waren», meinte Rea zum Jerez-Test. «Ich bin sehr stolz auf mein Team, dass wir immer sehr viel testen. Jeden Tag auf dem Motorrad kannst du etwas lernen, selbst in meinem Alter und mit so einem erfahrenen Team. So viel zu testen wie möglich, ist wichtig.»
So sieht das auch Eugene Laverty, der 2021 für das neue BMW-Satelliten-Team RC Squadra Corse von GSS-Boss Roberto Colombo fährt. «Wenn es um die Chassis-Balance geht, dann brauchst du Tests», unterstrich der Nordire gegenüber SPEEDWEEK.com. «Nur so verstehst du, was dieses Motorrad braucht, damit es besser um die Kurven fährt. Weil die nächste Saison relativ spät beginnt, haben wir vorab mehr Zeit zum Testen. Das ist der Schlüssel – der siegreiche Hersteller war bereits beim Testen. Wenn du dich verbessern willst, dann musst du diese Runden abspulen. Die Informationen, die du an einem Testtag auf trockener Strecke sammelst, entsprechen jenen, die du an drei Rennwochenende bekommst. Die Superbike-WM ist heute auf einem sehr fortgeschrittenen Level.»
Kalender der SBK-WM 2021:
23.–25. April Assen/Niederlande
07.–09. Mai Estoril/Portugal
21.–23. Mai Aragon/Spanien
11.–13. Juni Misano/Italien
02.–04. Juli Donington Park/Großbritannien*
03.–05. September Magny-Cours/Frankreich
17.–19. September Barcelona/Spanien
24.–26. September Jerez/Spanien
01.–03. Oktober Portimao/Portugal
15.–17. Oktober San Juan/Argentinien**
12.–14. November Lombok/Indonesien**
noch offen Phillip Island/Australien**
noch offen**
*nur Superbike
** ohne Supersport 300