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Mindestgewicht: Wie die Hersteller verärgert wurden

Von Ivo Schützbach
Der leichte Alvaro Bautista ist Auslöser der Diskussion um ein kombiniertes Mindestgewicht aus Fahrer und Motorrad

Der leichte Alvaro Bautista ist Auslöser der Diskussion um ein kombiniertes Mindestgewicht aus Fahrer und Motorrad

Das Thema Mindestgewicht für die Kombination aus Motorrad und Fahrer ist in der Superbike-WM vorläufig vom Tisch, obwohl sich bereits alle einig waren. Wie es dazu kam, ist kurios.

Im Reglement der Superbike-WM 2022 war unter Paragraph 2.4.4 «Gewichtslimit» als Anhang zu Absatz f der Vermerk zu finden, dass für 2024 der Vorschlag vorliegt, ein Gewichtslimit für die Kombination aus Motorrad und Fahrer einzuführen.

Was sich durch das Beiwort «Vorschlag» wenig spektakulär liest, hat in Wirklichkeit viel Substanz. Denn, dass so ein Vorschlag überhaupt ins Regelwerk aufgenommen wird, setzt voraus, dass er davor durch alle Instanzen hindurch abgewinkt wurde.

SBK Executive Director Gregorio Lavilla von Promoter Dorna hatte den Vorschlag ebenso befürwortet wie der damalige SBK Technical Director des Motorrad-Weltverbands FIM, Scott Smart, sowie die Repräsentanten der in der MSMA organisierten Hersteller.

Doch am 15. Februar 2023, wenige Tage vor dem Saisonstart in Australien, kam die Mitteilung von der FIM, dass der als Vorschlag titulierte Beschluss gekippt wurde. Es gibt weder für dieses Jahr ein kombiniertes Mindestgewicht, noch steht es für nächstes auf der Agenda.

Als Grund dafür wurde zusammenfassend angeführt, dass es bei den technischen Regeln Kontinuität geben soll.

Der entscheidende Satz in dem FIM-Dokument ist jedoch, dass der Beschluss vom «SBK Permanent Bureau» gekippt wurde.

Dieser übergeordneten Institution, von der nur selten etwas zu hören ist, gehören nur zwei Leute an: Dorna-Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta und FIM-Präsident Jorge Viegas. Sie haben die Macht, in letzter Instanz jeden Beschluss für die drei SBK-WM-Klassen zu vereiteln – solange sie sich einig sind.

Dass es ein solches Gremium gibt, ist seltsam bis kurios. Denn Beschlüsse, die sie kippen, wurden zuvor von ihren eigenen Leuten in Zusammenarbeit mit den Herstellern vereinbart, ohne die es keine Weltmeisterschaft auf hohem Niveau geben würde.

Beobachter könnten den Eindruck gewinnen, als ließe man erst einmal alle machen. Und wenn das Ergebnis am Ende nicht den Vorstellungen entspricht, wird es eben abgeschmettert.

Letztlich werden die Hersteller mit solchen Entscheidungen verärgert und ihre Autorität wird ebenso untergraben wie die von SBK Executive Director Lavilla und FIM SBK Technical Director Ludovic Reignier, der seit diesem Jahr den Posten von Scott Smart innehat, sowie dessen Chef Roland Berger.

Wann immer es Entscheidungen des «SBK Permanent Bureau» gibt, steckt politisches Kalkül dahinter.

Was Viegas gegen ein Mindestgewicht hat, lässt sich von außen schwer beurteilen. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass sich der Portugiese zunehmend in die technische Ausrichtung der seriennahen Weltmeisterschaften einzumischen versucht.

Ezpeleta hat nichts gegen ein Mindestgewicht, der Dorna-Boss lehnt aber eine Regelung ab, die sich gegen einzelne leichte Fahrer richtet und nicht wie bislang auf die Hersteller abzielt. Denn er fürchtet, dass sonst auch in MotoGP Rufe danach laut werden könnten, wenn ein neuer Dani Pedrosa auftaucht. Der Spanier hat sich deshalb dafür ausgesprochen andere Wege zu finden, um für mehr Chancengleichheit zwischen leichten und schwereren Fahrern zu sorgen.

Das Kapitel ist also noch nicht geschlossen.


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