Marvin Fritz (Yamaha): Fette Punkte beim SBK-Debüt
Rechts Marvin Fritz, links Riding-Coach Max Neukirchner
Im ersten freien Training markierte Marvin Fritz als Wild-Card-Pilot die viertschnellste Zeit. Klar, gilt es so einem Ergebnis zu so früher Stunde keine allzu große Bedeutung beizumessen. Wie sich am ersten Renntag beim Debüt der Superbike-WM in Most herausstellte, war es im Fall des 28-jährigen Langstrecken-WM-Piloten aus Neckarzimmern aber sehr wohl ein ernstzunehmender Fingerzeig.
In der Superpole stellte er das ca. fünf Kilogramm abgespeckte EWC-Bike, welches trotzdem noch fünf bis sieben Kilogramm schwerer als ein aktuelles WM-Superbike ist, auf den zwölften Startplatz. Im Rennen kam er als 15. aus der Startrunde zurück, verlor im nachfolgenden Umlauf zwei Positionen und arbeitete sich danach, wenngleich begünstigt von dem einen oder anderen Sturz, bis auf Rang 10 nach vorn.
«Das erste Training hat mit Platz 4 gleich super angefangen. Auch Platz 7 am Samstagmorgen war super. Die Superpole war schwierig, weil ich zuletzt vor fünf Jahren in der IDM mit Pirelli-Qualifyer gefahren bin, als diese noch erlaubt waren. Von daher war es halt schwierig und ich habe auch keine perfekte Runde zusammengebracht. In meiner schnellsten Runde ist mein Teamkollege Karel Hanika gestürzt, da war dann gelb. Aber hätte mir vorige Woche jemand gesagt, ich starte hier von Platz 12 und beende das erste Rennen als Zehnter, und das mit einem Langstrecken-Motorrad, hätte ich gesagt das wäre mega geil und ein Traum», sagte er anschließend.
«Sechs WM-Punkte, in der Tabelle nur zwei Punkte hinter Jonas Folger nach nur einem Rennen, das kann sich sehen lassen», meinte der Yamaha-Pilot mit verschmitztem Lächeln im Gesicht zum innerdeutschen Fern-Duell. Zur obligatorischen Prestige-Frage erklärt er: «Eigentlich sind wir ohne große Erwartungen hier her gekommen. Aber den Teamkollegen oder den nächsten Deutschen will man schon schlagen.»
Die Vorbereitung zur kleinen Sensation war allerdings eher karger Natur. «Wir haben hier nur einen Tag die Pirelli-Reifen getestet. Geplant waren drei Tage, doch die anderen beiden hat es geregnet und wir hatten keine Regenreifen dabei. In der EWC fahren wir Bridgestone, und auf diese ist das ganze Motorrad abgestimmt. Deshalb war es mehr ein Gewöhnen an die Pirellis als ein richtiger Test. Außerdem war in der Woche danach wieder EWC in Estoril, weshalb wir damals noch gar nichts umgebaut hatten.»
Danach spendierte Team Yamaha Austria Racing für Most-Wochenende den beiden Bikes von Marvin Fritz und Karel Hanika eine andere Bremsanlage, sprich andere Sättel und Scheiben. In der Langstrecken-WM müssen die Bremsen sechs, sieben Stunden bis zum Wechsel halten. In der Superbike-WM sind sie nach ein, zwei Rennen verschlissen, weil sie einfach viel aggressiver sind.
Zudem hatte man ungefähr sieben oder acht PS mehr Leistung als in der EWC-Konfiguration. «Dennoch fehlen mir beim Top-Speed immer so zehn bis 15 km/h auf die Spitze. Klar, da habe ich auf den langen Geraden immer Zeit verloren und musste diese in den engeren Passagen wieder gutmachen bzw. mit Gewalt innen rein stechen, um zu überholen. Aber im Endeffekt muss das Motorrad vor allem fahrbar sein. Um ehrlich zu sein, hätte mir das niemand gesagt, hätte ich das vielleicht noch nicht einmal gespürt.»
Mit einer Portion Genugtuung, als Langstrecken-Pilot so gut mitgehalten zu haben, merkt Marvin Fritz an: «Da sieht man auch einmal das Niveau von der Langstrecken-WM. Viele denken, dass wir da so mit 80 oder 90 Prozent, nur um einfach die Rennen fertig zu fahren. Aber so ist es heutzutage längst nicht mehr.»
Viel wird immer über Riding-Coaches gesprochen. Marvin Fritz hat mit dem auf den Tag genau zehn Jahre älteren Max Neukirchner einen solchen und folgende Meinung: «Ein Riding Coach hilft echt und ist Gold wert. Also zumindest bei mir ist das der Fall. Die ganze Auswertung ist sehr hilfreich und Max sieht von außen oftmals Dinge, die mir beim Fahren gar nicht auffallen.»
Für den Sonntag nimmt sich Marvin Fritz Platzierungen zwischen sieben und zehn vor. Potenzial sieht er vor allem bei der Reifenwahl. «Da waren wir heute mit dem härteren Vorderreifen etwas zu vorsichtig. Die Yamaha-Werksfahrer haben den weicheren genommen. Man hat ja gesehen, dass er gehalten hat und es somit die richtige Wahl war. Okay, sie haben halt mehr Erfahrung. Mit Platz 10 haben wir jetzt einmal eine gute Platzierung im Rücken, da können wir am Sonntag etwas mehr riskieren.»